Foto: Shutterstock

Zeiten ändern sich

Vom Schrecken zur Stilikone – Tattooträger

 

Vom Schrecken zur Stilikone – Tattooträger

Noch vor 20 Jahren hätte man bei den meisten Eltern erst gar nicht mit einem “Tätowierten” aufkreuzen brauchen – er wäre höflich aber bestimmt der Tür verwiesen worden – heute hat oft selbst die Tochter aus gutem Hause ein buntes Körpermotiv vorzuweisen. Tätowierungen sind in den letzten Jahren immer mehr in die Welt der “normalen” Menschen vorgedrungen und inzwischen gesellschaftsfähig geworden. 

Dabei sind Tätowierungen keine neue Erfindung, sondern waren bereits vor vielen tausend Jahren bei verschiedenen Völkern rund um den Globus verbreitet – sei es als Zugehörigskeitssymbol, als Kennzeichnung oder Körperschmuck. Selbst beim guten alte Ötzi, der in der späten Jungsteinzeit lebte, fand man über 40 Tätowierungen am Körper. 

Seefahrer, Gangster und Rocker

Bis in die 1980er Jahre waren es in unseren Breitengraden meist Seeleute, Gefängnisinsassen und “harte Jungs” aus der Musik- oder Motorrradscene, bei denen man – oft auch selbst gemachte und schäbige – Tätowierungen finden konnte. Tätowierung waren in dieser Zeit außerdem vorwiegend in der alternativen Szene zu finden, Rocker, Punker und Psychobillys zierten sich mit Motiven, die meist ein Ausdruck der persönlichen Meinung und des “Andresseins” waren, Gangs wie “Mara Salvatrucha” nutzen Tätowierungen als Erkennungszeichen und Zeichen der Mitgliedschaft. 

Musik und Sport

Irgendetwas muss dann in den letzten Jahren passiert sein: Wahrscheinlich durch den Einzug der alternativen Musik (und Filme) in den Mainstream, erfreuen sich Tätowierungen auch beim Otto-Normalbürger immer größerer Beliebtheit. Leute wie Tommy Lee, Robbie Williams, Axl Rose, Ozzy Osborn, Eminem und Bela B. von den Ärzten schmücken sich mit individuellen Bildern, auch Schauspieler wie Johnny Depp (“Winona Forever”) oder Angelina Jolie haben einige Tattoos aufzuweisen und dienen damit als Vorbild für viele. 

Kein Fußballspiel mehr ohne tätowierte Spieler, einer der Vorreiter war David Beckham mit über 20 Tattoos, Wayne Rooney trägt Namen von Frau und Kind auf dem Körper, Kevin-Prince Boateng ist ebenfalls übersät mit Bildern und Ornamenten. Selbst “Poldi” Lukas Podolski hat sich den Namen seines Sohnes auf das Handgelenk stechen lassen. “Handball-Punk” Stefan Kretschmar kann sich mit an die 20 Tätowierungen ebenfalls sehen lassen und ist schon fast ein Gesamtkunstwerk. 

Heidi Klum, Sarah Connor & Co.

Nicht nur bei Männern wurden die Tätowierungen immer beliebter, auch Frauen entdeckten die Körperverzierungen für sich; ob an Schultern, Oberarmen, Fußfesseln oder an normalerweise eher bedeckten Stellen, wie beim seinerzeit sehr häufig auftretendem “Arschgeweih” am unteren Rücken (wo sind die eigentlich alle hin?) , welches prima zu der Bauchfrei-Mode der späten 1990er Mode passte – meist in Kombination mit einem Bauchnabelpiercing. Schmetterlinge, Blümchen, Ornamente in Pink und Pastell schmücken heute viele Frauen fast aller Alters- und Berufsgruppen. 

Stars und Sternchen machen es vor, sei es nun der Name des (Noch-)Ehemanns, der Kinder, Krabbelkäfer, Totenköpfe oder Engelsflügel, der Phantasie sind hier keine Grenzen gesetzt. Und sollte die Beziehung in die Brüche gehen, läßt man sich halt die Initialen des Ex-Partners übertätowieren und sucht sich eine neue Stelle für den nächsten Lebensabschnittsgefährten – oder läßt das alte Tattoo als Erinnerung so wie es ist. 

Die neuen Tatoos – Alles so schön bunt hier

Inzwischen findet man in so ziemlich jedem kleinen Kaff ein Tattoo- und Piercingstudio, Tätowierer ist ein seriöser Beruf geworden. Selbst die Frau unseres alten Bundespräsidenten hat eine Tätowierung am Oberarm, was vor einigen Jahrzehnten noch für einen handfesten Skandal gesorgt hätte. Man kann zu dieser Körperkunst stehen wie man will, auf jeden Fall macht sie das Leben und die Körper der Menschen ein wenig bunter – für Aufsehen und Ärgernis sorgen Tattoos schon lange nicht mehr. 

Anzeige