Foto: facebook | Zainab Salbi

Zainab Salbi: Die neue Oprah der arabischen Welt

Eine Talkshow mit starker Moderatorin, prominente Gäste, Lacher aus dem Publikum. Ein Format wie das von Oprah Winfrey? Nein: Zainab Salbi will mit ihrer Show nicht in die Fußstapfen der Talkshow-Legende treten, sondern arabischen Frauen endlich eine Stimme geben.

 

Sexsklaverei, Beschneidung und Unterdrückung 

Die Show soll als Plattform für politische Themen dienen: um Themen wie Sexsklaverei, die Beschneidung der Frauen oder den Islam anzusprechen, Debatten loszutreten, persönliche Ansichten laut und offen kundzugeben. Mit prominenten Gästen wie Talkshow-Legende Oprah Winfrey, Schauspielerin Geena Davis und Bill Clinton. Aufgenommen werden die Shows mit Zuschauern in Studios in Dubai, London, New York und London, Ohhs und Aaahs und Lacher aus dem Publikum inklusive. Und das alles in der ersten Staffel mit zehn Folgen unter dem Titel „Nida’a“, was so viel heißt wie: „der (Auf-)Ruf“. Wirkt ziemlich amerikanisch – aber ist das ein Versuch, Oprah’s Show, die im Jahr 2011 nach 25 Jahren das letzte Mal ausgestrahlt wurde, nachzuahmen? 

Nein, es ist viel revolutionärer: Zainab Salbi, Tochter des persönlichen Piloten von Saddam Hussein, will mit ihrer Show, so sagt sie gegenüber „thedailybeast“, die Welt der arabischen Frauen revolutionieren, ihnen endlich eine Stimme geben und die Angst vor der „Verurteilung“ nehmen. Ausgestrahlt wird die Sendung in 22 muslimischen Ländern im Mittleren Osten und Nordafrika.

„Ich möchte die Menschen aus ihrer Komfortzone holen und sie dazu ermutigen, ein ehrlicheres, ungehemmteres Gespräch zu führen.“


Die 46-Jährige wolle, dass die Leute in ihrer TV-Show frei sprechen und Themen wie Transgender und Sexualität vielmehr aus der Sicht ihres Herzens als aus einer politischen Perspektive betrachten. 

Arabischen Frauen endlich eine Stimme geben

Im Prinzip möchte die 46-Jährige den arabischen Frauen genau das bieten, was sie selbst nicht immer hatte: eine eigene Stimme. Zwar sei sie im inneren Kreis von Saddam Hussein in privilegierten Verhältnissen aufgewachsen, mit einem schönen Haus in Baghdad und vielen Haushaltshilfen, doch sie konnte sich weder frei bewegen – ihr Haus war verwanzt – noch selbst über ihr Leben entscheiden. Saddam Hussein, den sie auch „Onkel“ nannte, war stets omnipräsent. Er versprach sie im Alter von 19 Jahren einem 32-jährigen Iraner in Chicago, was für sie darin endete, dass sie von ihrer Familie getrennt, in ihrer Hochzeitsnacht als Jungfrau vergewaltigt und in den folgenden Monaten gewaltsam misshandelt wurde. Sie floh. 

Mit 400 Dollar in der Tasche nahm sie jeglichen Aushilfsjob an, um sich über Wasser zu halten – von der Sekretärin bis zu einem Job im Hallmark Store. 1992 heiratete sie ein zweites Mal, doch die Liebe wehrte nicht lange und endete wieder mit der Scheidung. Mit 23 Jahren gründete sie die humanitäre Organisation „Women for Women“, die Frauen in Kriegsgebieten unterstützt, schrieb mehrere Bücher über ihr Leben im Schatten von Saddam und die Geschichten der Frauen „auf der anderen Seite des Krieges“. 2011 trat sie als CEO ihrer Organisation zurück. Auch wenn es hart war, sagte sie gegenüber „The Guardian“ wolle sie mit 60 nicht noch an etwas festhalten, das sie mit 23 gegründet hatte. 

Heldin des 21. Jahrhunderts 

In Magazinen wie „Harper’s Bazaar“, „The Guardian“, „Newsweek“ oder „Fast Company“ wurde sie bereits zur Heldin des 21. Jahrhunderts, zu einer der inspirierendsten und einflussreichsten Frauen gekürt. Diese Inspiration will sie nun an arabische Frauen weitergeben: 

„Kulturell sind wir sehr konservativ und
zurückhaltend und wenn eine arabische Frau in ihrem eigenen Land offen spricht, hat sie Angst vor Verurteilung.“

Zwar sei sie im muslimischen Glauben groß geworden, betrachtet sich selbst aber mehr als spirituell als eine praktizierende Muslimin. Sie sei alarmiert von dem karikierten Bild des Islams in der U.S, dem Republikaner Donald Trump oder Ben Carson, welcher seine Bedenken über Muslime in der Präsidentenposition äußerte.

Diesen Teufelskreis wolle sie nun durchbrechen:

„Wenn wir uns als Amerikaner vor dem Islam fürchten, nur weil wir gesehen haben, wie jemand dieses oder jenes getan hat, sind wir gleich voller Vorurteile. Und das trifft dann genau die falschen Personen, die mal normal, ohne jegliche Vorurteile waren.“

Einerseits könne sie die Angst der Amerikaner, andererseits die Wut der Muslime nachvollziehen. Doch von diesen Ansichten müssten wir weg, so Salbi. Abfällige rassistische Bemerkungen und Statements wären dabei lediglich kontraproduktiv: Sie würden den Fundamentalismus verstärken und die Menschen verärgern. 

Angelina Jolie, die neben Brad Pitt, Oprah, Donna Karan sowie Bill und Hillary Clinton, eine ihrer prominenten Freunde ist, sagt über Salbi:

„Ich denke, sie ist einzigartig. Diese Themen sind so sensibel, daher sind Frauen wie sie, die mit diesen Themen vertraut sind und sie angehen, sehr wichtig für uns.“

Oprah wolle und könne sie gar nicht duplizieren, sagt Sabi. Jeder habe seine eigene Stimme. Und genau dafür will sie nun eine Plattform bieten: für die Kommunikation, zum Ausdruck, um Ost und West einander näher zu bringen. 

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