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„Du kannst andere nur lieben, wenn du dich selbst liebst” – was bedeutet das?

Liebe ist ein sehr großes Wort. Aber was genau steckt eigentlich dahinter? Und was können wir dafür für den Umgang mit uns selbst lernen? Das fragt sich unsere Community-Autorin.

Das große Wort: Liebe

Als Person, die Feiertage nicht bei ihrer Familie verbringt, stellt sich mir eine Frage vor allem zu diesen Zeiten sehr deutlich: Was bedeutet Familie, Nähe, Geborgenheit und nicht zuletzt Liebe eigentlich? Sehr lange habe ich darüber nachgedacht. Oft habe ich das Wort in den Mund genommen, obwohl mir die Bedeutung gar nicht klar war. Und manchmal fühlte ich mich von ihr sogar verraten, verkauft oder eingeengt.

Als ich mich nach meiner letzten Beziehung entschied, erst wieder eine feste Bindung einzugehen, wenn ich mich ehrlich sicher und geliebt fühle, begann die Reise für mich. Ich erlebte oftmals Momente, in denen ich etwas liebesähnliches empfand; zu Freunden, Bekannten, Menschen, denen ich manchmal auch körperlich näher kam. Letzteres war jedoch noch nie entscheidend für das tiefe Gefühl in meiner Bauchgegend, das so etwas wie Liebe sein konnte. Irgendwann fragte ich mich deshalb: Was sind denn nun die Merkmale dafür, dass es tatsächlich Liebe ist?

Liebe wie Lebenlassen

Irgendwann erkannte ich für mich, dass Liebe beinhalten musste, mein Gegenüber anzuerkennen, wie es ist, selbst, wenn mir nicht gefiel, wie er/sie ist oder was er/sie tut. Liebe bedeutet eine Wertschätzung unabhängig davon, was die Person mir „gibt”. Selbst wenn ich sauer bin, schätze ich die Person, selbst wenn ich mich mit ihr streite, weiß ich, dass ich sie nicht verlassen oder aus meinem Leben werfen werde. Mir ist auch in schwierigen Zeiten bewusst, dass ich sie mehr liebe als hasse.

Das gleiche gilt in einer wahren Freundschaft. Eine solche Verbindung bedeutet, sich zu unterstützen und gegenseitigen Freiraum zu gewähren, selbst, wenn es mir weder gefällt, noch das bestätigt, was ich hören will. Gleichzeitig ist es eine Verbindung, in der ich mich durch den anderen spiegele oder besser sehen kann. In einer echten Freundschaft erlebe ich mich selbst echter und wahrhafter. Und finde am Ende immer wieder zu mir selbst zurück – selbst, wenn der Weg steinig sein mag.

Liebe wie Lebendigsein

Liebe und lieben – egal ob in einer Beziehung oder in einer Freundschaft – bedeutet jedoch noch viel mehr. Es spielt sich auf unterschiedlichsten Ebenen ab. Liebe bedeutet gemeinsam das Leben zu genießen. Für mich persönlich ist sie etwas, was mich durch schwere Zeiten bringt, mich daran erinnert, wofür es sich zu leben lohnt, das Gefühl von lebendig sein. Es ist ein warmes Gefühl in der Bauchgegend, das stärker wärmen kann als äußere Faktoren.

Liebe dich selbst

Eine Erkenntnis hat mich besonders geprägt: Sich selbst zu lieben ist sehr wichtig, um andere lieben zu können. Zum einen denke ich, dass wir nur lieben können (also anderen Wertschätzung, Achtung, Respekt und Vertrauen entgegenbringen können), wenn wir uns selbst schätzen und anerkennen, wie wir sind. Mit all den positiven und negativen Eigenschaften, Stärken, Schwächen, Lastern, Launenhaftigkeiten, also: dem Menschsein.

„Die Fantastischen Vier” prägten für mich den Satz: „Wir ernten, was wir sähen”. Sähen wir stärkende Samen in uns, so können wir die Früchte des Selbstvertrauens auch an unsere Liebsten weitergeben. Und doch weiß ich, wie schwierig es sein kann, sich selbst so anzunehmen, wie man ist. Besonders in schwierigen Lebensphasen erscheinen Zweifel gerne wieder.

Liebe wie Leben

Um uns selbst näher zu kommen, uns lieben zu lernen, ist ein Umfeld entscheidend, das wie ein gesundes Fundament funktioniert und uns daran erinnert, sich selbst nicht aufzugeben. Es unterstützt uns dabei, uns selbst wiederzufinden. Darum denke ich, selbst wenn ich an festlichen Tagen sehr traurig bin oder mich einsam fühle, weiß ich doch, dass diese Liebe in mir selbst nicht verloren ist. Und dass jene Personen, die ich liebe und die mich lieben, selbst dann für mich da sind, wenn sie nicht direkt greifbar sind. Sie unterstützen mich, wieder an mich selbst zu glauben, meine Ziele neu zu fokussieren und erinnern mich daran, wofür ich auf der Welt bin – um zu wachsen, zu gedeihen, zu leben und zu lieben!

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