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Der Gockel

Männer und ihre Vorzüge

 

Es wird gerufen, zu einem Fußball-Event, wo alle Berliner Bars artig antreten, um den Pokal eines Getränkeherstellers mit in ihre Bar zu tragen. Alles aus der 
Berliner Szene, was etwas auf sich hält, ist hier entweder im Trikot  oder  
im   knappsten   Sommer  Outfit   erschienen. Es sind Pools aufgestellt, es gibt Alkohol, Frauen und Männer, die sich auf dem Platz in der Sonne, ihren Rang erkämpfen.

36 Grad in Berlin. Summer in the City.

Meine Freundinnen und ich suchen uns einen Platz im Schatten, von wo aus wir die Szenerie super überschauen können. Einer der Veranstalter  zieht meine Aufmerksamkeit auf sich. Nicht, weil er besonders sympathisch ist, sondern wegen seines Verhaltens. Ich sitze mit meinem Cocktail am Spielfeldrand und schaue mich um. Durchschnittsalter 25-35. Er flaniert. Ok ja, er sieht gut aus, aber das weißer auch. Auch das irritiert mich nicht, es sind die Frauen. Nach 15 Minuten habe ich begriffen, welche der anwesenden Frauen er bereits beglückt hat und wer noch mal in „gute Hände“ möchte. Und: ich erkenne das Objekt seiner Begierde. Annäherungsversuche von Frauen auf seiner Tour, er umläuft das Spielfeld, bekleidet mit einem  Muskelshirt und   kurzer  Trainingshose. Als  Schutz  gegen  die  Sonne, hat  er  einen riesigen, schwarzen Regenschirm in der Hand. An jeder Ecke hält er an und steigt in die aufblasbaren Pools,  wo  er sich  das Wasser über  den  Kopf schüttet,  während die Frauen reihenweise schmachtend den Anblick im Tuschelmodus kommentiert. Die Frau, die seine Aufmerksamkeit gewonnen hat, ist hübsch und scheint zunächst an seinem Balzen  gefallen zu  finden.  Er  scheut keine Mühen…da  wird ihr  Lieblingslied  beim DJ gewünscht, er holt eisgekühlten Champagner, lächelt und lauscht aufmerksam, wenn sie was von sich gibt.

Frei nach dem Motto: „Mach Dich rar dann bist du der Star“, dreht er in regelmäßigen Abständen seine Runden, auch um ihr deutlich zu machen, welchen Stellenwert seine Aufmerksamkeit bei allen anwesenden Damen hat. Seine Aktien sind hoch im Kurs.

Die Sonne geht unter, der Tag geht zu Ende.

Sieger werden geehrt, Zuschauer sind durch den Alkohol beflügelt und er geht zum frontal Angriff über. Meine Freundinnen und ich amüsieren uns köstlich, bei guten Unterhaltungen, Basketballspielen etc., als er zu ungeahnten Angriffen übergeht. Gekonnt   zieht  er   sein   Shirt  aus   und   steuert  in   Richtung   Badezimmer,  Duschräume, Mannschaftskabinen, wie auch immer, der Ort auf dem Sportplatz wo man(n) sich säubert und erleichtert.

Jetzt bin sogar ich baff. Tatsächlich tätschelt er ihr gekonnt das Gesicht, um dann seinem Partner in Crime durch ein Zeichen zu signalisieren, was dessen Aufgabe ist. Der Blick wird verstanden, der Gockel stolziert ins Bad, während der Untertan sich um die Beute kümmert. Sie gackert auf seine ersten Sätze, doch plötzlich ist sie sichtlich irritiert, schüttelt den Kopf und mir fällt es wie Schuppen von den Augen.

Sie soll den Gockel in der Dusche treffen! Ach soooo… ja nee ist klar.

Sie ist bis jetzt für mich eher negativ aufgefallen, aber jetzt begreife ich, dass sie ihren Vorteil vom Gockel
für sich am heutigen Tag genutzt hat, aber sich in der Dusche als Pausenfüller,
Triumph des Tages oder gar aus Dankbarkeit für Musik und Unterhaltung weg-vögeln zu lassen, lehnt sie dankend ab. Nach dem der beste Freund 15 Minuten gebetsmühlenartig auf sie eingeredet hat, lugt der Gockel sichtlich irritiert um die Ecke.

Ich steh quasi vis à vis fünf Meter vor ihm und muss das erste Mal richtig laut lachen. 

Da steht er, wie Gott ihn schuf, mit dem Handtuch vorm Sack und fragt beim Freund nach, wo sich die Glückliche befindet. Nachdem er erfährt, dass sie die Veranstaltung bereits verlassen hat, guckt er mich fast beleidigt an, um sich dann umzudrehen, allein in die Dusche zu gehen und mir dabei seinen blanken Hintern entgegen zu strecken. 

Merci dafür – auch wenn er ein Arsch ist, der Anblick seines Arsches war herrlich und ein Lob an die Frau, die mich wieder hoffen lässt, dass es noch viel Frauen da draußen gibt, die Grenzen ziehen.

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