Beim FFF Day am 11. Oktober im bcc Berlin sprachen Schauspielerin, Moderatorin, Autorin und „Sinnfluencerin“ Susan Sideropoulos und Journalist Tino Amaral in einer besonderen Live-Ausgabe unseres Podcasts „Echt & Unzensiert“ über den Mut zum Neuanfang.
Woran erkennt man, dass sich etwas grundlegend verändern muss? Und wie wichtig ist es überhaupt, die eigene Komfortzone zu verlassen – gerade mit Blick auf diesen ständigen Optimierungswahn? Susan Sideropoulos hat mit uns offen über ihre eigenen Erfahrungen, über das Scheitern als Teil des Lebens und darüber, warum wir oft gerade in den stillen Momenten am meisten wachsen gesprochen.
Im Gespräch wird schnell klar: Veränderung hat viele Gesichter. Sie passiert nicht immer laut oder sichtbar – manchmal beginnt sie leise, mit einem kleinen Perspektivwechsel oder einer ehrlichen Frage an sich selbst.
Im Zentrum steht ihr Buch „Licht und Schatten – Das Geschenk der Gleichzeitigkeit“, das zeigt, wie wir lernen können, Freude und Schmerz, Hoffnung und Zweifel gleichzeitig zuzulassen – und genau darin unsere Kraft zu finden.
Die ganze Podcastfolge hörst du über einen Klick ins Titelbild oder eingebettet unten im Artikel und natürlich überall dort, wo es Podcasts gibt. Einen Ausschnitt aus dem Gespräch mit Susan liest du hier.
„Also grundsätzlich würde ich erst mal vorweg sagen: Ich bin, glaube ich, ein ziemlich mutiger Mensch. Ich liebe das – ich liebe es, außerhalb meiner Komfortzone zu sein. Ich finde, das ist der spannendste Ort überhaupt. Da fängt das Leben an. Alles andere ist Wiederholung. Und ich glaube, genau deshalb habe ich mir auch diesen Beruf ausgesucht. Ich wollte nie etwas anderes machen. Seit ich sechs bin, stand in jedem Freundschaftsalbum: Superstar. Was genau, wusste ich noch nicht – aber irgendwas mit Bühne sollte es sein.
Mutig war ich also schon immer. Und dieser Moment, in dem man merkt, dass etwas Neues ansteht oder sich etwas verändern muss – der kommt bei uns allen. Diese ‚richtige Entscheidung‘ wünscht man sich zwar oft, aber meistens kommt sie nicht einfach so. Deshalb würde ich jede*n ermutigen, diese Signale bewusster wahrzunehmen. Dieses Gefühl von: Jetzt könnte ich doch mal…
Aber meistens ist es ja anders: Wenn etwas nicht passt, zeigt uns das Leben das ziemlich deutlich. Durch Krankheiten, körperliche Symptome oder einfach dieses innere Gefühl, dass die Richtung nicht mehr stimmt. Und das Spannende ist: Das Universum schickt uns die gleichen Themen immer wieder, bis wir verstehen: ‚Ah, Moment, das hat was mit mir zu tun.‘
Schon wieder ein*e blöde*r Chef*in? Schon wieder ein*e Freund*in, der*die mich enttäuscht? Schon wieder ein* Partner*in, dem*der das Gleiche passiert? Diese Situationen wiederholen sich, bis wir endlich aufwachen und merken: Okay, es sind nicht immer die anderen. Ich bin es. Und genau da beginnt Veränderung.“
„Scheitern ist toll! Ich hab sogar ein ganzes Kapitel darüber in meinem zweiten Buch geschrieben. Es heißt: ‚Lustig, lustig, tralala – der Scheiterhaufen ist wieder da.‘ In meinen Büchern sind viele Themen humorvoll und nicht zu ernst beschrieben, weil das Leben an sich schon schwer genug ist. Deswegen heißt das Buch auch ‚Das Leben schwernehmen ist mir einfach zu anstrengend‘ Also: lieber leicht nehmen.
Scheitern gehört einfach dazu, es begegnet uns ständig. Ohne Scheitern gibt es kein Wachstum. Es ist ja nur die Bewertung, die wir dem Ganzen geben. Die einen nennen es Scheitern, die anderen sagen: ‚Geil, ich hab’s wenigstens versucht – vielleicht sogar öfter als viele andere überhaupt den Mut hatten.‘
Und am Ende unseres Lebens werden wir sowieso etwas bereuen. Entweder, dass wir etwas nicht versucht haben oder dass wir es getan haben und dabei auf die Nase gefallen sind. Und ganz ehrlich: Letzteres ist mir eindeutig lieber.“
„Total. Ich liebe ja Kalendersprüche. Viele davon sind in meiner Welt einfach wahr. Zum Beispiel dieser hier: ‚Der Tag, der dein ganzes Leben verändern kann, beginnt jeden Morgen aufs Neue.‘
Denn es ist doch so: Wir haben nur heute. Morgen kann schon wieder alles anders sein. Vielleicht sind wir gar nicht mehr da, oder ein lieber Mensch um uns herum. Irgendwas ist ja immer. Deshalb gibt es diesen ‚richtigen Moment‘ für einen Neuanfang eigentlich gar nicht – weder im Großen noch im Kleinen. Und genau das sollte uns motivieren, statt uns unter Druck zu setzen.
Ich sage gerne: ‚Setz doch einfach mal die rosarote Brille auf!‘ Dafür wurde ich mein Leben lang belächelt, aber ehrlich gesagt, läuft es ganz gut mit dieser Brille. Und das heißt nicht, alles ist schön oder perfekt. Es bedeutet eher: Weg von dem Gedanken ‚Das geht nicht‘ hin zu ‚Was geht?‘ Was kann ich heute tun – im Kleinen, aber auch auf größerer, gesellschaftlich relevanter Ebene?“
„Total. Da sind wir wieder bei der Spiritualität. Die einen sagen ‚ach Quatsch‘, die anderen sagen ‚ja, absolut‘. Ich finde das total spannend. Viele sagen ja auch: ‚Ich glaube es erst, wenn ich es sehe.‘ Aber in der Spiritualität – oder wenn es um Anziehungskraft geht – ist es eigentlich genau andersherum: ‚Ich sehe es erst, wenn ich daran glaube.‘ Man braucht also diesen Vertrauensvorschuss.
Und ganz ehrlich: Das ist gar nicht so abgefahren. Dieses Jahr wurde der Nobelpreis für Quantenphysik verliehen. Wir wissen mittlerweile, dass Energie, Gedanken und Fokus eine Wirkung haben. Und trotzdem zweifeln viele das an – dabei hinterfragt ja auch keiner, warum Bluetooth funktioniert oder warum meine Stimme hier rein und da wieder rausgeht. Es funktioniert einfach.“
„Das unterschreibe ich sofort! Denn auch hier gilt: Wir können nur aus einer vollen Wasserflasche etwas ins Glas eines anderen gießen. Und was machen wir, wenn die Flasche leer ist? Genau – das funktioniert nicht. Ich finde, dieses Bild passt wunderbar, und wir leben das in unserer Partnerschaft zum Beispiel ganz bewusst so.
Mein Mann, der Jakob, ist da übrigens unglaublich weise – ich zitiere ihn ständig in meinen Büchern, also nicht wundern, wenn ihr da öfter lest: ‚Jakob sagt immer…‘ (lacht) Er hat einfach oft recht. Zum Beispiel sagt er: Wenn er morgens aufwacht, stellt er sich als Erstes die Frage: Was kann ich mir heute Gutes tun? Also: Was kann ich für meinen Körper, meine Gesundheit, mein Mindset tun?
Der zweite Gedanke ist dann: Was kann ich ihr heute Gutes tun? – also mir, unserer Familie, unseren Kindern. Und der dritte Baustein ist: Was kann ich heute vielleicht für meine Karriere tun? Oder für die Welt, für andere Menschen?
Die meisten machen es genau andersrum – und wundern sich dann, dass es nicht funktioniert. Aber es kann ja gar nicht funktionieren, wenn man zuerst an alles und alle anderen denkt und sich selbst ganz hinten anstellt.“
„Ja, das ist ein schöner Gedanke. Um-zu-Aufgaben sind Dinge, die wir tun, weil sie uns irgendwann in der Zukunft etwas bringen sollen. Also zum Beispiel: ‚Ich mache jetzt die Steuererklärung, um später mehr Geld zu haben.‘ Oder: ‚Ich gehe joggen, um schlanker zu werden.‘ Das sind Aufgaben, die meistens im Moment selbst keinen Spaß machen – sie fühlen sich oft an wie To-dos auf einer Liste.
Weil-Aufgaben hingegen sind Dinge, die wir tun, weil sie uns im Jetzt Freude machen. Weil sie uns gut tun. Weil sie Sinn ergeben. Ich sage immer: Das Leben ist nicht zum Überleben da – wir sind hier, um zu leben. Und das vergessen viele.
Ich kenne Menschen, die sagen am Sonntag: ‚Oh nein, schon wieder Montag.‘ Und am Montag hoffen sie dann, dass bald wieder Freitag ist. Und ich denke mir dann: Was ist denn mit den Tagen dazwischen? Das ist Lebenszeit! Zeit, die wir nicht wahrnehmen oder wertschätzen, weil wir ständig auf das nächste Ziel hinarbeiten.
Deshalb plädiere ich für mehr Weil-Momente. Für Dinge, die Spaß machen – heute, nicht irgendwann. Denn Freude entsteht durch Entscheidung. Nicht am Wochenende, nicht im Urlaub, sondern genau jetzt. Und wenn wir immer nur sagen: ‚Ich rocke jetzt die Woche runter und am Wochenende gönne ich mir dann was Schönes‘ – ja, und dann regnet’s und der Flohmarkt fällt aus.“
„Ja, das ist echt traurig. Ich glaube, ein guter Weg ist, sich mal zu fragen: Was hat mir als Kind Spaß gemacht? Oft sind das genau die Dinge, die uns auch heute noch Freude bereiten – wir trauen uns nur nicht mehr, sie zu tun. Man denkt dann: Kann ich das jetzt wirklich machen? Ich kann doch jetzt nicht einfach ein Springseil rausholen und fröhlich durch die Gegend hüpfen.
Aber genau darum geht’s! Sich zu fragen: Was mag ich eigentlich gern? Ich zum Beispiel liebe Karaoke. Ich mag es einfach, mit meinen Mädels zusammenzusitzen – manchmal geht’s da um gar nichts, und manchmal um ganz viel. Und das ist genau der Punkt: Freude entsteht oft in den kleinen Dingen. Viele glauben, sie bräuchten gleich ein riesiges neues Hobby oder ein großes Ziel. Aber manchmal reicht es schon, einfach etwas zu tun, was sich leicht und schön anfühlt.“
„Auch dazu habe ich in meinem letzten Buch ein Kapitel geschrieben – da geht es um die Macht des Umfelds. Die entscheidende Frage ist: Wer beeinflusst hier eigentlich wen?
Ich finde das total spannend, weil wir uns bewusst machen müssen: Freunde spiegeln oft nur ihre eigene Angst. Es ist nie dein Thema. Wenn du also sagst: ‚Hey, ich starte jetzt etwas Neues – ich arbeite gerade an einem neuen Projekt‘ – und du bist begeistert und willst am liebsten sofort loslegen, dann kommt vielleicht jemand und sagt: ‚Ja, aber das müsst ihr vorher erst mal testen, vielleicht mit einem Publikum und so.‘
Früher hätte mich das verunsichert. Heute weiß ich: Das würde sie so machen. Es ist ihre Angst, nicht meine. Sie hat mit meinem Leben gar nichts zu tun.
Und genau da liegt der Punkt: Wenn du merkst, dass in deinem Umfeld zu viele Menschen sind, die dich nicht bestärken in dem, was du vorhast – dann darfst du hinschauen. Klar, man kann im echten Leben nicht einfach allen ‚entfolgen‘ – manche Menschen bleiben nun mal da, vielleicht ist es die Schwägerin oder der Partner. Aber man kann lernen, anders damit umzugehen.
Ich persönlich glaube an das Prinzip Vorleben. Ich mache es einfach – sozusagen ‚andersrum‘ – in der Hoffnung, dass sich diese Energie irgendwann zurückspiegelt.“
„Ja, tatsächlich durch ein sehr trauriges Erlebnis. Mein Papa ist letztes Jahr gestorben – und er war ein unglaublich großer Teil meines Lebens. Es gab eigentlich immer nur meinen Papa und mich, weil meine Mama schon vor 29 Jahren gestorben ist.
Das war ein wahnsinnig einschneidendes Erlebnis. Durch diesen Verlust kam das Thema Trauer noch einmal richtig hoch. Ich hatte das nämlich – ehrlich gesagt – 29 Jahre lang erfolgreich im Keller eingesperrt. Ich hatte eine gute Überlebensstrategie: alles positiv sehen, nicht über schwere Themen sprechen, einfach weitermachen.
Aber wie ich ja vorhin schon gesagt habe – das Universum schickt dir die Themen, die du dir anschauen musst. Meine Strategie hat irgendwann einfach nicht mehr funktioniert. Dann ist mein Papa gegangen. Natürlich war ich traurig, aber ich dachte: Ich bin doch die Positive, ich mache einfach weiter. Nur – das ging nicht.
Ich bin immer wieder krank geworden, kam nicht mehr in mein altes Leben zurück. Und dann war klar: Okay, jetzt ist das dran. Ich musste mich damit auseinandersetzen, diese Tür aufmachen. Das war ein schmerzhafter Prozess, über viele Monate, mit verschiedenen Therapieformen.
Und genau so kam das Thema Gleichzeitigkeit in mein Leben. Denn während ich diesen schweren Verlust erlebt habe, hatte ich gleichzeitig ein riesiges berufliches Highlight. Ich hatte eine TV-Show abgedreht, zu der mein Papa mich sogar noch begleitet hatte. Ich war so stolz.
Und dann kam der Tag, an dem die Show ausgestrahlt wurde – ‚der Tag der Tage‘. Ich wollte das mit der ganzen Welt teilen. Aber mein Papa war ein paar Tage zuvor gestorben. Ich war im Schockzustand, lag krank auf dem Sofa, mit dem Handy in der Hand und diesem Foto, auf dem ich als Tagessiegerin zu sehen war. Ich wollte es so gern posten – und gleichzeitig dachte ich: Darf ich das? Darf ich mich freuen, wenn ich doch traurig bin?
Und dann habe ich es einfach getan. Ich habe etwas dazu geschrieben über genau diese Gleichzeitigkeit – und das war der Gamechanger. In dem Moment habe ich verstanden: Das ist das Leben.“
„Total heilsam. Aber wir haben keinen richtigen Umgang damit. Ich habe dieses Jahr gemerkt – auch, weil ich sehr offen darüber gesprochen habe, durch mein Buch, durch Keynotes, durch Social Media –, dass wir keine richtige Kultur im Umgang mit Trauer haben. Und ich finde es total krass, wie überfordert viele Menschen damit sind. Das kann ich auch verstehen.
Aber wenn wir das Thema nicht öffnen – im Kleinen wie im Großen – dann verändert sich das auch nicht. Und man kann es den Freunden ja gar nicht übelnehmen. Natürlich fragt nicht jede Freundin fünf Tage hintereinander: ‚Wie geht’s dir?‘ – gerade wenn ein Jahr vergangen ist. Aber Trauer verschwindet ja nicht. Ich sage immer: Es wird anders, aber es wird nicht besser. Sie bleibt ein Teil von dir.
Und meine Freundinnen waren total dankbar, wenn ich die Tür geöffnet habe und gesagt habe: ‚Frag mich doch ruhig – heute ist’s so und so.‘ Dann kann man drüber reden. Statt dieses automatische ‚Gut!‘ – ‚Ja, toll!‘ auszutauschen.“
„Das ist genau die zweite Ebene, über die ich auch in meinem Buch schreibe – Gleichzeitigkeit und die Welt. Ich finde das unglaublich spannend. Ich habe dazu ein großartiges Buch gelesen – Factfulness von Hans Rosling. Er beschreibt darin, wie sich die Welt in den letzten 100 Jahren tatsächlich verbessert hat. Und das finde ich total tröstlich.
Wir sehen die Welt ja meistens nur durch unsere eigene Brille – was passiert hier, in Berlin, in Deutschland. Aber während bei uns vielleicht vieles gerade in Schieflage gerät, läuft es woanders besser. In Indien zum Beispiel gehen heute viel mehr Kinder zur Schule, die Arbeitslosigkeit sinkt, es gibt Fortschritt.
Das ist die Polarität des Lebens. Und wir unterschätzen dabei eine Sache gewaltig: Wir leben mit Echtzeitmedien. Wir glauben, die 90er waren friedlich – völliger Quatsch! Wir haben es damals einfach nur nicht mitbekommen. Wir wussten nicht, was die Nachbarn machen, geschweige denn, was in Amerika oder anderswo passiert. Heute wissen wir alles. In jeder Sekunde. Und unser Gehirn ist gar nicht dafür gemacht, diese Informationsflut zu verarbeiten.
Kein Wunder also, dass viele Menschen in eine Art kollektive Ohnmacht geraten. Und da hilft mir – wieder sind wir beim Thema Mut – immer ein Gedanke: Ihr habt mich ja im Vorfeld gefragt, was Mut für mich bedeutet. Und ich habe gesagt: ‚Mut bedeutet für mich, bei all dem immer noch optimistisch zu bleiben.‘ Und das finde ich total wichtig.“
„Genau. Wir müssen nicht den ganzen Weltschmerz permanent in unserem Rucksack mit uns herumtragen – sonst kommen wir ja gar nicht mehr klar. Ich schreibe in meinem Buch: Es ist noch kein einziger Tag vergangen, an dem es irgendwo auf der Welt keinen Krieg gegeben hätte. Kein Tag, an dem Menschen nicht aufgrund ihrer Herkunft oder Sexualität schlecht behandelt wurden. Kein Tag, an dem nicht irgendwo häusliche Gewalt passiert ist. Kein Tag ohne Hunger.
Diesen Tag gibt es einfach nicht. Wenn wir das verstehen – dass das immer da ist –, dann sehen wir auch, dass sich gleichzeitig wahnsinnig viel verbessert hat. Mehr Kinder gehen heute in die Schule. Frauenrechte, LGBTQ+ – es entwickelt sich so viel ins Gute.
Die Frage ist also: Wo wollen wir hin? Welches Spiel wollen wir mitspielen? Wollen wir nur dastehen und sagen: ‚Schlimm!‘ Oder wollen wir fragen: ‚Was kann ich heute tun?‘
Da beziehe ich mich gern auf Hans Roslings Buch Factfulness. Er sagt: ‚Ich bin kein Optimist, ich bin ein Possibilist.‘ Das finde ich großartig. Weil: Wenn wir sehen, was in den letzten 100 Jahren alles möglich war – wie viel kann dann erst in den nächsten 100 passieren?“
„Genau. Es gibt eigentlich kein Vorher und Danach. Ich finde, Gleichzeitigkeit ist nur ein anderes Wort für im Jetzt leben.
Mein erstes spirituelles Buch war Jetzt! Die Kraft der Gegenwart von Eckhart Tolle – die Bibel quasi (lacht). Ich habe das vor 15 Jahren gelesen. Damals dachte ich: Ich hab’s verstanden. Und gleichzeitig: Ich hab’s überhaupt nicht verstanden.
Denn wir sind ja oft entweder in der Zukunft oder in der Vergangenheit – beides total kontraproduktiv. Ich zum Beispiel bin eher in der Vergangenheit. Ich glorifiziere alles, was früher war. Die 90er waren sowieso die besten! (lacht) Aber wenn ich ehrlich bin: Das bringt mir jetzt, heute, gar nichts.
Und das ist für mich auch der Kern von Gleichzeitigkeit – dieses Verständnis, dass alles parallel existieren darf. Freude und Trauer, Licht und Schatten. Das bringt mich immer wieder in die Balance.“
„Ich liebe Schreiben! Das Schreiben ist für mich ein echtes Tool. Wenn du schreibst, denkst du nicht nur etwas, du bringst es raus aus deinem Kopf – und das macht einen riesigen Unterschied.
Ich mache das oft morgens: Ich klappe meinen Laptop auf und schreibe einfach runter, was mir durch den Kopf geht. Manchmal ist es nur eine Seite, manchmal drei – ganz egal. Oft ist es auch völliger Unsinn, und dann lösche ich’s wieder. Aber es ist raus.
Das ist der Sinn am Journaling: Dir werden Dinge bewusst. Weil letztlich leben wir zu 90 Prozent unbewusst. Und durchs Aufschreiben merkst du plötzlich: Welche Gleichzeitigkeiten habe ich heute erlebt? Welche Schattenseiten wollte ich vielleicht noch nicht so gern anschauen?
Manchmal ist das was ganz Banales – ich sehe was auf Instagram und denke: „Boah, die blöde Kuh!“ (lacht) Und dann schreibe ich: „Heute war ich neidisch.“ Und das ist okay. Dann ist man eben mal neidisch.“
Noch mehr Einblicke und Impulse gibt Susan Sideropoulos in Folge 63 unseres Podcasts „Echt & Unzensiert“. Reinhören lohnt sich!
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Bei „Echt & Unzensiert“ beleuchtet Host Tino Amaral gemeinsam mit Expert*innen und Betroffenen vermeintliche Tabuthemen, macht auf Missstände aufmerksam und gibt Denkanstöße, die deinen Blick auf die Welt für immer verändern werden. Auch einige Promis haben bei ihm schon private Einblicke gegeben und wichtige Erkenntnisse geteilt. Welches Thema würdest du gerne mal hören? Lass es uns bei Instagram wissen!