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Journalistin und Autorin Anne Dittmann | © Birte Filmer
© Birte Filmer
26.09.2025 • 11:55
Autorin Anne-Kathrin Heier | © Heike Bogenberger Anne-Kathrin Heier
13 Minuten
Jungs von heute, Männer von morgen

Anne Dittmann im Interview: „Wir müssen aufhören, unseren Söhnen zu sagen, wie sie nicht sein sollen“

Wie erziehe ich meinen Sohn zu einem empathischen, respektvollen und fürsorglichen Menschen? Wie kann er lernen, Gefühle zuzulassen und auszudrücken? Wie verhindere ich, dass er traditionelle Rollenbilder unreflektiert übernimmt? Und wie schaffen wir es, von Anfang an in echter Verbindung zu bleiben?

Die Gegenwart ist schwer zu begreifen. In Bayern vergleicht der CSU-Chef ein Deutschland ohne Autoindustrie, Chemie und Maschinenbau mit „einer Frau ohne Unterleib“. In den USA macht ein fragiler und zugleich immens mächtiger Präsident den Begriff „Women“ zum gesellschaftspolitischen Trigger. Weltweit erleben frauenfeindliche Meinungen und patriarchale Rollenbilder ein Comeback – insbesondere unter jungen Männern. Die „Manosphere“, jene digitale Gemeinschaft der Maskulinisten, boomt. Hinzu kommen alte Bekannte: Gender Care Gap, Gender Pay Gap, Gender Health Gap, Gender Data Gap, jährlich steigende Zahlen von Gewalt gegen Frauen und Mädchen sowie erschreckend viele und jährlich mehr Femizide. 

Die Journalistin und Autorin Anne Dittmann setzt dem ein mutiges und notwendiges Buch entgegen: „Jungs von heute, Männer von morgen – Was unsere Söhne für eine gleichberechtigte Zukunft von uns brauchen“. Es ist ein Plädoyer für eine Erziehungskultur der Verbundenheit – und eine Anleitung, wie wir Jungen fürsorglich und feministisch ins Leben begleiten können. Anne Dittmann sortiert die wichtigsten Fakten und gießt sie in konkrete To-Dos für eine gleichberechtigte Zukunft. Dies ist ein Gespräch über den Mut, alte Männlichkeitsbilder loszulassen, und über die große Kraft, die im Zuhören liegt.

Liebe Anne, gab es ein Ereignis, das dich dazu bewegt hat, ‚Jungs von heute, Männer von morgen‘ zu schreiben?

„Der Impuls kam aus verschiedenen Richtungen, aber er begann mit der Geburt meines Sohnes. Ich hatte mir insgeheim ein Mädchen gewünscht und erfuhr dann: Es wird ein Junge. Eigentlich wünschte ich mir natürlich vor allem eine innige Bindung zum Kind. Doch durch das Geschlecht ,Junge’ schien mir der Weg dorthin zunächst irgendwie versperrt. Wie man ein Mädchen feministisch erzieht, das wusste ich. 
Ich bin ostsozialisiert, war immer umgeben von unabhängigen, berufstätigen Frauen. Aber wie man einen Jungen feministisch erzieht, das konnten sie mir auch nicht zeigen. Ich bin mit einer gewissen Resignation gegenüber Männern aufgewachsen, weil die Frauen in meinem Umfeld gemerkt haben, dass sie mehr leisten, und irgendwann aufgegeben haben. Ich musste also selbst eine Brücke zu meinem Sohn bauen, die mir hilft, nicht zu resignieren.“

Wie hast du das gemacht?

„Indem ich das Geschlecht erst einmal beiseitegeschoben und ihn als das gesehen habe, was er war: ein hilfloses Lebewesen, das mich braucht und das sich seines Lebens freut. Und dann hatte ich einen sehr realen Traum, der mir half, mir vorzustellen, dass auch wir – dieser Junge und ich – eine Einheit sein können, geprägt von Innigkeit, Zärtlichkeit und Geborgenheit. Das gab mir ein Gefühl, an das ich anknüpfen wollte.“

„…ich sah nichts als Sand, eine rot-orangene Abendsonne am Horizont und dann plötzlich einen kleinen braunhaarigen Jungen, der zu einer Höhle lief. Er warf noch einen Blick zu mir, bevor er hineinging – sollte ich ihm folgen?“ – [aus „Jungs von heute, Männer von morgen“]

Du beschreibst eindrücklich den inneren Konflikt zwischen deiner Rolle als Mutter und deiner Identität als Feministin. Wie zeigt sich dieser Konflikt im Alltag?

„Es gab immer wieder Momente, in denen ich merkte, dass ich sehr viel Männlichkeit in meinen Sohn projiziere. Wenn er am Esstisch saß und sich bedienen ließ, ging bei mir sofort die feministische Alarmglocke an. Ich dachte: ,Das soll er später als Mann aber nicht machen!’ Und dann waren schnell so Sätze wie ,Du sollst nicht so werden wie diese Männer’ im Kopf. 
Aber ich merkte bald, dass diese ständige ,Befürchtung’ oder ,Drohung’ unserer Beziehung nicht guttut. Als Mutter wollte ich ihm alles geben und ihn umsorgen, gerade nach einem harten Tag in der Schule. Doch die Feministin in mir dachte: ,Hallo, er wird ein Mann, und wir wollen nicht, dass er sich bedienen lässt!’ Dieser Streit in mir war lange unbewusst da, eine Kollision zweier Rollen, die ich nicht auflösen konnte.“

Du erwähnst im Buch, dass auch dein feministisches Umfeld keine zufriedenstellenden Antworten auf die Erziehung von Söhnen hatte. Was hat dir gefehlt?

„Mir waren die Antworten oft zu hart. Es gab die Haltung, Söhne müssten bestimmte Dinge einfach mal aushalten. Dahinter steckte die unausgesprochene Annahme, dass sie ja ohnehin zu Männern und damit zu Tätern werden. Mir wurde klar, dass wir alle noch keine gute Antwort darauf haben. Jungen sind eben in erster Linie auch einfach Kinder. In ihnen wird bereits der zukünftige Mann gesehen, der lernen muss, Dinge auszuhalten. Aber das ist genau die Härte, von der wir eigentlich wegwollen. 
Ich habe gemerkt, dass es hier ein großes Fragezeichen gibt. Das hat mich motiviert, mich nicht nur mit der Wut auf das Patriarchat zu beschäftigen, sondern zu verstehen: Was bedeutet es eigentlich, als Junge zum Mann herangezogen zu werden? Welcher Druck lastet auf ihnen?“

Diese Erwartungshaltung – mit Jungs müsse man härter umgehen als mit Mädchen – erlebe ich täglich mit meinem Kind. Zum Beispiel auf dem Fußballplatz. 

„Ja, absolut. Als mein Sohn geboren war, merkte ich schnell, dass von außen Härte von mir erwartet wurde. Ich sollte ihn nicht ständig hochnehmen, ihn auch mal schreien lassen. Bei Untersuchungen hieß es: ,Das kann der ab.’ Aber für mich war er so ein zerbrechliches Wesen, ich wollte ihn mit Liebe überschütten. Diese Zärtlichkeit habe ich mir bewahrt. 
Heute, wo er älter ist, gibt es immer noch Menschen im Umfeld, auch in der Familie, die finden, ich solle ihn härter erziehen, damit er ,ein Mann’ wird. Wenn er beim Einschlafen kuscheln möchte oder die Haare lang trägt, wird das kritisiert. Aber ich lasse meine weiche, verbundene Erziehung nicht von diesem Druck beeinflussen.“

„Eltern haben in der Erziehung die wichtige Aufgabe, ihre Kinder zu entlasten und gleichzeitig ihre eigenen Vorurteile abzubauen.“ – [aus „Jungs von heute, Männer von morgen“]

Du sprichst von äußerem und innerem Druck. Wie kann man sich als Mutter von der Erwartung lösen, man müsse den Sohn „abhärten“, um ihn auf die Welt vorzubereiten?

„Ich war selbst oft verunsichert und hatte Angst, dass er emotional verletzt wird und dadurch zumacht und hart wird. Diese äußere Befürchtung, das Kind zu ,verweichlichen’, dreht sich ja immer um die Idee, dass Liebe und Zuwendung dazu führen, dass man die Härte der Welt nicht mehr aushalten kann und dass sie dann quasi überfordert. 

Aber die Resilienzforschung zeigt: Wenn wir unseren Söhnen gewisse Werkzeuge mitgeben – dass sie fähig sind, ihre Gefühle zu spüren, sie zu äußern, sie einzuordnen und zu verarbeiten und dass sie immer jemanden haben, der ihnen zuhört –, dann macht sie das nur stärker. Sie können flexibler reagieren und Konflikte deeskalieren, alternative Wege finden und auch Probleme besser verarbeiten.

Ich beobachte, wie mein Sohn mit Verletzungen umgeht, wie er sehr freundlich, aber bestimmt Grenzen setzen kann oder sich auch von anderen abgrenzen kann, ohne Beziehungen zu kappen. Das schafft er nur durch diese Werkzeuge und durch unsere Gespräche.“

Du gliederst dein Buch in die drei Teile Selbstfürsorge, Fürsorge und Engagement, eine Gliederung, die großen Sinn ergibt und für mich augenöffnend war. Wie ist es zu der Struktur gekommen?

„Bei meiner Recherche bin ich tief in die Männlichkeitsforschung eingetaucht und auf das noch recht junge Konzept der ,Caring Masculinity’ gestoßen. Es beschreibt männliche Identitäten, die Dominanz ablehnen und stattdessen Werte wie emotionale Offenheit, gegenseitige Abhängigkeit und Beziehungsorientierung annehmen.

Da dieses Konzept noch sehr theoretisch ist, habe ich nach praktischen Ansätzen gesucht und eine Handreichung für Pädagog*innen gefunden, die genau diese Bereiche – Selbstfürsorge, Fürsorge für andere und gesellschaftliches Engagement – als zentrale Lernfelder definiert, um Fürsorglichkeit zu vermitteln. Diese Gliederung vom Kleinen ins Große hat für mein Buch am meisten Sinn ergeben, weil sie gut zu Erkenntnissen aus anderen Bereichen wie der Nachhaltigkeitspsychologie passt.“

„Während Jungen aufwachsen, hören sie Sprüche wie ,Reiß dich zusammen!’, ,Sei ein Mann!’, ,Jungen weinen doch nicht’, ,Was, das kannst du noch nicht?’, ,Bist du etwa ein Mädchen?’, ,Als Junge musst du eine Schwester beschützen!’“ – [aus „Jungs von heute, Männer von morgen“]

Du plädierst für eine „Erziehungskultur der Verbindung“. Wie kann diese gelingen?

„Der erste und wichtigste Schritt ist, aufzuhören zu denken oder zu sagen: ,So bitte nicht!’ Damit trennen wir uns sofort von unseren Kindern. Wir lehnen ab, was sie gerade erleben, weil es uns Angst macht. 
Mein Sohn hat auch vor etwa zwei Jahren aufgehört, vor seinen Freunden zu weinen. Es bringt nichts, wenn ich dann zu ihm gehe und sage: ,Du darfst doch weinen, warum unterdrückst du das denn?’ Aus seiner Perspektive versteht seine Mutter in dem Moment überhaupt nicht, unter welchem Druck er steht.“

Der Schlüssel ist also, sich zuerst mit der Realität des Kindes zu verbinden, anstatt ihm unser feministisches Ideal aufzuzwingen?

„Genau. Statt ihn zu korrigieren, frage ich ihn: ,Hey, ich sehe, du willst eigentlich weinen, aber es ist dir hier unangenehm, oder?’ Ich helfe ihm in diesem Moment dabei, nicht zu weinen, weil er sich offensichtlich nicht sicher genug fühlt. Zu Hause schaffen wir dann den Raum, wo er alles rauslassen kann. Damit zeige ich ihm: Ich verstehe dich, ich unterstütze dich und mache nicht noch mehr Druck. Das ist Verbindung.

Wenn Kinder Schimpfwörter benutzen, frage ich, woher sie das Wort kennen und was es bedeutet. Ich erkläre ihnen, dass sie damit vielleicht Menschen verletzen. Bisher habe ich noch keinen Jungen erlebt, der dann sagt: ,Mir doch egal.’ Wir müssen aufhören zu denken, wir wüssten alles besser. Eine Kultur der Verbindung bedeutet, dass ich selbst auch immer weiter lerne – wahrscheinlich lerne ich mehr von meinem Sohn, als er von mir.“

„Wenn wir uns für unsere Söhne ein gutes Leben wünschen, wenn wir wollen, dass sie wirklich starke, resistente Männer von morgen werden, dann müssen wir sie vor allem widerstandsfähig gegen toxische Männlichkeitsnormen machen.“ [aus „Jungs von heute, Männer von morgen“]

Es fühlt sich im Alltag manchmal an wie ein Kampf gegen Windmühlen, besonders wenn man Strukturen, die zu Gewalt führen, im eigenen Kind wiederzuerkennen glaubt.

„Aber das ist meine Panik, die darf ich nicht auf mein Kind stülpen. Wir dürfen nicht erwachsene Gewalt auf Verhaltensansätze bei unseren Kindern projizieren und versuchen, diese sofort auszureißen. Wir brauchen einen ressourcenorientierten Blick, keinen Baustellenblick. Sonst zerstören wir den Selbstwert des Kindes, indem wir ihm ständig signalisieren, dass es nicht gut genug ist.

Manche Eltern bekommen Angst, wenn der Dreijährige haut oder der Siebenjährige die Eltern verbal beleidigt. Dabei vergessen wir, dass unsere Kinder lernen – und das über viele Jahre hinweg –, wie sie mit ihrer Wut umgehen können. Und wir betrachten nur einen Moment, statt einen ganzen Prozess; vor zwei Jahren hat er gehauen, jetzt drückt er sich verbal aus. Da müssen wir dranbleiben und geduldig sein. Und unseren Kindern immer wieder spiegeln, dass wir ihnen und dem Prozess vertrauen und dass wir sie für gut halten.“

Du beschreibst im Buch einen Fragenkatalog, der Männlichkeit über Attribute wie „Macht über Frauen“ oder „emotionale Kontrolle“ misst. Was sollten wir unter Resilienz bei Jungen verstehen?

„Aktuelle Studien zeigen, dass Jungen in vielerlei Hinsicht weniger resilient sind als Mädchen. Sie haben einen geringeren Selbstwert in der Schule, brechen häufiger die Schule ab, sterben früher und leiden öfter unter Suchtproblemen. Das liegt auch daran, dass ihnen soziale Ressourcen genommen werden. Von ihnen wird viel früher Selbstständigkeit erwartet, und sie lernen nicht im selben Maße, sich bei Problemen anzuvertrauen. Resilienz bedeutet nicht, ein harter Stab zu sein, der beim ersten Sturm bricht. Resilienz ist wie eine biegsame Fahne im Wind, die sich in alle Richtungen bewegen kann. Resilient sind Kinder, die das komplette Spektrum an Kompetenzen erwerben – weiblich und männlich assoziierte. Sie können sich durchsetzen und nachgeben, sie können Kompromisse schließen.“

Traditionelle Männlichkeitsnormen machen Jungen also eher fragiler und krisenanfälliger.

„Ja, absolut. Eine faszinierende Studie hat gezeigt, dass Männer, die eine vermeintlich weibliche Tätigkeit wie Zöpfe flechten ausführen mussten, danach aggressiver waren, um ihre bedrohte Männlichkeit wiederherzustellen. Je mehr Jungen und Männer an traditionelle Männlichkeitsnormen glauben, desto eher reagieren sie, wie die Männer in dieser Studie.

Wenn wir unseren Söhnen beibringen, dass sie hart sein müssen und Weiblichkeit Schwäche ist, machen wir sie anfälliger für Krisen. Jede Niederlage gegen ein Mädchen, jede als ,weiblich’ empfundene Handlung wird dann zur Bedrohung. Wir machen sie resilienter, indem wir ihnen emotionale und soziale Ressourcen geben und sie von diesen starren Normen befreien.“

„Wir können nicht von unseren Söhnen erwarten, dass sie sich moderne Vorbilder suchen, wenn wir davon ausgehen dass sie sich für weibliche Perspektiven, für unsere Erfahrungswelten als Mütter sowieso nicht interessieren.“ [aus „Jungs von heute, Männer von morgen“]

Du betonst im Buch an einer Stelle die Bedeutung des „Innehaltens“. Warum ist der Moment des Nachspürens so wichtig und für Jungen oft so schwer.

„Innehalten bedeutet, dem eigenen Körper zuzuhören: Was fühle ich gerade? Männern und Jungen wird das von klein auf abtrainiert. Das klassische Beispiel: ,Ein Junge weint nicht.’ In dem Moment wird ihm signalisiert: ,Hör auf, das zu fühlen, schneide das ab.’ Sie verlernen, ihren Körper zu spüren. 
Die Pädagogin und Autorin Susanne Mierau hat mir erklärt, dass wir Eltern unseren Kindern helfen, ihr Gefühlsspektrum zu entwickeln. Babys fühlen erst mal nur Affekte: schön oder nicht schön. Wir benennen dann die feineren Facetten wie Frust, Sehnsucht oder Freude und helfen ihnen, Strategien im Umgang damit zu entwickeln. Wenn Jungen das nicht lernen, bleiben sie bei den groben Affekten, und die Gefühle platzen unkontrolliert aus ihnen heraus – oft in Form von Gewalt, weil das für Männer eine anerkannte Ausdrucksform ist.“

Aktuelle Fernsehformate fragten in den vergangenen Monaten provokant: „Sind Männer zu weich geworden?“ oder „Reicht es langsam mit der kritischen Männlichkeit?“. Zeigen diese Titel nicht eine ungeheure Angst auf Seiten der Männer?

„Ja, die Angst vor dem Verlust der eigenen Identität und des eigenen Status. Mann zu sein bedeutet immer noch, alles unter Kontrolle haben zu müssen, Anführer zu sein, überlegen zu sein, mehr Zugänge zu haben. Diesen Status aufzugeben, ohne ein attraktives neues Angebot zu bekommen, macht Angst. Die Gleichstellungspolitik hat es lange versäumt, Männern positive neue Identitäten anzubieten. Wir fordern sie auf, sich zu ändern, aber sagen ihnen nicht, wohin. Das führt zu einer Verhaltensstarre.“

Es scheint an Räumen für diesen Diskurs zu fehlen. Was wäre ein erster Schritt, um diese zu schaffen, damit wir von reaktiven Debatten zu einer proaktiven Gestaltung neuer, gesunder Männlichkeitsbilder kommen?

„Ich glaube, dieser Prozess beginnt gerade auf einer persönlichen Ebene. Mein Buch stößt viele Gespräche an, es wird per Mundpropaganda weiterempfohlen, weil neue Ideen und ein neues Vokabular darin stecken. Das schafft kleine, private Räume. Ich sehne mich aber nach einem öffentlichen Format, in dem Männer und Frauen lösungsorientiert und konstruktiv nach neuen Identitäten suchen können, die auf gegenseitiger Wertschätzung basieren. Wir müssen weg von den provokanten Schlagworten, die nur polarisieren, wie es die Algorithmen der sozialen Medien leider fördern.

Wir müssen aufhören, ständig die Basics zu debattieren, und stattdessen fragen: Wir wollen eine gerechte Gesellschaft, wie kommen wir dahin? Was brauchst du dafür? Was macht dir Angst? Was motiviert dich? Wo lohnen sich die Abstriche aktuell nicht und welche Lösungen können wir uns vorstellen? Das wäre ein ernst gemeinter, echter Austausch, der uns alle weiterbringt.“

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Anne Dittmann ist Speakerin beim FFF DAY 2025 

Am 11. Oktober 2025 findet im bcc Berlin der FFF DAY statt. Gemeinsam mit Shila Behjat und Seyran Ateş spricht Anne Dittmann auf der Konferenz auf dem Panel „Educate your Sons“. 

Jungen brauchen Nähe, Mitgefühl und emotionale Offenheit – stoßen damit aber oft an unsichtbare Grenzen. Noch immer prägen Sätze wie „Ein echter Mann weint nicht“ die Erziehung. Woher stammen diese Bilder von „Stärke“, „Dominanz“ und „Unverletzlichkeit“ – und warum halten sie sich so hartnäckig?
Dieses Panel stellt Männlichkeitsbilder ins Zentrum: Wie beeinflussen sie Jungen und Männer? Welche Rolle spielen gesellschaftliche Erwartungen und fehlende Empathieförderung? Mit unseren Expertinnen diskutieren wir, wie Jungen ermutigt werden können, sich von toxischen Normen zu lösen – und gewaltfreie, empathische und verantwortungsvolle Wege zu finden.

Wir fragen: Wie gelingt Erziehung, die emotionale Stärke statt Härte verlangt? Und wie können Bildung, Politik und Gesellschaft gesunde Männlichkeitsbilder fördern – und so langfristig Gewalt vorbeugen? Ein Panel über Mut, Empathie und Wandel.

Du möchtest bei dem Panel dabei sein? HIER findest du Infos zur Konferenz, zum Programm, zu den diesjährigen Speaker*innen und deinem persönlichen Ticket.

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