Foto: Nur Bahcivancilar | Unsplash

Kleidertauschparty: Ein super Weg aus der Klamottenhölle

Hand aufs Herz: Wie viele Klamotten in eurem Kleiderschrank zieht ihr wirklich an? Zeit auszusortieren! So ging es auch unserer Community-Autorin: Katka. Ihre Lösung? Eine Party.

 

Mehr Klamotten als Tage zum Tragen 

Als wir vor ein paar Monaten vom Norden in den Süden Deutschlands gezogen sind, habe ich festgestellt, dass ich einfach zu viele Möbel habe. Und zu viel Zeug. Aber vor allem zu viele Klamotten. Meine Kleidergröße hat sich seit meiner Teenagerzeit nicht drastisch verändert, weswegen es nie wirklich einen Grund gab auszusortieren, außer es ist wirklich mal etwas zerrissen. Aber wie oft kommt das schon vor? So habe ich mich beim Packen vor einem gigantischen Berg schöner Kleidung im Top-Zustand wiedergefunden, von dem ich höchstens ein Drittel im vergangen Jahr tatsächlich getragen habe. Ich meine, das Jahr hat gar nicht so viele Tage, als dass man tatsächlich alles mal tragen kann. Zumindest nicht so tragen, dass man auch vom wirklichen Tragen sprechen kann. Vor dem Spiegel anprobieren zählt nicht.

Um nicht mehr die Häme meines Partners zu ertragen, der sich über meine sich stapelnden Kartons lustig gemacht hat, habe ich beschlossen auszumisten. Es war auch dringend notwendig, denn in der neuen Wohnung hatten wir nicht mehr so viel Stauraum – da ist es noch mehr aufgefallen, wie dringend notwendig das war. Ebay, Kleiderkreisel und Co. habe ich bei meinem ehrgeizigen Vorhaben schnell verworfen. Ich hätte meinen eigenen Onlineshop in Vollzeit betreiben müssen, um alles einzeln zu fotografieren, hochzuladen und dann mit den Interessentinnen zu verhandeln.

Überquellender Kleiderschrank? Mach doch eine Party!

Bei meinem Auslandssemester in England hat mich eine kanadische Kommilitonin zu einer „clothes swop“-Party, einer Kleidertauschparty, ihrer australischen Freundin mitgenommen. Das Konzept ist simpel: man überlegt sich wie viele Menschen in das heimische Wohnzimmer passen und grenzt daraufhin das Geschlecht und die Größe ein, setzt einen Termin fest und lädt (am besten) nette Menschen ein. Mit meinem scharfen Versand habe ich gleich kombiniert, dass das wohl die Lösung sein musste. Damals war CouchSurfing das Mittel der Wahl um solche Veranstaltungen zu veröffentlichen – ich habe mich aber dazu entschlossen die neu eröffnete Nachbarschaftsgruppe bei nebenan.de auf die Probe zu stellen, die ich auf der Suche nach neuen Kontakten für mich entdeckt hatte.

Die Einladung war schnell verfasst. Um einem unkontrollierten Ansturm vorzubeugen, habe ich meine Straße angegeben und gebeten, sich für genauere Informationen bei mir zu melden. Am nächsten Tag hatte ich schon etliche Nachrichten in meinem Postfach und habe mich sehr darüber gefreut. Der Termin war nämlich relativ spontan und ich habe nicht damit gerechnet, dass ich genügend Teilnehmerinnen zusammenbekomme. Aber alles ist bestens verlaufen und zu guter Letzt waren dreizehn Ladies angemeldet. Geplant hatte ich mit zehn und habe darauf spekuliert, dass mindestens drei nicht kommen – das ist auch genau aufgegangen. Wir haben uns ein tolles Kuchenbuffet organisiert und alle haben noch eine Kleinigkeit zusätzlich mitgebracht. In gemütlicher Runde haben wir dann Kaffee getrunken und leckere selbstgemachte Süßigkeiten gemampft. Um die Situation etwas aufzulockern hat jemand eine Vorstellungsrunde vorgeschlagen – diesen Programmpunkt werde ich ab jetzt immer mit einplanen. Das war ein toller Eisbrecher.

Klamotten, Kuchen und neue Freunde 

Anstatt die Kleidung nur hochzuhalten, haben wir zwei Kleiderständer gefüllt und am Bügel vorgeführt. Das ist ein bisschen wie einer Auktion: Wer das Teil haben möchte, der meldet sich. Sollten sich zwei für das gleiche Stück interessieren, darf es zuerst diejenige anprobieren, die weniger Teile hat. Mit dem Vorführen haben wir uns abgewechselt und immer eine kurze Anprobe-Pause gemacht, wenn die Kleiderständer leer waren. Die Kleidung, die noch übrig geblieben ist, haben wir dann an ein gemeinnütziges Projekt gespendet, das einen Second-Hand-Shop betreibt in dem Frauen arbeiten, die den Wiedereinstieg in den Arbeitsmarkt bewältigen möchten. Wenn man sich dazu entschließt die verwaisten Teile zu spenden, dann sollte im Vorfeld auf die Möglichkeit hingewiesen werden. Dann sollte aber bitte trotzdem niemand böse sein, wenn jemand sein altes Lieblingsstück wieder mitnehmen möchte. 

Nebenbei haben wir uns darüber ausgetauscht welches das beste Restaurant in unserer Gegend ist, wo der schönste Laufweg ist und wie man Rohkost-Pralinen macht. Nummern und E-Mail-Adressen wurden getauscht, neue Treffen vereinbart und ich denke, dass alle nicht nur mit neunen Kleidungsstücken nach Hause gegangen sind (denn zu meiner Freude hatte jede von uns ein neues Lieblingsteil), sondern auch mit dem Gefühl ein paar neue Freundinnen gefunden zu haben.

Wie nach jeder guten Party sind die letzten erst spät Abends gegangen, nachdem sich schon zum dritten Mal verabschiedet wurde. Ich bin sehr glücklich, denn mein Platzproblem hat sich erledigt. Und ich habe etwas entdeckt, was ich gar nicht erwartet hatte: das Gefühl in meiner neuen Nachbarschaft angekommen zu sein.

Mehr bei EDITION F

Minimalismus? Ihr geht das Thema Konsum komplett falsch an! Weiterlesen

So wenig Besitz wie möglich – wie mein Leben durch Einfachheit Fülle bekommt. Weiterlesen

Mein minimalistischer Kleiderschrank: 65 Teile, die ich tatsächlich nutze. Weiterlesen

Anzeige