Foto: Fraunhofer

Was „wirksame Büros“ ausmacht

In neuen Großraumbüros wird heute besser zusammengearbeitet als früher. Der Grund: Clevere Raumkonzepte vereinfachen Sichtkontakt und Kommunikation und schützen vor Konzentrations-Killern.

 

Die 17 Arbeitsplätze sind im Uhrzeigersinn entlang der Fenster rund um eine zehn Meter lange Theke im Rechteck angeordnet.Von der Akquise über die Gestaltung eines Angebots, Einkauf und Finanzierung des Objekts bis zur Vertragsverwaltung sind alle Prozesse räumlich hintereinander angeordnet. Mehr noch: Von dunkel zu hell sind der Teppich in Grau und die Vorhänge in Grün passend zu den Firmenfarben abgestimmt und visualisieren jeweils in derselben Intensität, in welchem Bereich man sich gerade befindet. Wir befinden uns in den Räumen der Nürnberger Leasing GmbH.

Jeder Mitarbeiter muss Gesamtabläufe verstehen

„Unsere neuen Mitarbeiter, von denen wir auf Grund des starken Wachstums viele haben, verstehen in dieser räumlichen Aufteilung unsere Prozesse und Denke schneller“, sagt Inhaber Ferdinand Dorn. Sein Anspruch: Jeder Mitarbeiter muss 80 Prozent der Gesamtabläufe verstehen, um an seiner Schnittstelle richtig entscheiden zu können.

Mit Jürgen Schlag, Gesellschafter von designfunktion, hatte der 54-Jährige
einen Profi gebucht, der auf die Spezifika des Kunden achtet, wenn er dessen
Büros konzipiert und einrichtet. Das sind neben Adidas oder Brose auch
Mittelständler wie Dorn. Bundesweit macht diese Gruppe an 15 Standorten 100
Millionen Euro Umsatz im Jahr und hat aktuell die Fraunhofer IAO mit einer
Studie beauftragt, um Einzeldisziplinen wie HR, IT, Innovation oder Facility
Management in größeren Unternehmen um deren Sichtweise zum Thema Wirksame Büros zu befragen.

Fraunhofer IAO konzipiert Bürowelten

Als Beispiel: Üblicherweise braucht ein Hersteller von Bremsen zwei Jahre, um
ein neues Bremssystem zu entwickeln. Als Tesla anfragte und nur sechs Monate
warten wollte, lagerte der Konzern die betroffene Projektgruppe in eine völlig
neue Workingspace-Area aus und konnte binnen sieben Monaten liefern.
Entsprechend viel Know-how hat Schlag, der sich bei Google, Apple oder
Microsoft seine Inspirationen holt. „Beispielsweise entscheidet bei Microsoft die
jeweilige Tätigkeit, wo ich sitze und mit wem ich kommuniziere“, sagt Schlag.

Als Grundsatz gilt größtmögliche Freiheit des Einzelnen. Das führt bei Microsoft
dazu, dass die Leute auch von zuhause aus arbeiten können, während Google
Fitness-Studios und Shopping-Center in seine Büros integriert, damit die
Mitarbeiter keinen Grund mehr haben, sich nicht im Umfeld ihrer Kollegen
aufzuhalten. Beide Modelle, so Schlag, fordern vor allem die Führungskräfte.

Größtmögliche Freiheit des Einzelnen

Bei Umfragen unter Mitarbeitern bekommen Großraumbüros stets die schlechtesten und Multispace-Arbeitsplätze die besten Bewertungen. Entsprechend konzipiert designfunktion nach vier Kriterien: Focus (Einzelbüro), Collaboration (mit Kollegen), Socializing (mit Fremden) und Education (Klassenzimmer). 

Diesem Prinzip folgt auch das beschriebene Büro, in dem etwa eine
Telefonzelle für vertrauliche Gespräche zur Verfügung steht; Mitarbeiter im
Freien auf einer Terrasse unter Sonnenschirmen arbeiten können oder sich alle
zentral um die Theke versammeln. Für Dorn visualisiert der Tisch: „Unsere Erfolge sind immer nur Teamerfolge.“
    

    

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