Foto: Gisela Enders

Fit ins hohe Alter – aber leider arm!

Altersvorsorge ist ungefähr so sexy wie Schuhe putzen. Oder kommt das Schuhe putzen dabei besser weg? Die meisten Freundinnen von mir machen sich keine Gedanken zur Altersvorsorge. Wahlweise regelt das der Staat mit seiner gesetzlichen Rente oder der Mann. Ersteres machen es für uns aber nur noch zu einem geringen Teil und letzterer fällt gerne mal komplett aus. Warum nur blenden wir einen so wichtigen Teil unserer Zukunft aus? Obwohl wir doch sonst reichlich tun, um fit und gesund zu bleiben.

 

Über Geld spricht man nicht. Das will ich heute mal ändern. Weil es mir auf den Nägeln brennt und weil ich im Alter nicht die einzige sein will, die Geld hat. Und wenn ich mir meinen Freundeskreis anschaue, dann schwant mir Böses. Welche Frau macht sich schon gerne Gedanken über die Altersvorsorge? Also als abendfüllendes interessantes Gesprächsthema geht es meistens nicht durch. 

Besonders mit jüngeren Frauen. Niemand interessiert sich wirklich. Im Gegenteil. Ich werde unisono abgebügelt mit Argumenten wie: „Das mache ich später“ oder „Sorry, aber dafür habe ich kein Geld übrig, ich verdiene viel zu wenig“. Damit ist das Gespräch über das Thema Geld beendet. Da reden wir doch lieber über andere Themen. Beliebt sind Themen wie Super-Foods oder alles mögliche im Bereich Fitness. Weil man muss sich doch gesund halten. Man ist schließlich für sich verantwortlich und für ein langes Leben muss man schließlich was tun. 

Ich gehe nach Hause mit einem Paradox im Kopf: Alle tun viel, um gesund, fit und damit hoffentlich auch alt zu werden. Nur, wenn sie dann alt sind, wird nicht genug Geld für ein anständiges Leben da sein. Nun könnte man natürlich einwenden, aber wenn man jetzt nichts tut und nur fürs Alter spart, kommt man da vielleicht nie hin. Kann auch sein. Allerdings feiere ich nächste Woche den 80sten Geburtstag meines Vaters. Der ist in der Nachkriegszeit groß geworden und hat noch nie ein Fitnessstudio von innen gesehen und seine Superfoods heißen 4 Mandeln am Tag (das kam irgendwann im Fernsehen, dass das gut ist). Er erfreut sich bester Gesundheit und ist froh, dass seine Altersvorsorge steht. Ohne das er noch Geld dazu verdienen oder den finanziellen Gürtel enger schnallen muss. Natürlich sind auch Menschen in meinem Umfeld schon früher gestorben. Allerdings bin ich da demütig genug, zu sagen, dass wir da einfach nicht drin stecken. Anyway, zurück zur Altersvorsorge in jungen Jahren und dem Argument, man hätte dafür kein Geld.

Bitte zählt doch mal zusammen, was ihr im Monat ausgebt für Fitness, Schönheit, Kleidung und Street Food – inklusive dem beliebten Coffee to go. Das geht nicht ohne aufschreiben. Denn ich selbst und alle meine Freundinnen unterschätzen, wie viel Geld dabei drauf geht. 100 € kommen alle mal zusammen, gerne auch viel mehr. Für manche ist das grad mal das Fitnessstudio plus ein paar Extras. So und nun schaut mal, was man da alles sparen kann, in dem ihr die Prioritäten anders setzt. Da geht was! Ja, es ist vielleicht mit kleinen Einschnitten oder der Veränderung von Gewohnheiten verbunden. Aber es geht! Da bin ich sicher. Und dann rechnet gerne mal aus, wieviel Geld ihr extra bekommt, wenn ihr jeden Monat beispielsweise 80 € in ETFs anlegt (rechnerisch hier mit 6% Zinsen angesetzt). Ich hab´s getan. Für mich mit meinen fast 50 Jahren ist das bis zur Rente nicht mehr so viel: knapp 30.000 € – davon sind nur ein gutes Drittel Zinsen. Wenn dies aber meine 28jährigen Freundinnen machen würden, dann ist da richtig Musik drin: knapp 144.000 € liegen dann zum Rentenbeginn bereit, von denen über 100.000 € nur Zinsen sind. Bedeutet über 600 € monatliche Zusatzrente – lebenslang. Klar, in 39 Jahren wird die Inflation auch höher sein – aber das trifft bei 0 € Zusatzrente auch zu. Nur härter!

Dieser Artikel ist ursprünglich von Sabine und mir geschrieben worden. Sabine hat sich im Rahmen eines Geldcoachings auf den Weg gemacht, aus einem heftigem Mangelbewusstsein zum erwachsenen Umgang mit Geld zu kommen. Sie hat sich erfolgreich auf den Weg gemacht, ihre Geldströme genauer anzuschauen. Sie hat geprüft, für was sie ihr Geld ausgibt und genau hinzuschauen, wie der Staat und wer auch immer noch für sie im Alter sorgen wird. Gemeinsam haben wir Wege für sie entwickelt, wie sie heute regelmässig spart und ihren Teil für die Altersvorsorge zurückgelegt. Sie hat um die 40 angefangen, ob sie es schafft, ist ein bisschen ungewiss. Aber es ist jetzt deutlich mehr zu korrigieren als mit 75! Ich selbst habe als Freiberuflerin meine Altersvorsorge schon lange kapitalbasiert aufgebaut und es sieht ganz gut aus.  

Wir beide wünschen uns auf jeden Fall mit 75 viele Freundinnen, mit denen wir munter ins Kino gehen können, Ausflüge machen und das Alter geniessen werden. Und wir uns nicht über Zusatzjobs in Kneipen, billige Wohnungen und Discounter Essen unterhalten müssen.

Dieser Artikel ist in abgewandelter Form aus der Sicht von Sabine auf Klunkerchen.com veröffentlicht worden. Hier durfte ich das Thema weiterverwenden. Weil es uns beiden wichtig ist! 

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