Foto: Kai-Uwe Harz

Wie finde ich einen Job, der mich wirklich erfüllt, und gleichzeitig eine ausgewogene Work-Life-Balance?

Einen Job zu finden, der einen wirklich begeistert, ist gar nicht so einfach. Zumal unterschiedliche Persönlichkeiten in ganz verschiedenen Tätigkeiten Erfüllung finden. Aber wie findet man heraus, welcher Job zu einem passt? Und wie schafft man es dann noch, zu einer guten Work-Life-Balance zu kommen?

Was will ich wirklich?

Viele Menschen sind in ihrem Beruf oder in ihrer aktuellen Karriereposition unzufrieden. Häufig fehlt die konkrete Idee, wie sie die Situation verändern können. Welcher Job könnte besser zu mir passen? Bei welchen Aufgaben könnte ich richtig erfolgreich sein? Die Antworten auf diese Fragen sind für jeden Menschen unterschiedlich. Manche Menschen finden in Berufen Erfüllung, die für andere grässlich langweilig oder viel zu stressig wären. Aber wie finde ich heraus, welcher Job ideal zu mir passt? Indem ich mir über meine eigene Persönlichkeitsstruktur klar werde. Denn: Nur wer seine eigene individuelle Persönlichkeit erkennt, erzielt Erfüllung und Erfolg im Beruf.

Unterschiedliche Dominanz der drei Gehirne

Die Methode, unterschiedliche Persönlichkeitsstrukturen zu erkennen, heißt Biostruktur-Analyse. Das mag für die eine oder andere nach Hokuspokus klingen, hat aber eine fundierte wissenschaftliche Grundlage. Die Biostruktur-Analyse hat der deutsche Anthropologe Rolf W. Schirm entwickelt. Sie ba­siert auf den Untersuchungen des renommierten amerikanischen Hirnforschers Prof. Dr. Paul D. MacLean, einem Absolventen der Yale University. Er ist zu der Erkenntnis gekommen, dass unser Gehirn aus drei Teilen besteht, die sich im Laufe der Evolution entwickelt haben: das Stammhirn, das Zwischen­hirn (Limbisches System) und das Großhirn. Diese drei Gehirnbereiche stehen für unterschiedliche Persönlichkeits- und Verhaltensmerkmale. Um sie einfacher differenzieren zu können, werden ihnen Farben zugeordnet:

  • Bei den grün-dominanten Menschen ist besonders das Stammhirn stark entwickelt. Sie legen viel Wert auf Gefühle und Harmonie.
  • Rot-dominante Menschen (mit starkem Zwischenhirn) streben nach Dominanz und Status.
  • Blau-dominante Menschen (mit starkem Großhirn) wirken oft zurückhaltend und sehr rational.

Der Ansatz geht davon aus, dass zwar alle Menschen über die drei Gehirne verfügen – sie bei jeder Per­son aber unterschiedlich stark ausgeprägt sind.

Das Erkennen der Persönlichkeitsstruktur

Bleibt die entscheidende Frage: Wie erkenne ich die Persönlichkeitsstruktur bei mir und auch bei meinem Gegenüber? Dabei helfen typische Merkmale:

  • Menschen mit einer Grün-Dominanz sind meist sehr liebenswürdig. Sie reden viel, sind gemüt­lich und gesellig. Ihre Mimik ist häufig stark ausgeprägt, sie haben sozusagen sprechende Ge­sichter.
  • Rot-dominante Personen betreten einen Raum mit „Hoppla, hier komme ich!“-Attitüde. Sie ha­ben eine sehr dynamische und dominante Ausstrahlung. Sie sprechen mit großer Gestik und reagieren rasch laut und emotional. Auffällige Kleidung und Accessoires sind ein typisches Indiz.
  • Menschen mit Blau-Dominanz haben einen völlig anderen Auftritt. Man erkennt sie an ihrer Zu­rückhaltung und Distanziertheit. Ihre Sprache und Argumentation sind betont sachlich. Mimik und Gestik verwenden sie eher sparsam.

Eine detaillierte Beschreibung dieser Persönlichkeitsstrukturen und weitere Tipps, wie man die eigene Gehirn-Dominanz und die seines Gegenübers ermitteln kann, finden sich in meinen Büchern „DU! und Deine Partnerschaften“ und „DU! bist der Regisseur Deines Lebens“.

Welcher Job passt zu welcher Persönlichkeit?

Grün-dominante Persönlichkeiten sind exzellente Teamplayer. Durch ihre hohe Empathie sind sie starkim Verkauf, aber auch in medizinischen, helfenden oder sozialen Berufen. Sie sind gute Trainer*innen, Coaches, Mentor*innen oder Mediator*innen. Sie brillieren in allen Jobs mit viel Menschenkontakt, in denen Kommunika­tionstalent und Feingefühl entscheidend sind. Gleichzeitig lieben sie das Bewährte. Eine Aufgabe, die sich ständig verändert, bedeutet für sie Stress.

Menschen mit Rot-Dominanz sind geborene Führungspersönlichkeiten durch ihre starke Erfolgsorientie­rung. Aber häufig keine angenehmen Chef*innen, da sie ein starkes Ego haben. Sie brauchen das Rampenlicht und stehen gern allein an der Spitze. Sie geben gute Vertriebschef*innen, Krisenmanager*innen oder Bauleiter*innen ab. Ihre Stärken entfalten sie, wenn Durchsetzungskraft und Autorität gefragt sind. Ein/e rot-dominante/r Mitarbeiter/in wird sich nie beschweren, dass ihm/ihr etwas zu viel oder zu schwierig wird.

Blau-dominante Personen sind hervorragende Wissenschaftler*innen oder Controller*innen. Ihr Perfektionsanspruch und ihre sorgfältige Planung macht sie zu ausgezeichneten Techniker*innen, Steuerberater*innen, Anwält*innen, Chi­rurg*innen oder Architekt*innen. Am liebsten tüfteln sie allein an einer Aufgabe. Man darf sie allerdings nicht unter Zeitdruck setzen oder zur Improvisation zwingen. Dann geraten sie ins Schwim­men.

Wichtig ist: Es gibt keine gute und keine schlechte Persönlichkeitsstruktur. Keine, die Erfolg garantiert und keine, die ihn verhindert. Jede Struktur bringt ihre individuellen Stärken und Schwächen mit sich. Entscheidend für den persönlichen Erfolg ist, ein Tätigkeitsfeld zu finden, dass mit der individuellen Persönlichkeit harmoniert. Ich habe beispielsweise einen Verkäufer erlebt, der sich immer schwer getan hat im offensiven Verkauf. Nach der Erkenntnis, dass er über einen hohen „Blau-Anteil“ verfügt, sich also durch Rationalität und Zurückhaltung auszeichnet, hat er in ein analytisches-planerisches Tätigkeitsfeld gewechselt und ist dort regelrecht aufgeblüht.

Ganz wichtig: Auftanken nicht vergessen!

Ein wirklich erfüllender Beruf kann allerdings auch zur Falle werden – wenn die Grenzen zwischen Arbeit und Privatleben verschwimmen. Wenn man sich so sehr im Job reinhängt, dass man jedes Projekt mit 150 Prozent abschließen will. Wenn man rund um die Uhr erreichbar ist und auch abends beim Essen mit der/dem Partner/in oder Freund*innen noch Jobthemen bespricht – weil es eben alles so spannend ist. Ich halte ein Business Detox für absolut essenziell. Mindestens eine Stunde pro Tag sollte einem ganz allein gehören. Für Dinge, die einem Spaß bringen und helfen, neue Energie zu tanken. Und auch hier ist es wieder von Individuum zu Individuum – ebenfalls im Einklang mit der Persönlichkeitsstruktur – unterschiedlich, was das sein kann. Eine Person entspannt am besten bei kreativen Tätigkeiten oder beim Treffen mit lieben Menschen, eine andere powert sich beim Sport aus und die dritte hat am liebsten ihre Ruhe und liest ein Buch. Wie man auftankt, ist völlig egal, solange es genau das ist, was einem guttut!

Leider ist genau diese eine Stunde oft die, die am Ende des Tages runterfällt. Weil im Job doch noch mehr zu tun war, das Zubettbringen der Kinder länger dauert oder ein Freund unsere Hilfe braucht. Aber hier rate ich zu Egoismus: Verteidigen Sie diese eine Stunde des Tages. Es ist die wertvollste! Wenn Sie diese für sich bewahren, sind sie im Job und im privaten Umfeld deutlich belastbarer, ausgeglichener und fröhlicher.

Über den Autor

Kai-Uwe Harz ist ein Autor und Coach in den Bereichen Persönlichkeitsentwicklung und Lebensmanagement. Mit seinen Büchern und Seminaren unterstützt er Menschen bei ihren beruflichen und privaten Beziehungen, Projekten und Zielen. Mehr Informationen unter www.harz-akademie.de.

Anzeige