Foto: Alessio Lin via Unsplash

Warum wir Angst vor Veränderungen und der Zukunft haben

Das Gedankenkarussell rast und selbst kleinste Veränderungen unserer Konstanten werfen uns aus der Bahn. Wir zeigen einen Ausweg aus dem von Angst und Unsicherheit bestimmten Alltag.

 

Letztens stand ich vor dem Regal im DM und suchte akribisch nach meinem geliebten Concealer. Eine kurze Recherche im Internet brachte die Ernüchterung: Er wurde aus dem Sortiment genommen und die Produktion eingestellt. Mist. Aus lauter Verzweiflung bestellte ich, nach langem hin und her und gutem Zuspruch durch meinen Mann, aus einem Restbestand für den 5-fachen Preis. Nicht einmal, sondern gleich dreimal. Sicher ist sicher und mein Problem in die Zukunft verbannt.

Heraklit von Ephesos sagte einst “Nichts ist so beständig wie der Wandel”. Auch 2600 Jahre später fühlt sich dieses Zitat aktueller an denn je. Das Wissen unserer schnelllebigen Welt verdoppelt sich alle paar Jahre. Damit wir nicht im Strudel der endlosen Möglichkeiten untergehen, suchen wir Halt in Dingen, die Bestand haben.

Angst entsteht aus fehlender Stabilität in unserem Leben

Wir lieben die Langsamkeit der analogen Fotografie und fabelhafte Erinnerungen an unsere Reisen. Wir verehren alte Erbstücke und schreiben Zeilen auf alten Schreibmaschinen. Abends legen wir eine Vinyl auf, gemopst aus der Schallplattensammlung der Eltern und wir gehen lieber in einen kleinen Buchladen, oder Flohmarkt um die Ecke, als bei Amazon zu bestellen. Generell lesen wir lieber in gedruckter Form, wollen es halten, riechen, die Struktur des Papiers tasten können.

Auf der einen Seite wertschätzen wir die Annehmlichkeiten des 21. Jahrhunderts, auf der anderen Seite geht uns alles auch ein bisschen zu schnell. Aus Angst etwas zu verpassen sind wir trotzdem ständig unter Strom und unserem Kopf fällt es schwer mal abzuschalten. Wir schaffen unsere persönlichen Momente der Ruhe, in dem wir Vergangenes konservieren, stets auf der Suche nach etwas Echtem, nach Schönheit, etwas mit Beständigkeit und Persönlichkeit, in einer Welt die sich vor unseren Augen nahezu täglich wandelt. 

Heute wissen wir, dass die Angst vor der Veränderung und der Zukunft aus der noch fehlenden Stabilität in unserem eigenen Leben kommt. Wo will ich in 10 Jahren stehen? Was sind meine Grundwerte? Wie werde ich Geld verdienen? Wie erreiche ich meine Ziele und wie möchte ich mal in Erinnerung bleiben? Außer einem Kloß im Hals haben wir oft  keine Antworten auf diese Fragen. Die Beschäftigung damit erscheint uns sogar sinnlos, da wir nicht einmal wissen wo wir in ein paar Monaten wohnen werden. Wie sollen wir dann noch weiter in die Zukunft planen? 

Wir tragen die Lösung die ganze Zeit in uns selbst

Doch genau darin würde die Lösung liegen, da hinter diesen Fragen unser eigener Weg verborgen liegt. Unser persönlicher Wegweiser hinaus aus der Ungewissheit, welchen wir die ganze Zeit mit uns herumtragen und nicht erst auf einer weiteren Reise, am anderen Ende der Welt, suchen müssen. Denn ist es nicht so, dass mit jedem Schritt, den wir auf dem Weg unseres Herzens gehen, der Boden unter unseren Füßen wieder fester wird und unsere innere Stabilität wächst?

Wir befinden uns an einem Punkt, an dem die Eisenbahnschienen des Lebens für uns zu Ende sind. Natürlich macht uns dies Angst. Denn die Struktur und Sicherheit der vergangenen Jahre war mehr oder weniger von außen vorgegeben und klar auf ein nächstes Ziel ausgerichtet. Am Anfang durch unser Elternhaus, später durch die Schule und das Studium. Doch was, wenn es erstmal kein weiteres Ziel gibt, oder wir merken, dass der Weg, den wir bis jetzt gegangen sind, uns nicht zu der Erfüllung geführt hat, die wir uns gewünscht haben? Wie sieht unser persönlicher Herzensweg aus?

Als wir nach unserem Studium in dieser Phase waren, die wir unser “schwarzes Loch” nennen, bestimmte Angst und Unsicherheit unseren Alltag. Wir fühlten uns, als ob der Boden unter unseren Füßen weggerissen wurde. Völlig verzweifelt, ohne Perspektive und mit dem Leistungsdruck der Gesellschaft im Nacken.

Doch könnte es nicht sein, dass Zuversicht, Ruhe und Erfüllung gerade dann auf fruchtbaren Boden stoßen, wenn wir unsere eigene Struktur und Stabilität Stück für Stück selbst aufbauen? Wenn wir selbst aktiv unsere Zukunft gestalten und uns unseren wichtigen Fragen des Lebens stellen, anstelle vor Ihnen davon zu laufen?

Wir danken euch für eure Aufmerksamkeit.

Anzeige