Feministische Pornografie setzt auf Respekt, Konsens und echte Lust. Abseits von Klischees und Fetischisierung wird hier Sexualität in ihrer Vielfalt und Authentizität gezeigt. Wir haben Plattformen für euch gefunden, die eine neue Perspektive auf Lust und Intimität bieten – inklusiv, fair und sexpositiv.
Schnelle Stöße, laute Orgasmen, die Kamera immer auf SIE gerichtet, bis SEIN Cumshot den triumphalen Abschluss der Szene bildet – im Mainstream-Porno ist der weibliche Körper Kulisse für männliche Fantasien. Queeres Begehren jenseits der Fetischisierung? Fehlanzeige. Während hier fast ausschließlich heteronormative Skripte und Fantasien wiedergekäut werden und FLINTAs allzu oft auf passive Lustobjekte reduziert werden, die vor allem dem Lustgewinn der männlichen Zuschauer und Co-Stars dienen, gibt es auch solche Filmemacher*innen und Plattformen, die frischen Wind in die Pornowelt bringen wollen.
Ethische bzw. feministische Pornografie stellt weibliche Lust, Konsens, Diversität und faire Arbeitsbedingungen in den Mittelpunkt.
Was macht feministische Pornos so besonders?
Feministische Pornografie steht für gelebten Konsens, Gleichberechtigung, Diversität und authentisches Begehren. Sexualität wird hier nicht klischeehaft inszeniert, sondern als etwas Reales und Vielfältiges gezeigt – mit Kommunikation, Respekt und spürbarer Lust. Pornos mit diesem Anspruch wollen nicht nur unterhalten, sondern auch empowern, aufklären und gesellschaftliche Machtverhältnisse hinterfragen. Sie wollen Körper zeigen, wie sie sind, und Sex inklusiv und normbrechend denken.
Dabei geht es um weit mehr als nur Ästhetik: Feministische Pornos folgen klaren ethischen Standards, die einen respektvollen, verantwortungsvollen und vielfältigen Umgang mit Sexualität garantieren. Im Mittelpunkt stehen die Rechte, die Sicherheit und das Wohlbefinden aller Beteiligten. In ethischen Pornos werden unterschiedlichste Körper, Menschen und Sexualitäten ohne Klischees und Fetischisierung in den Fokus genommen und Lust auf eine authentische Art zelebriert. Das bedeutet konkret: faire und transparente Arbeitsbedingungen, gerechte Bezahlung, Diversität vor und hinter der Kamera, Konsens in Produktion und Verbreitung sowie umfassende Sicherheit am Set.
Der Unterschied hier also nicht unbedingt nicht im Was, sondern im Wie – nämlich darin, wie Szenen entstehen, kommuniziert und gefilmt werden.
Wer ethische Pornografie sucht, findet inzwischen eine wachsende Auswahl an Plattformen, die Vielfalt, Fairness und Sexpositivität großschreiben.
1. Cheex
Auf Cheex gibt es nicht nur ästhetische und fair produzierte Pornos, sondern auch erotische Audio Stories und sexy Soundscapes. Die Auswahl reicht von hetero-Content über queere Szenen, Body-Positivity-Porn, zarten Masturbationsszenen bis hin zu expliziten Kinks und Gruppensex. Für alle, die Lust mit Bildung verbinden wollen, bietet die „Pleasure Academy“ Tutorials und Workshops zu Sex, Beziehung und Selbstbestimmung.
2. xConfessions
Die feministische Pornopionierin und Regisseurin Erika Lust zeigt mit ihrer Plattform xConfessions, wie feministische Pornografie aussehen kann: respektvoll, kreativ und unglaublich sexy. Die Filme sind so vielfältig wie die Fantasien der Community: User*innen können ihre eigenen Fantasien als „Confessions“ einreichen, jeden Monat werden zwei davon verfilmt. Der Fokus liegt hier auf weiblicher Lust und Fantasie. Neben kostenlosen Videos gibt es auch viele exklusive Produktionen von Erika Lust selbst.
3. CrashPadSeries
Von Queers für Queers: Die Plattform CrashPadSeries genießt in der feministischen Pornoszene längst Kultstatus. Hier dreht sich alles um echten queeren Sex, kreative Inhalte und Intimität. Gegründet wurde die Plattform von Shine Louise Houston, einer queeren Filmemacherin und Pionierin des „ethical porn“.
In den Filmen begegnen sich ausschließlich queere Performer*innen in respektvollen, lustvollen Settings – ganz ohne klischeebeladene Scripts oder stereotype Rollenbilder. Dykes, Femmes, trans und nonbinary Performer*innen, kinky, poly, queer: CrashPadSeries zeigt authentischen Sex ohne Ausbeutung, rassistische oder queerfeindliche Klischees. Dazu gibt es Interviews und spannende Behind-the-Scenes Videos.
4. Ersties
„Wir machen die Pornos, die wir selbst sehen wollen“ – das ist das Credo von Ersties, einer Berliner Amateur-Porno-Plattform „von Frauen für Frauen“. Von der Produktion über den Schnitt bis zur Kamera sind bei Ersties ausschließlich Frauen an der Produktion der Videos beteiligt. Die Inhalte: natürlich, verspielt, real. Ob Solo-Szenen, Interviews oder Gruppensex – alles hot und steamy, aber immer mit Betonung auf Natürlichkeit und Authentizität. Ersties zeigt zwar vor allem weiße, normschöne Körper beim Sex, feiert dabei aber die Vielfalt weiblicher Lust.
5. Pinklabel.tv
Pinklabel.tv ist eine Plattform für Indie und alternative Pornos, die von Shine Louise Houston kuratiert wird. Die Seite versteht sich als Bühne für unabhängige Pornoschaffende, die abseits des Mainstreams arbeiten. Die Inhalte reichen von dokumentarisch über experimentell bis hin zu klassischen Pornofilmen – immer inklusiv, fair und sexpositiv. Hier können Filmemacher*innen ihre Werke hochladen und werden für ihre Arbeit gerecht entlohnt. Auch Tutorials für angehende Produzent*innen und Regisseur*innen finden auf der Seite Platz.
6. Bright Desire
Sex bedeutet Verbindung. Bright Desire setzt dazu auf sexpositiven Realismus, Intimität und ein vertrautes Verhältnis zwischen den Beteiligten. Hier findest du nicht nur aber vor allem viele echte Paare beim Sex – der Fokus liegt auf hetero Paaren und Solo-Masturbation, aber auch queere Inhalte sind vertreten. Die Filme zeigen respektvolle Kommunikation, Lachen, echte Lust und manchmal auch Unsicherheiten – so, wie Sex eben wirklich ist. Neben klassischen Paarvideos gibt es künstlerische Kurzfilme, erotische Dokumentationen und narrativ erzählte Clips.
7. MakeLoveNotPorn
MakeLoveNotPorn hat sich zum Ziel gesetzt, „Real World Sex“ zwischen echten Menschen zu zeigen – roh, ehrlich, schön, chaotisch. Hier gibt es keine gestellten Szenen mit Profis, sondern Filme von und mit Menschen, die Lust haben, Teil der Plattform zu sein. Wer möchte, kann selbst Videos hochladen und eigenständig entscheiden, was gezeigt wird – und wie viel das kostet. Die Hälfte der Einnahmen bleibt bei den Creator*innen. Die Inhalte reichen von romantisch über wild bis hin zu fetisch-orientiert.
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