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Wenn ich das bloß schon am Anfang meines Studiums gewusst hätte!

Tut es einer Freundschaft gut, zusammen in einer WG zu wohnen? Warum sollte man keinen Billigwein trinken? Und warum sind große Vorlesungen die besten? Neun Informationen, die bereits am Anfang meines Studiums wirklich hilfreich gewesen wären.

Bilder im Kopf

Generell gehöre ich zu den Menschen, die sich vor einem Ereignis oder einer Veränderung immer den Kopf zerbrechen. Bis ins kleinste Detail versuche ich mir auszumalen, wie es denn sein wird, was passiert, was ich mir erhoffe. Doch manches kann man vorher einfach nicht wissen, sondern erlebt man erst vor Ort. Zum Beispiel, dass man gelbe Säcke nicht einfach bei dm oder Rewe kaufen kann, sondern die blöden Öffnungszeiten des Bürgerbüros abpassen muss. Oder dass es Alkohol in Stuttgart in Lebensmittelgeschäften und Kiosken – wenn denn überhaupt welche vorhanden sind – nur bis 22 Uhr zu kaufen gibt.

Zumindest weiß ich jetzt, Ende des sechsten Semesters, das, was ich gerne schon an meinem ersten Uni-Tag gewusst hätte.

1. Es kommt immer anders, als man denkt.

Es mag Spaß machen oder auch Sicherheit geben, bereits vorab in Gedanken die verschiedenen Szenarien durchzuspielen, doch es kommt immer anders, als man denkt. Ich hätte beispielsweise nie gedacht, dass ich vor Ende meines Studiums aus der WG mit meinem Bruder ausziehe, nur eine wirklich gute Freundin innerhalb meines Studiums finde und lediglich das Ziel vor Augen, dass das Studium bald eine Ende hat, mich motiviert weiterzumachen.

Abgesehen davon hätte ich auch niemals gedacht, dass unser spontaner und recht günstiger New-York-Trip mit einer 1500 Euro teuren Bettwanzen-Behandlung enden oder der Boden unseres Bades wegen eines Wasserschadens komplett wegbrechen würde. Wie ihr merkt: (Böse) Überraschungen gibt es immer.

2. Lass dich nicht einschüchtern – die anderen sind genauso unsicher wie du.

Erster Tag in der Uni: Die eine hat schon jahrelange TV-Erfahrung, kommt gerade aus Afrika, ein anderer arbeitet nebenbei als Tontechniker, wieder jemand anderes hat sich nach einen Jahr Journalismus-Studium in Amerika, natürlich dank eines Stipendiums, doch für Deutschland entschieden. Und du so?

Ähm, ich habe gerade mein Abi gemacht, habe zwischen der letzten Prüfung und Abiball irgendwie mein Pflichtpraktikum geschoben und auf der Interrail-Reise voller Verzweiflung, weil ich kaum Internet hatte, irgendwie meine Bewerbung geschafft. Ja und?! Lass dich vom dem, was die anderen dir erzählen, nicht einschüchtern. Jeder versucht am ersten Tag, oder manche auch noch nach drei Jahren, sich von der besten Seite zu präsentieren und das eigene Können auf dem Silbertablett zu servieren.

Du wirst deine Kommilitonen im Laufe des Semester besser einzuschätzen lernen und merken: Alle ticken gleich und befinden sich auf Augenhöhe. Schließlich wurdet ihr alle, auch du, aus einem Pool von Bewerbern ausgewählt.

3. Freunde sind nicht gleich Freunde.

Wer denkt, das Kindergartengehabe ist spätestens mit der Uni abgeschlossen, liegt leider falsch. Auch hier wirst du schnell in Schubladen gesteckt, von oben bis unten gemustert und hinter deinem Rücken wird über dich geredet. Kindergarten, I know! Daher suche dir deine Freunde sorgsam aus. Jetzt, wo es leider mehr um Leistung gehen und auch ein Konkurrenzdenken entstehen wird, ist es wichtig, dir ein Umfeld aufzubauen, in dem du dich wohlfühlst.

Sollten sich die anfänglichen Freunde, mit denen du in den ersten Unitagen angebandelt hat, als ganz andere Menschen entpuppen, nimm dir das Recht heraus und halte sie auf Abstand. Wer dir nicht guttut, sollte keine Rolle in deinem Leben spielen.

4. Setze Prioritäten.

Meine Hochschule ist in Vaihingen, meine Wohnung in Stuttgart, etwa 30 Minuten Fahrtzeit entfernt. Mir nur der Uni wegen eine Campus-nahe Bleibe zu suchen, kam für mich nie in Frage. Nicht ein einziges Mal wollte ich mit den Studenten tauschen, die nur einen Katzensprung von der Uni entfernt in ihren Gärten vor ihrem Wohnheim saßen, grillten und Bier tranken. Nein, danke. Dann lieber in der Stadt wohnen und dafür einen längeren Anfahrtsweg haben.

Und wenn es sein muss – wir wollen ja ehrlich sein – eignet sich dieser auch mal ganz gut als Ausrede: nicht zur Uni zu fahren und die Zeit in der Vorlesung abzusitzen, sondern stattdessen anderes zu erledigen. Denn, um all deine Verpflichtungen unter einen Hut zu kriegen, musst du lernen, Prioritäten setzen.

5. Billiger ist nicht immer besser.

Der guter Silvaner Weißwein für 2,99 Euro oder die eingepackten Nektarinen für 1,29 Euro – wir kennen es alle. Doch was auf den ersten Blick erfreulich günstig aussieht, ist am Ende meist teurer.

Bei günstigem Wein fehlt das Genuss-Bewusstsein, sodass am Ende mehr getrunken wird – und ganz nebenbei sorgt der gute alte Silvaner, das kann ich aus eigener Erfahrung bestätigen, für ungeheure Kopfschmerzen. Tausend Mal in Plastik eingepackte Nektarinen sind nicht nur umweltschädlich, sondern auch schneller verdorben. Es lohnt sich also durchaus, mehr Geld in qualitativ hochwertigere Lebensmittel zu investieren.

6. Man kann zusammen wohnen, und sich trotzdem tagelang nicht sehen.

„Juhu, dann leben wie endlich wieder in einer Wohnung, können zusammen kochen, abends auf dem Balkon ein Bierchen trinken, feiern gehen.“ So in der Theorie. Wenn du aber den ganzen Tag Vorlesungen hast, dein Bruder aka Mitbewohner Architektur studiert, bis morgens früh in der Uni hockt und drei Stunden schläft, wenn du schon wieder weg bist, sieht die Praxis anders aus. Dann schläft man tatsächlich nur eine Wand voneinander entfernt und sieht sich trotzdem fünf Tage lang nicht. Daher: Auch, wenn ihr in einer WG wohnt, nehmt euch bewusst füreinander Zeit.

7. Verschwende deine Zeit nicht mit „irgendwelchen“ Jobs.

Ich stand schon oft als Hostess in Rock, Bluse, einem scheußlichen gelben Halstuch und unbequemen Schuhen auf irgendwelchen Messen, habe Säfte im tristen Supermarkt promotet, während draußen der Sommer losging und bei Minusgraden und Regen als Wegleiterin acht Stunden lang die Minuten gezählt. Die Jobs mögen zwar in kurzer Zeit relativ viel Geld einbringen, aber ganz ehrlich: Überlegt euch gut, ob es euch das wirklich wert ist. Dann verzichte ich lieber auf ein paar Tage Urlaub oder eine neue Jacke, als mir den Stress zu geben und mich für dumm verkaufen zu lassen – den Stempel hast du als Hostess nämlich automatisch. „Ach was, ihr studiert?!“ „Nee, weißt du. Wir stehen hier unser ganzes Leben lang.“

8. Naiv und ein bisschen dreist sein.

Unterschätze dein Können nicht und frage bei Unternehmen, die in deiner Fachrichtung arbeiten, nach möglichen Jobs. Habe ich auch direkt in meinem ersten Uni-Monat gemacht, nachdem eine Freundin meine Zweifel aus dem Weg geräumt hat: Suchen die überhaupt eine freie Mitarbeiterin? Wollen die nicht Schreiberlinge mit mehr Erfahrung? Kommt man da nicht nur mittels eines Praktikums rein?

Anscheinend nicht. Zumindest arbeite ich bei dem Magazin jetzt schon fast drei Jahre. Mein Learning daraus: Einfach fragen, meinetwegen auch auf charmante Weise etwas dreist sein. Das Unternehmen profitiert schließlich von deiner frischen Denke und du von ihrem Know-how.

9. Große Vorlesungen sind die Besten.

Warum? Weil es dann nicht auffällt, wenn du mal fehlst. Wie gesagt, du musst Prioritäten setzen.

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