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Was erfolgreiche Manager morgens machen? Who cares!

Was, Klaus Hipp steht morgens immer um 4.30 Uhr auf? Das ist ja hochinteressant! Nicht.

 

Was führt zum Erfolg? Natürlich Yoga um 5 Uhr morgens!

Wir kennen sie alle, die Artikel, die vermeintlich das Geheimnis von erfolgreichen Menschen lüften, festgemacht an ihrer Tagesstruktur:

„Erfolgreiche Manager stehen morgens schon um 4.30 Uhr auf!“

„Erfolgreiche Menschen machen diese Dinge morgens nie!“

„Erfolgreiche Menschen machen morgens Yoga.“

Und unserem besseren Wissen zum Trotz, klicken wir dann aufgeregt auf den Link und wissen hinterher nicht wirklich viel mehr – naja, außer natürlich, was XY morgens so treibt. Aber ist da wirklich ein Geheimnis für den Erfolg herauszulesen? Und warum interessiert das uns eigentlich so sehr? Nun, erstmal befriedigt es ziemlich zuverlässig den inneren Voyeur, denn natürlich bekommt man Einblicke, die einem eigentlich sonst verwehrt bleiben. Aber kann uns dieses Wissen wirklich im Job weiterbringen?

Die Antwort lautet: Jein. Denn das frühe Aufstehen ist wirklich genau so ätzend, wie es klingt – ich habe es vor ein paar Monaten mal ausgetestet – und eine Stunde Yoga bringt mich auf der Karriereleiter nun auch nicht sofort voran. Wieso also glauben wir, den Gegenbeweis doch zwischen den Zeilen zu entdecken? 

Es ist die Hoffnung, dass es noch mehr außer harter Arbeit und Vitamin B gibt, was uns den entscheidenden Schritt im Leben voranbringt. Denn möglicherweise haben wir das mit der Arbeit und dem Netzwerk schon zu genüge gemacht und stehen eben immer noch nicht da, wo wir hinwollen – da muss es also doch diese Geheimzutat geben! Und vielleicht steckt die darin, dass man es einfach mal so macht wie die anderen. 

Mit Erfolg erfolgreich werden: Denk neu und mach es wie ich!

Es ist schon paradox: denn auch wenn alle schreien: „Sei anders, individuell, denk es neu, dreh es um“, suchen wir eben doch nach Orientierung – und das gerne mal an (vermeintlichen) Vorbildern, die geschafft haben, wo wir hinwollen. Das ist auch nichts Schlechtes, schließlich kann man sich durchaus gute Ideen abschauen und sich motivieren lassen. Aber die Idee, dass um 5 Uhr aufzustehen und Yoga zu machen jetzt per se beruflichen Erfolg verspricht, die geht nun mal leider nicht auf. Da kann man den Baum in der Morgensonne noch so oft wiederholen. Denn wenn es das wäre, dann hätten wir bald nur noch wahnsinnig erfolgreiche Menschen und würden uns dann Artikel durchlesen wie: „Das machen Loser am Morgen“ – und wahrscheinlich klängen diese Tipps so schön und unverkrampft, dass wir uns danach sehnen würden, auch endlich (wieder) ein Loser zu sein.

Und doch können uns diese Artikel weiterbringen, und zwar genau dann, wenn wir die Informationen richtig verarbeiten. Denn Ratgeber und Erfolgsimpulse können nur etwas bewegen, wenn sie das Innere ansprechen, nicht mein Frühstücksverhalten. Es ist doch so: jemand, der einen Burger frühstückt und sich selbst und seine Stärken kennt und ja, schlau darin ist, sich und Produkte feilzubieten, ist höchstwahrscheinlich wesentlich erfolgreicher, als jemand, der früh aufsteht, Yoga macht und sich eine Avocado (Superfood!) nach der anderen reinzieht – aber einfach nichts über sich und sein Fach weiß. 

Ist das also ein Plädoyer gegen den gesunden Lifestyle? Mitnichten, denn natürlich kann auch eine Stunde meditieren oder Yoga täglich zu unserer positiven Entwicklung beitragen, wenn sie zu innere Balance führt, Ruhe ins Leben bringt und/oder einen Energie-Kick bedeutet – aber dafür muss man eben auch der Typ sein. Und man darf nicht erwarten, dass nur weil man stoisch und hohl ein ähnliches Training wie Steve Jobs absolviert, die Millionen-Dollar-Idee samt ökonomischer Infrastruktur schon irgendwann ins Haus flattern. Dafür braucht es eben doch etwas mehr – im Zweifel harte Arbeit. 

In dem Sinne: Ja, lasst sie uns genießen, die Einblicke. Und lasst uns daraus mitnehmen, was zu uns passt und uns guttut. Aber am Ende wäre es doch schön, wenn wir uns wirklich trauen hier und da disruptiv zu denken, anders zu handeln als alle anderen – denn auf ausgetretenen Pfaden trottet es sich eben nicht halb so schön, wenn man nicht zwischendurch auch mal querfeldein läuft – von mir aus auch mit Superfood im Gepäck. 

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