An diesem Abend ist Mut greifbar: Fünf Frauen, die mit ihren Projekten in Jugendhilfe, Gewaltprävention, Hospizarbeit, Frauenförderung und Obdachlosenunterstützung Außergewöhnliches leisten, werden in Hamburg mit der Goldenen Bild der Frau geehrt.
600 Menschen aus Politik, Wirtschaft und Entertainment erheben sich aus ihren Sesseln und folgen den Anweisungen von Donya Golafshan. Im Chor rufen sie „Wir machen Mut“ in den Saal des Stage Theater. Es ist ein Moment, der alle Anwesenden miteinander verbindet und im Gedächtnis bleibt.
Donya Golafshan ist die Gründerin der „Mut-Academy“ in Hamburg – und eine der fünf Preisträgerinnen der Goldenen Bild Der Frau. Der legendäre Ehrenamtspreis wird an diesem Abend „volljährig“: Denn zum 18. Mal werden Frauen geehrt, die sich dafür einsetzen, dass Gesellschaft funktionieren kann. Die ein Problem identifizieren, sich eine Lösung ausdenken – und dann einfach machen.
Im Rahmen dieses einen Abends, an dem jedes Jahr fünf Frauen mit ihren Teams ausgezeichnet werden, wird deutlich, was aus diesem Augenblick, in dem eine Idee entsteht, erwachsen kann, wenn nur genug Menschen daran glauben. Die FUNKE-Verlegerin Julia Becker drückte es in ihrer Rede an diesem Abend so aus: „Wie demokratisch und offen eine Gesellschaft ist, zeigt sich daran, welche Rolle Frauen in der Gesellschaft haben.“
Sie betonte das große Netzwerk und den Zusammenhalt aller an der Goldenen Bild der Frau Beteiligten über das ganze Jahr hinweg. „Ich kann mir keine bessere Art von Female Empowerment vorstellen, als sich gegenseitig auf dem Weg zu begleiten, sich in allen Höhen und Tiefen auszutauschen.“
Die Goldene Bild der Frau war immer schon sehr viel mehr als ein Preis. Sie ist ein starkes Netzwerk aus mittlerweile 103 Preisträgerinnen, treuen Partner*innen und Unterstützer*innen. Sandra Immoor, Chefredakteurin der Bild der Frau, ist die „Erfinderin der Goldenen“: „Wir wollten Frauen sichtbar machen, die Probleme anpacken statt wegzugucken. Die nicht auf Applaus warten, sondern einfach loslegen. Das ist der Spirit.“
Seit 2006 wurden über 100 Frauen ausgezeichnet. „Das sind über 100 Geschichten und über 100 Beweise dafür, dass Engagement wirkt“, sagt Sandra Immoor auf der Bühne des Stage Musicaltheater in Hamburg vor etwa 600 Menschen, deren Augen sich im Laufe des Abends immer wieder mit Tränen füllen. Es sind Tränen der Freude, der Begeisterung, des Berührtseins von einer Authentizität, die wir auf Bühnen sonst so oft vermissen.
„Wir brauchen diese Plattform“, beginnt Preisträgerin Donya Golafshan ihre Rede, nachdem ihr die Goldene Bild der Frau übergeben wurde.
Sie und ihr Team begleiten in der MUT Academy Jugendliche im letzten Schuljahr beim Übergang von der Schule in die Berufsausbildung. Das Programm mit fünftägigen MUT-Camps, Teambuildings, Workshops und persönlicher Begleitung in die Ausbildung hinein, eröffnet Perspektiven und macht Mut, den individuell passenden Weg zu finden.
Die Worte von Donya markieren einen der bewegendsten Momente dieses „goldenen Abends“.
Sie stellt das Vertrauen in Kinder und Jugendliche in den Mittelpunkt – ein Vertrauen, das nach Isolation und Einsamkeit in der Pandemie, vielen Krisen, Kriegen und damit verbundener Zukunftsangst wichtiger ist denn je. „Viele Jugendliche“, sagt Donya, „sind so viel stärker, als sie denken. Mein Ziel ist, dass sie das eines Tages auch selbst spüren.“
Donya erinnert daran, dass wir häufig in Floskeln darüber sprechen, welche Werte wir brauchen und wie sich unsere Gesellschaft entwickeln muss. In ihrer Rede macht sie sehr deutlich, dass all das bereits greifbar ist – und dass wir mit unseren Privilegien sofort beginnen können, den Unterschied zu machen, weil wir mitten im Geschehen stehen.
„Wir können es uns nicht leisten, die Hoffnung zu verlieren“, mahnt Donya. „Gemeinnütziges Engagement ist kein Luxus und nichts, das am Rand der Gesellschaft passiert. Es ist unsere Verantwortung, unsere Pflicht. Wir sind an einem Punkt, an dem wir Hoffnung versprühen müssen – sonst können wir unsere Kinder und Jugendlichen nicht begleiten. Denn wenn wir schon die Hoffnung aufgegeben haben, wie sollen wir dann den Jugendlichen noch Mut machen?“
Mut ist ganz klar das Wort des Jahres 2025 – zumindest im FUNKE-Jahr. Denn Mut war mit „Be Bold“ das Motto des Female Future Force Day 2025, auf dem Sandra Immoor mit einem Panel über Ehrenamt vertreten war. Mutig und Mut machend: Das sind auch alle Preisträgerinnen an diesem Abend. Sie spiegeln die Vielfalt und Tiefe gesellschaftlichen Engagements wider und setzen kraftvolle Zeichen in den Bereichen Gewaltprävention, Kinderhospizarbeit, Frauenförderung, Jugendhilfe und Obdachlosenhilfe:
Alle drei Minuten erlebt eine Frau in Deutschland häusliche Gewalt. Tendenz steigend. Hilfsangebote gibt es meist in Städten. Miriam Peters bietet ein fast einzigartiges Unterstützungsangebot außerhalb urbaner Zentren und einen Ausweg für Betroffene. Die Sozialarbeiterin hilft mit ihrem Projekt Land-Grazien Frauen auf dem Land, die von häuslicher Gewalt betroffen sind – mit mobiler Beratung, Schutzwohnung und manchmal auch Fluchthilfe. Sie fährt mit einem getarnten Bulli zu betroffenen Frauen, berät diskret und kämpft damit gegen ein großes Tabu. „Hinter diesen perfekten Fassaden erleben viele Frauen und auch Kinder partnerschaftliche Gewalt. Sie suchen nach einem Ausweg und nach einem anderen Leben.“ Und Miriam sagt: „Niemand sollte Angst haben, Hilfe zu suchen – auch nicht auf dem Land.“
Carolin Feismann verwandelt einen Bauernhof in Nordrhein-Westfalen in das tiergestützte Kinderhospiz Gut Feismann, wo sie sterbenskranke Kinder und Familien mit Wärme, Natur und tierischer Begleitung unterstützt. „Unsere Tiere schenken den Kindern Momente voller Leben, und ihre Familien wissen: Sie sind nicht allein“, erzählt Carolin eindrucksvoll. An diesem Abend erhält sie zusätzlich den Publikumspreis.
Christina Schreiber aus Baden-Württemberg leitet den Verein „Women For Women e.V.“, der alleinstehenden Frauen in Kenia und Uganda mit nachhaltigen Projekten Kühe schenkt, damit sie eine sichere Existenz aufbauen können. Christina betont: „Eine Kuh zu schenken, heißt, Zukunft zu schenken. Jede Frau, die auf eigenen Beinen steht, ist ein Zeichen von Hoffnung.“
Helene Nestler aus Bayern engagiert sich mit „Mammalade für Karla e.V.“, einem Projekt, das Marmelade produziert und verkauft, deren Erlös obdachlosen Frauen hilft. „Unsere Gläser sind mehr als Marmelade – sie sind Hoffnung, Gemeinschaft und konkrete Unterstützung im Alltag“, so Helene.
Der Gala-Abend ist nicht nur geprägt von bewegenden Geschichten, sondern auch von Prominenz: Ruth Moschner, Eva Padberg, Saliha „Sally“ Özcan, Susanne Daubner und Jessica von Bredow-Werndl übernehmen die Patenschaften für die Preisträgerinnen. Sie begleiten die Frauen über den roten Teppich, sprechen ihre persönliche Anerkennung aus und unterstreichen die große gesellschaftliche Bedeutung der Auszeichnungen.
Die Gala Goldene Bild der Frau zeigt eindrucksvoll, dass Engagement, Mut und Solidarität auch in herausfordernden Zeiten die Welt gestalten und zum Besseren wenden können. Die Veranstaltung verbindet Tränen, Lachen und Standing Ovations zu einem kraftvollen Manifest gelebter Mitmenschlichkeit – eine Bühne für jene Frauen, die im Stillen Großes bewegen und damit unaufhaltsam inspirieren.
„Bei der Goldenen Bild der Frau stehen die richtigen Personen auf der Bühne, es werden die richtigen Personen gefeiert – das war 2006 so und das ist heute noch so“, sagt Sandra Immoor an der Seite des Moderators Kai Pflaume, der das Event von Anfang an begleitet.
Damit spricht Sandra Immoor aus, was den Abend so besonders macht: Die meisten Menschen stehen hier zum allerersten Mal auf der Bühne. Genau das ist auch spürbar und es macht diese Momente unfassbar authentisch. Wir wünschen uns mehr solcher Momente. Mehr Menschen, die nicht auf jeder Bühne zu sehen und zu hören sind. Mehr Echtheit. Mehr unterschiedliche Lebenswirklichkeiten. Und mehr Spiegel dessen, was Selbstwirksamkeit bedeuten kann. Und so sagt auch Julia Becker: „Wir schauen an diesem Abend in die Gesichter der Frauen, auf Biografien, auf Herz und Haltung und echte Menschen, die sich auf den Weg gemacht haben, diese Welt ein Stück besser zu machen.“