Foto: Alejandra Higareda | Unsplash

Ich weiß nicht, wer ich bin und wo ich hin will – und das ist großartig!

„Du musst wissen, wer du bist und was du willst, nur so wirst du im Leben etwas erreichen.” So ein Quatsch! Nutze die Zeit lieber, um einfach zu leben.

Wir sind, wer immer wir sein wollen

Wer meine Freunde und mich am Wochenende antrifft, ein bisschen übermütig und verrückt, kopflos unterwegs zum nächsten Abenteuer, würde kaum denken, dass wir am Montagmorgen alle tatsächlich verantwortungsvolle Berufe ausüben. Wir sind engagierte Führungskräfte, koordinieren anspruchsvolle Projekte oder Bereiche. Wir haben noch viel vor und zeigen jede Menge Einsatz. Aber wir sind eben auch große Kinder, die nicht erwachsen werden wollen. Die keine Ahnung haben, wohin ihr weg führt und was unterwegs alles passieren wird. Wir leben diese völlig widersprüchlichen Lebensweisen aus und sie geben uns das Gefühl von Freiheit. Wir sind, wer immer wir sein wollen und das kann heute noch etwas ganz anderes sein als morgen.

Wer sich selbst den Raum gibt, zu sein was sich gut anfühlt, kann sich auf das Leben einlassen. Bei all den Möglichkeiten, die das Leben uns bietet, woher sollen wir denn wissen was wir wollen? Wir können uns stundenlang den Kopf darüber zerbrechen und unzählige mögliche Szenarien durchdenken – oder aber wir können uns stattdessen offen und neugierig ins Leben stürzen und Erfahrungen sammeln. Denn diese Erfahrungen dienen uns als Kompass. Anstatt zu wissen, was wir wollen, können wir dadurch wissen was wir nicht wollen.

Ganz oder gar nicht – für den Moment

Es geht dabei nicht darum Leichtsinn und Pflichtenfreiheit zu zelebrieren. Im Gegenteil, was immer du tust, was immer du gerade bist und vertrittst, tue es ganz oder tue es gar nicht! Lass dich komplett darauf ein, brenne dafür, ansonsten wirst du dich im Dschungel von bedeutungslosen Möglichkeiten verlieren und nichts daraus lernen.

Und ums Lernen geht es ja. Durch die Reflexion der Erfahrungen finden wir heraus, welche Wertvorstellungen und Prinzipen uns persönlich zusagen, für was wir einstehen und an was wir glauben möchten.

Keine Angst loszulassen, wenn der Moment dafür gekommen ist

Wenn wir dem Leben aufgeschlossen und wohlwollend entgegentreten, müssen wir uns bewusst sein, dass Neues nur Platz hat, wenn wir Altes loslassen. Je offener wir uns auf etwas einlassen, desto größer ist der Lernprozess und desto schneller die Entwicklung, die wir in unserer Persönlichkeit durchmachen. Unweigerlich kommt dann auch irgendwann ein Punkt, an dem wir spüren, dass wir weitergehen wollen.

Wir müssen uns eingestehen, dass es in Ordnung ist, Lebensabschnitte hinter uns zu lassen. Es bedeutet nicht, dass diese schlecht für uns waren oder dass wir nicht wissen, wer wir eigentlich sind. Es bedeutet, dass wir alles aus dieser Phase des Lebens mitgenommen haben, was wir für unseren Weg brauchen und dass wir bereit sind uns auf etwas Neues, auf etwas Anderes einzulassen.

Ich will mich also nicht zwischen Karriere, dem Lotterleben, dem Einzelgängerdasein und der Liebe meines Lebens entscheiden – ich will alles. Alles, eben zu seiner Zeit. Und deshalb muss ich gar nicht so genau wissen, wer ich gerade bin.

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