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Vier weiblich gelesene Personen liegen auf dem Rücken und blicken aus der Vogelperspektive direkt in die Kamera. | ©  Pexels | Kool Shooters
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08.03.2025 • 08:00
Sanata Doumbia-Milkereit sitzend im weißen Kleid  | © Claus Bergmann Sanata Doumbia-Milkereit
3 Minuten
8. März – Weltfrauentag 

Schwestern, nicht Rivalinnen – Poetisches Manifest zum feministischen Kampftag

Die Autorin Sanata Doumbia-Milkereit hat anlässlich des Internationalen Weltfrauentags ein poetisches Manifest verfasst, in dem sie zur Solidarität unter Frauen aufruft. Mit ihren Worten will sie Frauen dazu ermutigen, sich nicht als Konkurrenz, sondern als Verbündete zu sehen. Ihr Wunsch ist es, diese Botschaft in die Welt zu tragen und möglichst viele Frauen zu erreichen.

Schwestern, nicht Rivalinnen

Ich sehe Dich.
Die Mutter, die stillt – und die Blicke der anderen spürt.
Die Mutter, die ihr Kind mit der Flasche füttert – und sich erklären muss.
Die Frau, die nach der Elternzeit zurück in den Job geht – und sich rechtfertigt.
Die Frau, die zuhause bleibt – und sich ebenso rechtfertigt.
Die, die keine Kinder will – und hören muss: „Aber irgendwann wirst Du es bereuen.“
Die, die keine bekommen kann – und sich jeden Kommentar verkneifen muss.
Die, die nicht weiß, wie lange sie das alles noch durchhält.

Ich sehe Dich.
Und ich verurteile Dich nicht.
Doch wir verurteilen uns oft gegenseitig.
Mütter gegen Mütter.
Mütter gegen Kinderlose.
Karrierefrauen gegen Hausfrauen.
Die mit Partner gegen die ohne.

Warum?
Warum schauen wir einander an, als müssten wir entscheiden, wer es „richtig(er)“ macht?
Warum messen wir, wer am meisten gibt, am meisten verzichtet, am meisten leistet?
Warum glauben wir, dass es nur einen richtigen Weg gibt – und dass unserer der bessere ist?

Vielleicht, weil es uns so beigebracht wurde.
Weil Frauen immer in Konkurrenz stehen sollten.
Weil wir nicht gemeinsam stark sein sollten, sondern einzeln kämpfen.
Weil es leichter ist, eine Frau zu kontrollieren, die mit einer anderen Frau beschäftigt ist – statt mit sich selbst.
Und so vergleichen wir uns. Messen uns an anderen. Tun so, als hätten wir es besser im Griff.
Atmen auf, wenn eine andere fällt – weil wir selbst noch stehen.
Lächeln, wenn jemand „versagt“, weil es heißt, dass wir vielleicht doch alles richtig gemacht haben.
Flüstern über die, die es anders machen.
Haben Angst, dass es am Ende vielleicht doch wir sind, die nicht genügen.

Wie lange noch?
Wie lange noch lassen wir uns einreden, dass wir gegeneinander sein müssen?
Wie lange noch messen wir uns an anderen, statt an uns selbst?
Wie lange noch zerreißen wir uns gegenseitig, während wir eigentlich zusammenhalten sollten?

Doch die Wahrheit ist:
Wir haben keine Zeit, gegeneinander zu sein.

Unsere Mütter haben gekämpft, damit wir wählen dürfen – und wir streiten darüber, wer „richtiger“ wählt.
Unsere Großmütter mussten schweigen – und wir lassen einander nicht ausreden.
Unsere Töchter werden uns beobachten – und was sollen sie sehen?
Konkurrenz? Oder Frauen, die einander halten?
Frauen, die einander nicht anblicken und denken: „Warum macht sie es so?“
Sondern sagen: „Ich verstehe Dich. Auch wenn Dein Weg nicht meiner ist.“
Frauen, die einander nicht bewerten, sondern bestärken.
Frauen, die sagen: „Du bist genug. Ich bin genug. Es gibt keinen besseren Weg. Nur unseren.” Vielleicht fängt es hier an. Heute. Mit uns.
Denn wenn wir einander halten, wird uns niemand mehr auseinanderreißen können.

Schwestern, nicht Rivalinnen.

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