Foto: Nora Tabel

Franziska von Hardenberg: „Man muss nicht ein Leben lang mit nur einer Sache verbunden sein“

Kund*in
She's Mercedes
Autor*in
EDITION F studio
Gesponsert

Gründerin trifft Gründerin – Susann Hoffmann von EDITION F spricht gemeinsam mit Unternehmerin Franziska von Hardenberg darüber, wie es sich anfühlt zu scheitern. Franzi erzählt vom Aus ihres Blumenversandhandels Bloomy Days und die Zeit danach. Uns berichtet Susann, was sie aus dem Treffen mitnehmen konnte.

Das Talent für den Blick nach vorn

„Ich vermisse nichts. Im Gegenteil.“ Dieser Satz hallt nach meinem Treffen mit Franziska von Hardenberg lange nach. Franzi ist die Gründerin von Bloomy Days: Schnittblumen – nicht als Strauß mit viel Grün, sondern lose zusammengestellt – und das im Abo.

Mit dieser Idee baute sie das Unternehmen fünf Jahre lang auf. Mehr Mitarbeiter, mehr Umsatz, große Finanzierungsrunden, gute Presse, ein steigendes Renommee. Und dann die Insolvenz. Selbst ich, die Franzi gut kennt und ganz regelmäßig trifft, ob privat zum Kaffee, im Urlaub oder bei irgendeinem Netzwerk-Dinner, war damals komplett überrascht. Bei unserem Kaffee für dieses Gespräch nun meint sie: „Fünf Jahre lang bin ich jeden Tag richtig gerne ins Büro gegangen. Das Ende von Bloomy Days ist jetzt ein Jahr her und ich habe keinen Tag etwas vermisst.“

Mit ihrem Neugeschäft Holy Goldy startet Franzi wieder durch. (Quelle: Nora Tabel)

Wenn man Franzi mit nur einer Eigenschaft beschreiben sollte, dann wäre es wohl ihr Talent für den Blick nach vorn. Denn während andere sich am persönlichen Scheitern abarbeiten würden, macht sie, worauf sie Lust hat – und das mit Erfolg: „Ich bin heute so viel freier und sehr froh, nicht mehr nur eine Sache machen zu müssen. Ich kann alles, was mir Spaß macht, umsetzen und vorantreiben.“ Eine schöne Erkenntnis erlangte sie auf ihrem Weg nach dem Ende von Bloomy Days:

„Man muss nicht ein Leben lang mit nur einer Sache verbunden sein. Ich definiere mich ja nicht nur darüber, was ich beruflich mache.“

Große Veränderungen verschieben alles: vor allem die Prioritäten

Besonders, wenn man eine gewisse Anerkennung von außen, sei es durch gute Presse, Feedback vom Chef*in oder Freund*innen, verwöhnt ist – das kenne ich selbst – fragt man sich ab und an, was das Selbstverständnis fern dieser Rolle ist. Auf Gründer*innen wird nach dem vermeintlichen Scheitern in Deutschland leider noch allzu oft mit Häme geschaut. Umso schöner, dass Franzi auch jetzt mit gleicher Kraft sagt: „Ich sehe mich immer noch als Unternehmerin. Ich habe nach dem Ende direkt mein neues Schmucklabel Holy Goldy gestartet und bin damit sehr schnell erfolgreich geworden. Viel schneller als damals mit Bloomy Days.“ In der Retrospektive scheint gerade das absurd: „Jahrelang hetzt man einer Finanzierungsrunde nach der nächsten hinterher. Man hinterfragt gar nicht mehr, wofür man das eigentlich macht. Und plötzlich zeigt einem so eine kleine Idee, die ohne Investment von zu Hause aus gestartet wurde, dass es auch ganz anders geht. Ich stecke nicht mehr im Hamsterrad, sondern kann jeden Tag ohne Druck entscheiden: Will ich das noch machen?“

Dieser neue Arbeitsrhythmus hat auch Franzis Prioritäten und ihren Zeitplan umgestellt: „Das schlechte Gewissen, wenn man das Büro verlässt, um seine Kinder abzuholen, ist weg. Heute genieße ich die Nachmittage viel mehr. Da hat es damals auch nichts genützt, zu wissen, dass ich abends nochmal am Schreibtisch sitze. Das schlechte Gewissen dem Team gegenüber ist immer da. Jetzt bin ich frei. Das ist herrlich.“

Heute kann Franzi wieder strahlen und ist glücklich über die Entwicklungen. (Quelle: Nora Tabel)

Du machst deine eigenen Spielregeln

Das Café haben wir inzwischen hinter uns gelassen und laufen durch die kleinen Straßen in Berlin Mitte. Entspannt und ohne Druck, obwohl Franzis Kalender nicht gerade leer ist – aber all ihre Erzählungen und Gedanken klingen so, als wäre die zweifache Mama inzwischen ausgeglichener als früher.

„Heute stehe ich für mich. Ich denke nicht darüber nach, ob ich im Sinne von Investoren oder anderen agieren und kommunizieren muss. Das befreit. Und vor allem habe ich inzwischen eine Community aufgebaut, die mich unterstützt, weil ich mache, was ich mache und weil ich bin, wie ich bin. Das gibt mir viel Energie.“

Jetzt sieht man Franzi häufiger mit dem Handy vor der Nase. Nicht, um eine der unzähligen E-Mails wie in alten Zeiten zu beantworten, sondern um ihre Instagram-Gemeinde daran teilhaben zu lassen, was sie gerade bewegt. Oder manchmal auch, was sie gerade isst oder shoppt. „Instagram war immer eine Leidenschaft von mir. Inzwischen ist es aber mehr. Ganz oft fragen mich Leute nach meinem Umgang mit Nähe und Distanz: Ich glaube, jeder sollte eigene Spielregeln für sich definieren. Die eine zeigt ihre Kinder nicht, die andere findet es okay, im Bikini zu posieren. Für mich war die Grenze lange mein ungeschminktes Gesicht,“ lacht sie herzhaft. „Das hätte ich vor einem Jahr ganz sicher nicht gezeigt.“

Franzi zeigt aber nicht nur Privates. Auch ihr aktuelles Projekt Holy Goldy, ein Schmucklabel, das Ketten und Armbänder mit gravierten Anhängern – zur Geburt oder für die Liebsten – anbietet, kam hier groß raus. „Alle wollten wissen, wo ich meine Kette mit den Namen meiner beiden Kinder gekauft habe. Die Idee kam also aus der Community. Instagram war Ideengeber und Verkaufsplattform.

Ihr Wissen über gutes Marketing, digitale Strategien und unternehmerisches Denken gibt sie inzwischen an große Konzerne weiter. Und ihre Tipps für die besten Produkte, auch fern der eigenen, landen in ihrer Community. Erst neulich sagte sie im Podcast von „Mit Vergnügen“, dass sie gerne Teleshopping machen würde. Auf Instagram macht sie das ja bereits auf eigene Faust – wer weiß, was da in den kommenden Monaten noch auf uns wartet.

Eines ist sicher: Wir hören von ihr. Denn einmal Unternehmerin, immer Unternehmerin.

Die Idee steht, aber du weißt nicht wo du anfangen sollst? Drei Ratschläge von Franzi für angehende Gründer*innen:

1. Hör auf Dein Herz. Du weißt, wann der richtige Zeitpunkt ist, zu springen. Lass dich nicht drängen und nicht unter Druck setzen. Du wirst spüren, wann der richtige Moment ist, die Welt zu verändern.

2. „Let’s not talk about it, let’s do it.“ Sobald dein Entschluss steht – fang an! Und das meine ich wörtlich. Vergeude keine Zeit mit unwichtigen Dingen. Sondern beginne damit, einen ersten Entwurf zu gestalten, dein Produkt marktreif zu bekommen, Meinungen einzuholen und loszulegen. Oft verbringt man zu viel Zeit mit Dingen, die für den Start gar nicht so entscheidend sind. Je schneller du weißt, ob dein Produkt oder deine Dienstleistung funktioniert, desto schneller kannst du einschätzen, ob du auf dem richtigen Weg bist.

3. Feedback einholen. Häufig hat man Angst, dass die eigene Idee geklaut wird, wenn man anderen von ihr erzählt. Aber bedenke: Niemand steckt so tief im Thema wie du und kann dein Unternehmen so aufbauen wie du. Das ist deine größte Stärke. Außerdem: Feedback ist the Key. Oft hat man eine ganz genaue Vorstellung von seinem Produkt oder seiner Dienstleistung, aber vielleicht geht diese am Markt vorbei. Die ersten Reaktionen sind deshalb sehr wertvoll. Es gibt so viele kluge Menschen mit spannenden Kontakten und Ideen. Schöpfe daraus und profitiere davon. Ich habe mit dem Teilen meiner Ideen nur positive Erfahrungen gemacht. Besonders andere Unternehmer*innen können sich schnell in dich hineinversetzen und dir helfen.

Autorinnen (v.l.): Julia Meschede, Susann Hoffmann, Nora-Vanessa Wohlert, Jessica Weiß (Foto: Julia Zierer)

Frauen, die uns nachhaltig inspirieren und eine wichtige Rolle in unserem Leben einnehmen, treten manchmal ganz unerhofft in unser Leben, auch wenn sie nicht Teil der Familie oder des engen Freundeskreises sind. Im neuen Newsletter von She’s Mercedes porträtieren Jessie von Journelles, Stefanie von Ohhh…Mhhh, Julia von Wanderlust und wir von EDITION F, abwechselnd genau solche Frauen, die uns im Kopf bleiben und deren Geschichten gehört werden wollen.

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