Foto: RC Cipriano

So bauen männliche Gründer erfolgreicher ein Startup auf

Als Antwort auf den Artikel bei Deutsche-Startups, haben sich Lisa Jaspers und Naomi Ryland zehn Tipps für männliche Gründer ausgedacht.

 

Das dominierende Geschlechterverhalten neutralisieren

Unser Aufreger der Woche war ein Artikel des Startup-Magazins Deutsche-Startups. So einen dämlichen Text über Gründerinnen hatten wir noch nie gelesen. Von Beziehungstipps, „Neutralisierung des abweichenden Geschlechterverhaltens“ und Empfehlungen für 24/7-Jobs war dort zu lesen. Der Autor Roger Taiber hat eine Agentur in Regensburg und ist wohl Experte für dumme SEO-Texte. Deshalb schenken wir ihm hier keinen Backlink.

Der Artikel inspirierte nun Lisa Jaspers, Gründerin des Fair-Trade-Labels Folkdays und Naomi Ryland, Mitgründerin der Online-Plattform für soziale Innovation THE CHANGER, zu ganz viel Satire. Danke dafür. Nur nebenbei: Wir sind alle der Meinung, dass Männer und Frauen die gründen, super sind. Ganz unabhängig vom Geschlecht.

1. Wie männliche Gründer ihre Fehler erkennen

Männer gründen zwar weitaus häufiger als Frauen, nichtsdestotrotz tun sie das meist erfolglos. Denn immer noch gehen von zehn Neugründungen neun innerhalb der ersten zwei Jahre Pleite. Ein Unternehmen zu gründen und dies erfolgreich zu machen, ist für Männer oft schwierig, denn viel zu groß ist der eigene Ehrgeiz und die damit einhergehende Ungeduld, endlich allen zu zeigen wer der Größte ist. Mit diesen zehn Tipps für männliche Gründer können Männer ihr dominierendes Geschlechterverhalten neutralisieren und Fehler erkennen, die sie tunlichst vermeiden sollten.

2. Die Partnerin des Existenzgründers

Um ein erfolgreiches Unternehmen aufzubauen, muss man(n) sich stark fokussieren. Genau deshalb erscheint es intuitiv sinnvoll, sich eine wesentlich jüngere Partnerin zu suchen, deren Ansprüche an die eigene Beziehung und an den Partner besser zu „steuern“ sind. Überraschenderweise gibt es aber heutzutage immer mehr Beispiele von gleichberechtigten Partnerschaften, die auch ein wichtiger Erfolgsfaktor für das eigene Unternehmen sein können. Denn wer ist außer der Partnerin so ehrlich, den Gründer offen darauf aufmerksam zu machen, wenn er mal wieder Quatsch erzählt?

3. Von der Idee zur Finanzierung

Am Anfang steht eine Idee, im besten Fall wird diese NIEMALS einem Unternehmensberater vorgestellt und ausschließlich mit befreundeten Gründern (vielleicht auch ausgewählten Gründerinnen) diskutiert und fast niemals mit Eigenmitteln oder einem Kredit, aber sehr häufig mit Investorengeldern umgesetzt. Allzu vielen Leuten sollte man jedoch nicht von seiner Idee erzählen, schließlich könnte ein ehemaliger Studienkollege der WHU noch keine gute Copy-Cat-Idee parat haben. Aber Vorsicht! Auch wenn es erst einmal sehr attraktiv erscheint, das eigene Risiko auf andere abzuwälzen: aufgrund von Geschlecht, Karriere und Altersstruktur vieler Investoren, sogannter VCs (meist männlich, ehemalige Banker und Mitte/Ende 40) könnten diese sich gerade in der Midlife-Crisis befinden, weswegen irrationales Verhalten eher die Regel als die Ausnahme ist.

4. Von der Finanzierung zum (erfolgreichen) Business

Schon alleine die Planung, der Businessplan, Finanzierungsplan oder die Erstellung eines Liquiditätsplanes kosten Zeit und Nerven. Auch wenn man denkt, dass man das nicht braucht und ganz genau weiß was man machen will, macht es TROTZDEM Sinn zumindest das eigene Businessmodell richtig zu verstehen, bevor man irgendeinen Investor findet, den man so dusselig quatscht, dass er einem irgendwann einfach Geld gibt (Auch „Make-him-shut-up-Investment“ genannt). Denn auch wenn es viel Spaß macht, das Geld anderer Leute auszugeben, so kann es besonders zum Ende (der Unternehmung) etwas unangenehm werden, wenn der Investor immer häufiger anruft und erfahren will, was denn mit seinem Geld passiert ist.

5. Der Freundeskreis des Existenzgründers

Während einem die eigenen Freunde oft sehr ähnlich sind und das Gute vielfach so nahe liegt, nervt es richtig, wenn Gründer (ob erfolgreich oder nicht) auch im Privaten über nichts anderes als über ihr eigenes Business reden können (das nervt übrigens auch die Handwerker, Autoverkäufer und die anderen Eltern beim Elternabend). Könnte auch ein Grund für gut besuchte Startup-Veranstaltungen zu irrelevanten Themen am späten Abend sein, denn die eigenen Freunde bzw. Partnerin verdrehen leider schon die Augen, wenn man den neuesten Business Case zum 100. Mal durchdiskutieren will.

Außerdem könnte es für das Business Modell schwierig sein, wenn es darauf basiert, die eigenen Freunde als zentrale Umsatzquelle für die Anfangsphase zu missbrauchen. Je nach Freundeskreis könnte es aber auch ohnehin passieren, dass einen die eigenen Freunde bei der Gründung unterstützen (dabei könnte es sich übrigens auch um ein Shut-him-up-Investment handeln, aber ist ja eigentlich egal). Und Warenproben sowie Rabattgutscheine sind übrigens ganz schlechte Geburtstagsgeschenke!

6. Bewusster auftreten als männlicher Existenzgründer

Zuträglich für das eigene Selbstbewusstsein könnte es sein, bei einer Businessidee erst einmal herauszufinden, ob das eigene Modell überhaupt funktionieren kann. Denn viele Existenzgründer machen den großen Fehler zu denken, dass JEDE Idee skalierbar ist, wenn nur die doofen und inkompetenten Mitarbeiter(innen) nicht wären, die es auch im aktuellen Quartal schon wieder nicht schaffen die frei ausgedachten Sales-Zahlen zu erreichen. Excel-Millionär kann man nämlich ziemlich schnell werden.

Die Selbstdarstellung, das Xing-Profil oder der Lebenslauf mit Foto ist von männlichen Existenzgründern leider viel zu oft zu finden. Denn auf Xing ein erfolgreicher Unternehmer zu sein, zählt leider im richtigen Leben nicht viel. Auch ist es einfach sympathischer, wenn man es als Gründer schafft, ob erfolgreich oder nicht, den Ball einigermaßen flachzuhalten und nicht gleich im zweiten Satz zu erzählen wie viel Geld man in der letzten Runde geraised oder wie viele Mitarbeiter man gerade eingestellt (bzw. gefeuert) hat. Und ob der neue Investor einer aus dem Valley ist.

7. Neutralisierung des dominierenden Geschlechterverhältnis

Auch wenn es schwierig ist, kann es sowohl im beruflichen als auch im privaten Kontext Sinn machen, das Gegenüber auch mal ausreden zu lassen. Auch wenn es dir als Gründer so vorkommt, als hätte die Person, die am häufigsten und lautesten redet, meistens Recht, stimmt das leider nicht. Testet doch einfach mal, ob ihr mit eurem Mitgründer oder der Lebenspartnerin ein konstruktives Miteinander führen und über Meinungsverschiedenheiten auch sachlich diskutieren könnt.

Mitarbeiter (vor allem weibliche) freuen sich übrigens auch ab und zu über Worte der Wertschätzung (auch wenn man das Gefühl hat, dass die eigentlich alle ihren Job noch viel besser machen könnten und man sich die ganze Zeit fragt, was die eigentlich machen). Es hilft übrigens auch, das ab und an mal seinen Mitarbeitern zu erklären.

8. Betrachtet eure Arbeit nicht als Full-life-Job

Wenn ihr um 22 Uhr noch im Büro sitzt und arbeitet, solltet ihr euch die Frage stellen, ob ihr vielleicht schlecht organisiert und unfähig im delegieren seid. Wenn ihr auch Samstags und Sonntags umgehend auf Emails antwortet, könnte der Eindruck entstehen, dass ihr kein Privatleben habt. Das ist erst einmal nicht schlimm, nur ein bisschen traurig. Es ist kein Erfolgsgarant 24/7 zu arbeiten.

9. und 10. Fazit

Nehmt das Gründen auch mal als wirklichen Spaß, insbesondere wenn ihr Artikel mit Tipps zur Neutralisierung von abweichendem oder dominierendem Geschlechterverhalten lest.

 

Lisa und Naomi bei EDITION F folgen

Lisa Jaspers könnt ihr bei EDITION F übrigens hier folgen.

Naomi Rylands Profil findet ihr hier.

 

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