Für eine Gründerkultur in Deutschland!

Wie kann man in Deutschland die Gründerkultur verbessern? Den Makel des Scheitern entfernen, die Tür öffnen für verborgene Talente und den Erfolg herausstellen – das wären schon mal erste Schritte in die richtige Richtung!

 

In Deutschland gibt es zu wenig Unternehmensgründer. Einzelgründe wie hohe steuerliche Hürden, wenig unbürokratische Förderprogramme, oder die Tatsache, dass wenig Frauen und Migranten Unternehmen gründen, tragen zu diesem Befund bei. Doch hinter diesen einzelnen Schwierigkeiten steckt noch ein viel grundlegenderes Problem: Es fehlt an einer Gründerkultur in Deutschland!

Was ist damit gemeint – was macht eine „Gründerkultur“ in einer Gesellschaft aus?

„Kultur“ bedeutet ein System von gemeinsamen Werten, Überzeugungen und Normen einer Gesellschaft unter der Erwartung, dass sich die Mitglieder der Gesellschaft entsprechend diesen gemeinsamen Werten und Überzeugungen verhalten. Eine Gründerkultur, unter der vorgenannten Prämisse, schließt insbesondere ein die Wertschätzung gegenüber Kreativität und die Tolerierung von kreativen Menschen. Weiter gehört dazu der Glaube, dass Innovation und das Nutzen von Marktchancen geeignete Verhaltensweisen sind, mit Problemen wie Wirtschaftswachstum, ökologische Unsicherheiten, oder globalem Wettbewerb umzugehen.

Wirft man unter diesen Maßgaben einen Blick auf Deutschland, dann sieht man Betrübliches: Die Angst vor dem Scheitern ist besonders stark ausgeprägt, viele Bevölkerungsgruppen werden als interessante Zielgruppen für Gründerförderungen gar nicht oder nur verhalten angesprochen und Erfolg wird nicht als etwas Erstrebenswertes angesehen, sondern als etwas, das man besser aus Angst vor Neidern nicht öffentlich macht.

Dies muss anders werden! Eine lebendige Gründerkultur ist ein wichtiger Bestandteil des unternehmerischen Umfelds in einem Land, und dies gilt auch und besonders für Deutschland. Um mehr Menschen zur Unternehmensgründung zu ermutigen muss es gelingen – sozusagen als Basis für die weiteren Schritte -, die öffentliche Meinung über Unternehmensgründer (und über Unternehmer im Allgemeinen) zu verbessern, damit das Unternehmertum zu einer berechtigten, respektierten und erstrebenswerten Möglichkeit für einen Karriereweg wird.

Doch was ist nun konkret zu tun? Angelehnt an eine Studie von PricewaterhouseCoopers (PwC) zum Thema „Young Entrepreneurs“ und „Entrepreneurial Culture“ können drei Bereiche identifiziert werden, die es zu stäken gilt:

Den Makel des Scheiterns entfernen!

Ein Unternehmen zu gründen ist grundsätzlich eine riskante Sache. Eine Gesellschaft sollte Unternehmensgründer nicht über Gebühr bestrafen, wenn diese scheitern. Vielmehr sollten die Gründer Unterstützung erfahren – insbesondere in der Öffentlichkeit -, damit sie es mit einer neuen Idee versuchen, wenn sie einmal gescheitert sind. Mit jedem neuen Versuch lernt man dazu, und Unternehmer, die wiederholt Unternehmen gründen, haben erwiesenermaßen eine höhere Rate, ein Unternehmen zum Erfolg zu führen, als solche, die zum ersten Mal ein Unternehmen gründen. In diesem Zusammenhang spielen übrigens die Regelungen des Insolvenzrechts eine wichtige Rolle: Diese Regelungen müssen eine gute Balance finden zwischen den Schutz der Gläubiger und dem Bieten von neuen Chancen für den (gescheiterten) Unternehmer.

Die Tür öffnen für derzeit verborgene Talente!

Frauen, junge Menschen und Migranten können durch neue, frische Ideen einen gewaltigen Beitrag zur Gründerkultur leisten, dennoch sind sie in Deutschland in der Unternehmergemeinschaft stark unterrepräsentiert. Wenn diese Gruppen stärker unterstützt werden wird die Basis der vorhandenen Unternehmer breiter – und es gibt mehr Menschen, die über ihre Erfahrungen und die Vorteile als Unternehmer sprechend können.

Den Erfolg herausstellen!

Erfolg ist in Deutschland – im Gegensatz zu Ländern wie beispielsweise den USA oder Australien – nicht unbedingt etwas, dass gerne herausgestellt wird. Während man in den USA auf Erfolg stolz ist, führt Erfolg in Deutschland rasch zu Neid. Hier ist ein Bewusstseinswandel dringend erforderlich. Wenn es gelingt lokale Vorbilder dazu zu bringen, an Veranstaltungen und Kampagnen als erfolgreiche Unternehmer teilzunehmen und über ihren Erfolg zu sprechen, kann so eine neue Generation von unternehmerischen Talenten inspiriert werden. Unternehmer sollten dabei die sozialen Vorteile von Unternehmen, wie die Schaffung von Arbeitsplätzen die Entwicklung innovativer Produkte und Dienstleistungen oder das insgesamt gestärkte Wirtschaftswachstum herausstellen. Wenn es dann noch gelingt, dass lokale und überregional agierende Politiker echtes Interesse an Unternehmern zeigen und deren Rolle in der lokalen Gemeinschaft als nachahmenswert herausstellen, kann ein Umdenken in der breiten Bevölkerung langsam aber sicher erreicht werden.

Kurz zusammengefasst – wie kann wer die Gründerkultur stärken (nach der Studie von PwC):

Staat:

– Die Stärke und den Wert von Unternehmen als  Motor für Wirtschaftswachstum erkennen, verstehen und unterstützen;

– den Makel des Scheiterns entfernen durch positive Darstellung von Unternehmensgründern;

– Möglichkeiten für Gründer schaffen, sich mit ihresgleichen zum Austausch und zum Netzwerken zu treffen.

Unternehmer:

– Die eigene Geschichte erzählen – die Erfolge als auch die Misserfolge;

– die nächste Generation von Gründern unterstützen und stärken durch Mentoring, aktive Hilfe im Unternehmen oder finanzielle Unterstützung.

Verbände:

– Förderprogramme und Beschleunigerprogramme für Unternehmensgründer zur Verfügung stellen;

– den Beitrag und den Erfolg von Gründern und Unternehmern anerkennen, herausstellen und aktiv als etwas Positives kommunizieren.


Carsten Lexa, LL.M. ist Rechtsanwalt, Unternehmer und G20 YEA (Young Entrepreneurs´ Alliance) Präsident Deutschland, einem internationalen Zusammenschluss der wesentlichen Jungunternehmerverbände der G20-Staaten. Deutsches Mitglied in diesem Zusammenschluss sind die Wirtschaftsjunioren Deutschland (WJD; www.wjd.de), bei denen Rechtsanwalt Lexa Mitglied im Bundesvorstand in Berlin ist.

Carsten Lexa twittert (@kanzlei_lexa) und ist auf Facebook (@kanzlei.lexa) und Instagram aktiv. Er betreibt darüber hinaus einen YouTube-Kanal (Kanzlei-lexaDe).

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