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Immer die Jüngste, meist unterschätzt – so zeigst du, was du kannst

Die Jüngste zu sein, hat seine Vor- und Nachteile. Während ich es völlig okay finde, für meinen Bruder „die Kleine“ zu sein, will ich das im Job unbedingt vermeiden. Ist das Alter so wichtig?

 

Gerade mal „erwachsen“

21 Jahre ist irgendwie noch ziemlich jung, wenn ich mir das recht überlege. Auf dem Papier bin ich nach dem deutschen Gesetz seit drei Jahren „erwachsen“. Nach dem amerikanischen Gesetz erst seit kurzem. Mit 21 kann ich endlich feiern gehen, ohne zu schummeln und das nächste Auto für den Urlaub endlich mal auf meinen Namen buchen. 

Die Jüngste zu sein, ist mir bereits aus Schulzeiten vertraut, erlebe ich jetzt in meinem Studium und es ist abzusehen, dass das auch im Job die nächsten Jahre so bleiben wird. „Was? Du bist erst 21 und bald mit deinem Studium fertig?“…. Ja. Ich bin mir manchmal nicht ganz sicher, wie ich diese Erstauntheit deuten soll. Soll es heißen: Oh man, wann hast du bitte mal Pause gehabt und mit deinem Studium angefangen, dass du jetzt schon fertig bist? Oder vielleicht auch etwas in die Richtung: Mit 21 war ich doch noch fast auf der Schule. Du bist in deinem Leben bisher also aus dem Lernen gar nicht raugekommen? Klärt mich auf: Deute ich das komplett falsch? 

Ob mit direktem Studienbeginn, Pause oder gar keinem Studium – jeder sollte sein Leben in seinem eigenen Tempo leben. Ob ich jetzt die Jüngste oder die Älteste bin, macht doch keinen Unterschied, wenn mir das, was ich mache, Freude bereitet, oder? Weil das leider nicht alle Firmen so sehen, habe ich neben ganz tollen Erfahrungen (danke Edition F!) schon einige Situationen erlebt, bei denen ich innerlich die Augen verdreht und mein Alter verflucht habe. Diese sechs Learnings können in solchen Situationen durchaus hilfreich sein: 

1. Ready to be challenged?

Am besten sind die Jobs, in denen es niemand interessiert wie alt du bist. Denn so bekommst du die gleichen Aufgaben wie alle anderen, dir werden die gleichen Fragen gestellt, von dir wird Gleiches erwartet. Lieber erledige ich Aufgaben zum allerersten Mal oder denke über Fragen intensiver nach und werde jeden Moment aufs Neue herausgefordert, als dass mir als „die Kleine“ nur die einfachen Dinge zugeteilt werden und ich mich keinen Zentimeter weiterentwickle.

Wenn du dir unsicher bist, ob der Job oder das Praktikum das Richtige für dich ist, dann kontaktiere doch ehemalige Mitarbeiter oder Praktikanten des Unternehmens und frage nach ihren Erfahrungen. Hilft übrigens auch während des Jobs! 

2. Frage nach mehr!

Solltest du das Gefühl haben, unterfordert zu sein, dann sag das nicht nur deiner Mama am Telefon, sondern deinem Chef. Sprich es einfach an und fordere nach mehr oder größeren Aufgaben. Wenn du eine Idee hast, dann frage, ob du dafür ein Konzept entwerfen und es auch umsetzen darfst. Wenn du gerne eigenständiger arbeiten willst, dann erkläre deinen Vorgesetzten wie du dir das genau vorstellst. Versuche, deine Forderung nach mehr so konkret wie möglich zu halten und idealerweise direkt mit einer konkreten Aufgabenidee zu verbinden. Wenn du Lust dazu hast und diese Motivation auch bei deinem Chef ankommt, steht dem nichts mehr im Weg. 

3. Beobachten macht den Meister

Beobachten ist nicht nur im Alltag eine spaßige Angelegenheit, sondern auch im Job eine Möglichkeit, viel von älteren bzw. erfahreneren Kollegen zu lernen. Allein durch Zusehen kannst du lernen, wie deine Kollegen bestimmte Themen ansprechen, mit Konflikten umgehen oder eine Aufgabe angehen. Sei neugierig und frag in deinem Team einfach mal, ob du dich dazu setzen und zuschauen kannst. Da wird bestimmt niemand nein sagen! 

4. Sei groß! 

Auf dem Papier bist du vielleicht die Jüngste, das bedeutet aber nicht, dass du auch am wenigsten kannst. Gut möglich, dass du unterschätzt und deine Meinung übergangen wird, dir wichtige Informationen vorenthalten werden und deine Arbeitsweise schnippisch, von oben herab kommentiert wird. Klar, solltest du nicht zickig werden (das kommt in keinem Alter gut an), aber Kommentaren um sieben Uhr morgens wie „Ja, wärt ihr halt mal früher da gewesen“, darf man schon mal gerne widersprechen. 

5. Kenne dich gut

Es passiert schon mal schnell, dass du dir mehr Arbeit aufhalst als du schaffen kannst. Die Herausforderung besteht dabei nicht, auf Teufel komm raus alle Aufgaben (dann meist nur halb so gut) zu erledigen, um als äußerst leistungsfähig dazustehen, sondern deine Situation zuzugeben, anderen Kollegen ein paar Aufgaben abzugeben oder im Team gemeinsam Prioritäten zu setzen. Stark ist nicht diejenige, die nach außen hin alles kann und innerlich müde wird – stark ist, wer auch mal schwach sein kann. 

6. Überrasche die anderen

Deine Vorgesetzten sehen oder hören dich nicht? Deine Forderungen bleiben einfach in der Luft hängen? Noch ist nichts verloren. Ergreife selbst die Initiative, setze ein Beispielkonzept auf oder führe exemplarisch ein Projekt durch, um deinen Vorgesetzten zu zeigen: Schaut her! Ich kann das auch, trotz weniger Erfahrungen, trotz weniger Expertise. Habt einfach mehr Vertrauen, wir kriegen das schon hin! 

Natürlich sind wir als Berufseinsteiger kein Duplikat eures besten Mitarbeiters – ein Nachteil muss das aber nicht sein. Was uns an Erfahrungen fehlt, machen wir mit Motivation und unserer frischen Denke wieder wett. Also vergesst gerne unser Alter, fordert uns heraus und lasst uns einfach mal machen. Deal?! 

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