Unsere Einfältigkeit | Ausschnitt einer Beziehung.

Was ich aus den Streitgesprächen an der Küchenzeile, mit meinem Ex-Partner gelernt habe.

 

Und wir glaubten wir sind allem gewappnet, den alltäglichen
Destrositäten –  nichts kann dem irren Glück, unserer Liebe etwas anhaben.
Wir seien so viel besser, so viel stärker verbunden als die, die es davor waren.
Wir, er und ich,  trotzen den gähnenden wiederkehrenden Erfahrungen der Alten – und dann war er da:
Der Streit um das Abendessen.
Wie etwas zubereitet wird, und wann, und warum wir uns ständig im buchstäblichen Wege stehen. Wir streiten in der sogenannten „qualitativen Zeit miteinander“, die leider korreliert mit den langweiligen Gegebenheiten der Grundbedürfnisse.  Diese Bedürfnisse, die bei uns Beiden so unterschiedlich sind. Denn obwohl wir es nicht glauben wollen, sind wir eben nicht das Ebenbild des geliebten Partners, der Partnerin. Wir sind Individuen, grundverschieden aufgewachsen, genetisch unterschiedlich ausgestattet, und mit dem Stempel der
Vergangenheit versehen. Anders eben als das Gegenüber.

Und wir wollten doch alles so, anders machen, besser.
Und doch sind wir eines: ein Paar. Noch mehr sind wir ein Paar, dass aus zwei Heimen, ein Gemeinsames machte.

Ungewohnt und unverwandt. Wo ist die Seelenverwandtschaft?
Wo ist sie nur in diesen tollwütigen Momenten von lauten Gesprächsfetzen, wann denn nun gegessen wird?

Ein Paar wie Tausende zuvor, und doch wollten wir es so
anders machen.

Wir waren so einfältig.

| Nachsatz |

Dieser Ausschnitt entsprang, unschwer zu erkennen, einem
tatsächlichen wiederkehrenden Streitmuster, zwischen mir und meinem damaligen Partner.
Der Zusammenzug hat uns täglich mehr und mehr auseinandergerissen. Ich habe daraus viel gelernt, aus dieser vergangenen Beziehung, wie auch diesem schriftlichen Auszug, über den ich heute schmunzeln kann.

Und was ich hier teilen möchte, sind ein paar Erkenntnisse.

*Jeder behält sein „Ich“, seine Eigenheiten und Angewohnheiten, wird sie nur wenig
ändern (können), egal wie groß die Liebe ist.

*Viel Liebe heißt nicht automatisch, man soll zusammenbleiben.

*Der Alltag kommt immer, wir werden nicht alles besser
machen, als die anderen.

*Das ein gemeinsamer Alltag viel schwerer ist, wenn die gemeinsamen
Grundeinstellungen – oder noch mehr die Ziele der zwei Menschen – nicht ähnlich sind.

*Und das Wichtigste: Höre auf die innere Stimme, egal was
andere sagen, sie hat immer Recht. Mich hat sie beängstigend angeschrien, dass diese Beziehung mir, schon vor dem Einzug, nicht gut tut – und trotzdem bin ich
eingezogen.

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