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#MeTwo zeigt, wie verankert Rassismus in unserer Sprache und Gesellschaft ist

„Die ist aber Ausländerin, oder? Pass bloß auf mit AIDS und so“ – das ist nur einer von mehr als derzeit 43.000 Tweets über Erfahrungen mit Rassismus, die sich innerhalb kurzer Zeit unter dem Hashtag #MeTwo auf Twitter gesammelt haben.

 

Wir dürfen Rassismus nicht weiter tolerieren

Täglich machen ganz unterschiedliche Menschen Erfahrungen mit Rassismus, sie werden aufgrund ihrer Herkunft, Hautfarbe und ihrer Religion diskriminiert: Menschen, die ihren Lebensmittelpunkt in Deutschland haben, Menschen, die zu Besuch sind, Menschen, die noch nicht lange in Deutschland wohnen, Menschen, die in Deutschland geboren sind, Menschen, deren Familien seit Generationen hier leben. Unter dem Hashtag #MeTwo erzählen sie jetzt von ihren rassistischen Erfahrungen im Alltag und was diese Äußerungen für ihr Leben bedeuten. Ins Leben gerufen wurde der Hashtag von dem Aktivist, Journalist und Buchautor Ali Can. Auch seine Familie hat eine Migrationsgeschichte,  in diesem Video erzählt er von der Diskriminierung, die ihm täglich begegnet: in der Disco, bei der Wohnungssuche und in den sozialen Medien.

Can wünscht sich durch #MeTwo mehr Bewusstsein für Alltagsrassismus. Sein Ziel war es, einen Raum für Menschen zu eröffnen, die mehr als eine Identität haben, womöglich sogar in verschiedenen Kulturen aufgewachsen sind und sich über ihre Erlebnisse austauschen und ihrem Ärger Luft machen wollen. „Wir brauchen sozusagen eine MeToo-Debatte für Menschen mit Migrationshintergrund“, sagt der 24-Jährige. Die große Resonanz, die #MeToo gefunden hat, erhofft er sich ebenso von seiner Aktion. Und damit ist er auf einem guten Weg. Drei Tage ist der Hashtag nun alt, mehr als 43.000 Tweets gibt es bereits. 


Quelle: Twitter | Katharina Nocun @kattascha

Quelle: Twitter | Miriam @labiledeutsche

Quelle: Twitter | linh @raisinsli

Die vielen Reaktionen zeigen unter anderem, dass Alltagsrassismus in allen Alters- und Lebensbereichen präsent ist: im Job, in der Schule, auf der Straße, in der Politik oder auf dem Fußballplatz. So wird auch deutlich, dass der deutsche Fußballer Mesut Özil mit seiner Wahrnehmung der deutschen Gesellschaft nicht alleine ist: „Wenn wir gewinnen, bin ich Deutscher, wenn wir verlieren, bin ich Migrant“. Ein Statement, das den Zwiespalt zwischen Integration und kultureller Identität deutlich macht – und eine neue Debatte zu einem eigentlich alten, strukturellen Problem ausgelöst hat. 

Seit Özils Rücktritt wollen viele Menschen Solidarität bekunden, stärker für Rassismus sensibilisieren und ihre eigenen Geschichten erzählen. Um diesem Thema auch eine politische Dimension einzuräumen, ist #MeTwo ein wichtiger Schritt – dem weitere folgen  müssen: konsequent an Lösungen arbeiten und Integration weiter vorantreiben, sind zwei davon. Natürlich funktioniert das nur, wenn Politik und Gesellschaft das gleiche Ziel verfolgen und eine tolerante, weltoffene Position beziehen.

Quelle: Twitter | An @missanphan

Quelle: Twitter | Mahret Ifeoma Kupka @modekoerper

Quelle: | Ihro Fuchsgeist @LiMingRichter


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