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Der Olymp

Die Idealisierung des Mannes und wie wir Frauen damit umgehen….

 

3 Std. Schlaf und um eine Affäre reicher –

REWIND

Wir sind zeitgenössisch – emanzipiert.

Wir formulieren was wir wollen.

Auch wenn es zunächst nur eine Affäre ist.

Natürlich gibt es hierbei Unterschiede:

Es gibt die rein körperliche
Nummer, die auch (hört hört) wir Frauen ganz gut ausleben und genießen können.
Aber dann gibt es leider auch die Affären mit den potentiellen heißen Eisen, wo
sich plötzlich nicht nur unsere Vagina verguckt. Das kommt ganz schleichend,
wie Nebel. Und eh man sich versieht, wartet man auf Aktionen des Gegenübers.
Mit wohl durchdachtem Alibi verkürzen wir diese Wartezeiten. Das sind kleine
Hilfestellungen, die ihm die Kontaktaufnahme zu uns erleichtern sollen.- So
meinen wir.-

Wir leben ihm also eine gewisse
Leichtigkeit vor, die ihm die Angst nehmen soll, mit zu großen Erwartungen
konfrontiert zu werden. Das heißt, wir ebenen dem Objekt der Begierde noch den
Weg zu uns, nur falls er sich nicht ganz sicher ist, wie er es anstellen soll.

Nach der 1. gemeinsamen Nacht
kommt dann auch der Grund des Zögerns raus, da gibt es eine Langzeitbeziehung.
Stört jetzt und hier noch nicht, denn wir wollen ja nur ein bisschen Spaß…noch.
Und der Alltag wird auf einmal viel bunter. Da werden schmutzige Apps und
Messages geschrieben, die wahlweise zu lautem Gelächter oder hochrotem Kopf
führen.

Er entpuppt sich als wortgewandt, spontan und durchaus
unterhaltsam.

(ALARM 1)

Nein, wir lieben das Spiel mit
dem Feuer und fühlen uns noch auf der sicheren Seite: „Dann ist er halt ein
cleverer Fuck“ – noch besser. Die körperlichen Qualitäten sprechen für ihn und
jetzt kommt noch die geballte Ladung, Intelligenz und Charme dazu. Spätestens
als er mitbekommt, dass ein anderer baggert und er den doch eher Macho geprägten Spruch:

„Macht der das noch mal, hau ich
ihm eins auf die Schnauze“ raushaut, sind wir butterweich.

Die rudimentären Bedürfnisse der
Steinzeit werden in uns geweckt und führen zu einem feuchten Höschen.

(ALARM 2)

Ab hier fangen wir Frauen nun
gern an, viel zu erörtern. Seine Sätze, Handlungen, Blicke – im Grunde sind wir
jetzt Analytiker. Mit der besten Freundin, der Trainingspartnerin,… ach
eigentlich würden wir jetzt auch Wildfremde ansprechen, um möglichst alle
Perspektiven in Betracht gezogen zu haben. Der Arme hat keine Chance mehr. Wir
ertrinken in unseren Erwartungen an ihn, aber doch leider noch unbewusst. Wir
sind wie Katzen auf der Lauer, immer auf dem Sprung, zu jeder Schandtat bereit.
Die Muschi ist verknallt.

Und nun?

Tja, das Spiel ist das Gleiche,
wie am Anfang, nur haben wir die eigenen Erwartungen sukzessive verändert. Er
ist immer noch, auch wenn vielleicht in einer unglücklichen Beziehung, in einer
festen Verbindung. Er findet uns heiß, er mag uns, wir ihn ja auch, aber jetzt
wollen wir mehr. Schließlich haben wir ihn auf den Olymp gestellt. Und wir sind
super. Charmant, geduldig, verständnisvoll. Keine blöden Sprüche oder
Vorhaltungen, wir wissen und wollen nicht vergraulen. Im Grunde wollen wir doch
erobert werden, nur haben wir das bis zum jetzigen Zeitpunkt mit neuzeitlicher
Emanzipation überspielt.

Wie von dem Neandertaler der
Feuer macht und anderen „Balzhirschen“ Prügel androht. Auf einmal ist er im
Rückzug. Er ist freundlich, aber er lehnt sich nicht aus dem Fenster. Und
anstelle ihn in Frage zu stellen, seine „Gradlinigkeit“, die wir so schätzen,
stellen wir uns in Frage. Warum?

Wir kennen alle Fakten, wir sind
gewieft und trotzdem suchen wir bei uns nach den Fehlern.

Wir haben nichts falsch gemacht.
Vielleicht war der Olymp zu schnell. Zu forsch, nein.

Wir sind nicht zu Glen Close wie
in einer verhängnisvollen Affäre mutiert, nein, wir sind ruhig geblieben und
haben artig gewartet. Raum gegeben. Und trotzdem bekommen wir keine klare
Ansage. Und dann warten wir und schreiben solche Texte.

Wir brauchen ein Ende, einen
Abschluss, selbst wenn es heißt: „ Er steht einfach nicht auf Dich “- dann
suhlen wir uns drei Tage im Selbstmitleid und weiter geht’s. Aber so?

Ist es die Hintertür, die er
offen hält? Das ewig altbekannte Schlupfloch zur Freiheit oder nach Hause? Oder
doch die blöde Feigheit? Oder ist er einfach ein riesen Idiot, der seine
Freundin betrügt und nie mehr wollte als einen Ego-push?

Und egal, wie viele Texte,
Gespräche mit Freundinnen, wahlweise auch Fremden wir führen:

Die Absolution kann nur er
erteilen…und leise verabschiede ich mich hier von der Emanzipation.

Manchmal bedarf es eben doch
eines banalen Neandertalers, der Feuer macht, mich schmutzig angrinst und mir
entgegen brüllt: “Du bist mein Weib!”

Oder aber laut schreiend die
Höhle verlässt, dann weiß ich wenigstens woran ich bin…

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