Foto: pixaby

Lauf Wolf!

Du kommst Dir manchmal vor, als lägen ständig Steine auf Deinem Weg, Hindernisse überragen all Deine Leidenschaften und
hemmen Dich am Laufen?

Sei einen Tag der Wolf aus meiner Geschichte.
Sei und fühle, spüre und handle!

Fantasie oder Wahrheit?

Was meinst du?

Lauf!

 

Ein fleischeshungriger Wolf lechzt nach dem Futter. Hat Hunger. Er hatte wochenlang nichts mehr zwischen den Zähnen. Sein Fell fühlt
sich schlecht an. Der Körper ist nicht mehr der der er war- er strotzt vor
Kraft, alles zehrt jedoch an ihm. Die Kraft, sie schwindet. Das Verlangen ist
gross. Der ausströmende Wille seiner Leidenschaft zermartert ihn, denn alles kommt nicht schnell genug raus aus seinem Körper an die Freiheit. Das Begehren ist gross, aber es zu erreichen ist noch nicht mal im Fokus des Auges angekommen. Das Tier droht zu ersticken, es atmet nicht mehr, ihm fällt das Denken von Stunde zu Stunde schwerer.  Will los laufen, rennen, das
Herz rast. Will raus, losziehen, brennt: „Ich kann euch nicht hören, es ruft in
mir, aber ich kann nicht folgen.“

Ruft er. Kläfft er, heult er.

Vollmondnacht. Der Wolf hat endlich Fleisch zwischen seinen
Zähnen. Hat so lang auf Essbares gewartet, ausgehungerter gequälter Wolf.

Er ist ein Wolf an der Leine, der Frass wird ihm vorgeworfen, das Herz verströmt Leidenschaften, Willen, Wünsche. Der Wolf kann nicht rennen, ist verhindert, ist taub, kann nicht folgen.

Wild geworden durch diese Misere in der er sich befindet, macht
sich der Wolf an eine Lösung. Das Tau durchbeissen, wird nicht lang dauern.
Wölfe haben gute Zähne, Reisszähne. Mit ihnen kann ich mich retten. Ich muss
stark sein, ich muss mich durch den kalten Winter bringen  – nur wie? Ich finde einen Weg. Bald kommt mein Gehör zurück, bald meine anderen Sinne. Wenn die Kälte nicht wäre. Ich habe noch kein Winterfell, ich bin auch noch schwach vom Jagen. Es herrscht Eiseskälte. Ich fühle, wie die Kälte durch mein noch zu dünnes Fellkleid bis auf die Haut durchdringt.

Fühlen wir uns nicht manchmal wie ein Wolf an der Leine? Ein
Freund sagte zu mir: „Du bist wie ein Hund an der Leine, kannst oftmals nicht
rennen.“  Wir sprachen über Dinge, die ich so tun möchte, jedoch im Hauptsächlichen nicht kann, weil immer etwas im Wege liegt. ich nicht laufen kann, wie es mir behagt. Es sind Umstände, es sind materielle
Begebenheiten, die mich hindern, es ist das Leben. Ja. So ist es. Dennoch, wir
wollen auch mal die Bremse lösen, das Tau durchbeissen, einfach rennen. Wenn die Kreativität durchbricht und gesehen werden will… unseren Wünschen, Leidenschaften, Bedürfnissen, Talenten freien Lauf lassen. Und wir können nicht einfach so handeln. Und bis wir können, müssen wir die Hindernisse zigmal durchleben… Die Leine hält uns über einen zu langen Zeitraum zurück, bis wir wild werden oder resignieren und gezähmt wie ein ängstliches Tier.

Der Schnee fällt nieder, die Kälte hat längst das Innere des
Tiers erreicht. Es ist gefangen in der Kälte, weil es sich warm halten muss.
Argwöhnisch betrachtet der Wolf das Tau neben
sich, verspürt Wut. Reisst es, zerrt daran. Es hebt. Der Wolf wird festgehalten.
Keine Chance, der Körper ist zu schwach. Resignation. Die Leidenschaft schläft ihren Winterschlaf. Ich hasse ihren Winterschlaf!

Der Wolfskörper spricht: Lange Monate brachten mir Hungersnot, Atemnot, ich kann nicht mehr hören. Aber längst haben die Steinadler ihren Frühling begonnen und Familien gegründet. Das habe ich gesehen. Ich habe das Grün der Pflanzen bemerkt.

Mein Steinadler kreist nervös und majestätisch um mich.

Ich bin müde. Ich stehe auf, ich will es probieren. Ich
stehe stabil, sogar eine Leichtigkeit umgibt mich. Das Tau, es ist fort. Fort
gespült wie das geschmolzene Eis. Ich beginne zu atmen, ich spüre
Glückseligkeit, Stärke, meine aufflammende Leidenschaft macht mich gross.

Die Beine zittern nicht mehr. Der Wolf verschwindet hinter
den Bäumen im Wald. Er ist satt und geht gestärkt zum Fluss.

Ich höre wieder, ich kann, ich will, ich bin. Ich gehe, ich
laufe, ich renne.

Folge Deinen Träumen. Höre auf Dein Herz.

Lauf!

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