Jedes Jahr steigt die Zahl der Gewalttaten gegen Frauen und Mädchen massiv an. Und jedes Jahr sind alle entsetzt über diesen Anstieg im Bereich der körperlichen, sexualisierten, psychischen und digitalen Gewalt gegen Frauen und Mädchen. Wo sind die Männer, die sich gegen männliche Gewalt positionieren? Zehn unserer Kollegen bei FUNKE machen den Anfang und zeigen Haltung.
Kürzlich hat das BKA das Lagebild zu Gewaltstraftaten gegen Frauen und Mädchen vorgelegt: „Der Anteil der weiblichen Opfer von Tötungsdelikten im Kontext von Paarbeziehungen liegt bei 80,6 Prozent. Insgesamt wurden 360 Mädchen und Frauen getötet. Damit ereignete sich in Deutschland im Jahr 2023 fast jeden Tag ein Femizid.“
Lagebild zu Straftaten gegen Frauen und Mädchen
Die sind die zentralen Erkenntnisse aus dem Lagebild „Geschlechtsspezifisch gegen Frauen gerichtete Straftaten“ (Quelle: Bundesministerium für Familie, Senioren, Frauen und Jugend)
- Femizide: 2023 wurden 938 Mädchen und Frauen Opfer von versuchten oder vollendeten Tötungsdelikten (+1,0 Prozent, 2022: 929). Dies entspricht einem Anteil von 32,3 Prozent aller Opfer von Tötungsdelikten. Der Anteil an weiblichen Opfern, die im Zusammenhang mit partnerschaftlichen Beziehungen Opfer von Tötungsdelikten wurden, liegt bei 80,6 Prozent. Insgesamt wurden 360 Mädchen und Frauen Opfer vollendeter Taten. Demnach gab es 2023 beinahe jeden Tag einen Femizid in Deutschland.
- Im Berichtsjahr 2023 wurden 52.330 Frauen und Mädchen Opfer von Sexualstraftaten (2022: 49.284 Opfer, +6,2 Prozent), hiervon war über die Hälfte unter 18 Jahre alt.
- Auch die Delikte im Bereich der Digitalen Gewalt nehmen zu. Über 17.193 Frauen und Mädchen wurden im vergangenen Jahr Opfer Digitaler Gewalt, zum Beispiel von “Cyberstalking” oder anderen Delikten, die beispielsweise mittels Nutzung von Sozialen Medien begangen werden. Hier ist mit 25 Prozent ein deutlicher Anstieg der weiblichen Opferzahlen im Vergleich zum Vorjahr zu verzeichnen (2022: 13.749 weibliche Opfer).
- Mit 70,5 Prozent sind die weit überwiegende Zahl der Opfer Häuslicher Gewalt Frauen und Mädchen. Im Berichtsjahr stieg die Zahl der weiblichen Opfer um 5,6 Prozent auf 180.715 an (2022: 171.076). Die Häusliche Gewalt gliedert sich in Partnerschaftsgewalt und innerfamiliäre Gewalt. Bei Partnerschaftsgewalt sind mit 79,2 Prozent mehr weibliche Opfer betroffen als bei innerfamiliärer Gewalt (54,0 Prozent Frauen und Mädchen).
- Auch beim Menschenhandel zum Zweck der sexuellen Ausbeutung, Zuhälterei und das Veranlassen zur Aufnahme oder Fortsetzung der Prostitution oder zu sexuellen Handlungen, durch die eine Person ausgebeutet wird, steigen die Zahlen weiter an. 591 Frauen und Mädchen fielen diesen Delikten zum Opfer. Das ist ein Anstieg von 6,9 Prozent zum Vorjahr (2022: 553). Frauen und Mädchen unter 21 Jahren machen mit 31,5 Prozent beinahe ein Drittel der weiblichen Opfer aus.
- Besonders hoch ist der Anstieg bei frauenfeindlichen Straftaten als Teil der Politisch motivierten Kriminalität. Mit 322 Straftaten im Berichtsjahr 2023 wird ein Anstieg um 56,3 Prozent zum Vorjahr verzeichnet (2022: 206).
- Die überwiegende Zahl der Opfer und Tatverdächtigen ist deutscher Staatsangehörigkeit. Lediglich in der Fallgruppe Menschenhandel ist der Anteil an nichtdeutschen Staatsangehörigen bei Opfern sowie Tatverdächtigen höher.
„Gewalt gehört zum Alltag von Frauen“
„Die Zahlen dieses Lagebilds zeigen: Gewalt gehört zum Alltag von Frauen“, sagte Bundesfamilienministerin Lisa Paus im Rahmen der Vorstellung des BKA-Lagebilds zu geschlechtsspezifischer Gewalt am 18. November 2024. Und so nennen wir Frauen all diese Zahlen jedes Jahr wieder, klären auf, kämpfen um Gehör und demonstrieren. Wo aber sind die Männer? Und was muss jetzt passieren?
Anlässlich des 25. November 2024, dem Internationalen Tag zur Beseitigung der Gewalt gegen Frauen und Mädchen, haben sich zehn unserer männlichen Kollegen von FUNKE (National Brands Digital) zusammengetan, um ein Zeichen zu setzen. Sie stellen sich entschlossen gegen die Gewalt und an die Seite der betroffenen Personen. Und das kann nur ein Anfang sein. Und ein Aufruf an alle: #MännergegenGewalt! #GewalthilfegesetzJetzt!
„Das Gewalthilfegesetz wird Leben retten – es lässt sich nicht durch einzelne Maßnahmen ersetzen.“
Lisa Paus, Familienministerin
Lisa Paus sagte auf der Pressekonferenz zum Lagebild zur Gewalt gegen Frauen und Mädchen, dass es den bedrohten, geschlagenen und um ihr Leben fürchtenden Frauen vollkommen egal sei, wer regiere. „Diese Personen benötigen niedrigschwelligen Schutz und Beratung. Das Gewalthilfegesetz wird Leben retten – es lässt sich nicht durch einzelne Maßnahmen ersetzen. Der Rechtsanspruch auf Schutz und Beratung für von Gewalt bedrohte Frauen muss mit einem Ausbau der Infrastruktur für Beratung und Schutzeinrichtungen einhergehen.“ Einen Entwurf dieses Gesetzes liege seit langem vor, Lisa Paus habe ihn detailliert mit Ländern und Verbänden am Runden Tisch vorbereitet. „Ich appelliere an alle Demokrat*innen im Deutschen Bundestag dafür zu sorgen, dass Frauen besser geschützt werden.”