Whitney Bromberg Hawkings ist die Geschäftsführerin von Flowerbx – mit ihrem Online-Blumenhandel hat sie es innerhalb kürzester Zeit geschafft, den Blumenmarkt in Großbritannien aufzumischen und nach Deutschland zu expandieren. Wir haben sie zum Interview getroffen und sie gefragt, was sie anders macht und warum man eigentlich Blumen im Internet kaufen sollte.
Die Frau hinter Flowerbx
Sie begann als persönliche Assistentin von Tom Ford, stieg auf zur Senior Vice President of Communications – und ist nun CEO ihres eigenen Unternehmens: Whitney Bromberg Hawkings entschied sich nach 18 Jahren in der Modebranche, ihrer Leidenschaft zu folgen und gründete Flowerbx: ein Floristik-Online-Store, der sich durch seine Eleganz und Hochwertigkeit von anderen Blumenlieferdiensten abheben möchte. Neben Abonnements werden auch reguläre Lieferungen angeboten – zu den Kund*innen gehören unter anderem Dior, Bottega Veneta, Jimmy Choo und Tom Ford. Ihr Unternehmen hat einen steilen Start hingelegt – und nach der Expansion nach Deutschland und Frankreich möchte Bromberg Hawkings mit ihrem Unternehmen noch stärker in Europa wachsen und schließlich auch den amerikanischen Markt erobern.
Nächste Woche kommt Whitney Bromberg Hawkings nach Berlin, um auf der Modekonferenz #FashionTech Berlin am 4. Juli zu sprechen. Die im Januar 2015 von der Premium Group gegründete Konferenz verbindet Mode, Tech und Start-up-Industrie, indem sie Themen rund um die digitale Transformation, Innovationen und disruptive Technologien behandelt.
Anlässlich ihres Talks auf der anstehenden #FashionTech Berlin haben wir mit Whitney über ihr Unternehmen, ihren persönlichen Weg und ihre wichtigsten Learnings gesprochen.
Was war deine Motivation, dein eigenes Unternehmen zu gründen?
„Nachdem ich 20 Jahre lang in der Modebranche gearbeitet habe, war ich frustriert über die Kosten und die ständig schwankende Qualität der Blumen, die ich gekauft und verschickt habe. Deswegen wollte ich mein eigenes Online-Geschäft aufmachen und vermarkten. Dazu kommt, dass ich eine berufstätige Mutter bin und alles von Kleidung bis Lebensmittel online kaufe. Blumen waren bisher das Einzige, das ich nicht einfach online in einer bestimmten Qualität bekommen konnte. Also habe ich vor über zwei Jahren Floxerbx gegründet und bin sehr glücklich darüber, dass ich so schnell so viele Menschen ansprechen konnte und wir so schnell gewachsen sind.“
Was waren Hürden, die auf dem Weg zur Selbstständigkeit bewältigen musstest?
„Oh, es gab und gibt immer noch so viele! Ich hatte vor Flowerbx nur für sehr große Unternehmen gearbeitet, zuerst Gucci und dann Tom Ford. Deshalb war es interessant und herausfordernd zugleich, ein Team ohne jegliche Basis wie einen guten Ruf, eine bestehende Infrastruktur, substantielle finanzielle Grundlage oder der Geschichte einer etablierten Firma zusammenzustellen und auszubauen. Zum Glück gibt es viele, die unserer Idee eine Chance geben, und die meine Vision und meine Überzeugung teilen, dass wir die Art, wie Leute Blumen kaufen, fundamental verändern können. All diesen Menschen bin ich sehr dankbar.“
Was ist die Hauptlektion, die du als Führungskraft gelernt hast?
„Ich kann mich glücklich schätzen, dass unsere ersten Investor*innen eine Gruppe starker Frauen waren: die Gründerin von Net-A-Porter, Dame Natalie Massenet, die Gründerin von CoutureLab, Carmen Busquets, die Vogue-Redakteurin Tania Fares und die Innenarchitektin Rose Uniacke. Sie haben von Anfang an immer an mich und Floxerbx geglaubt. Es macht mir unglaublich viel Mut, so von dieser Gruppe Frauen unterstützt zu werden – und das ermöglicht mir, die Firma mit Selbstbewusstsein und Rückhalt zu leiten.“
Wie würdest du dich selbst als Chefin beschreiben?
„Ich erwarte viel von meinen Angestellten, besonders weil ich mich selbst komplett reinhänge für den Erfolg von Floxerbx. Ich bin anspruchsvoll, aber fair, und würde von keinem meiner Angestellten erwarten, etwas zu tun, wozu ich selbst nicht bereit wäre. Außerdem denke ich, dass es Spaß macht, bei Flowerbx zu arbeiten, was mir persönlich auch sehr wichtig ist. In einem Startup zu arbeiten ist wie eine Achterbahnfahrt, und trotzdem bin ich der Überzeugung, dass unser ganzes Team gerne an Bord ist.“
Warum hast du dich für den Blumenmarkt entschieden?
„Blumen waren eine logische Entwicklung aus der Modewelt. In beiden Branchen geht es viel um Schönheit und die Überzeugung, dass unser Leben durch Schönheit bereichert wird. Ich bin fasziniert von den historischen Parallelen zwischen beiden Welten und ziehe weiterhin Parallelen durch meine tägliche Arbeit.“
Wie war es für dich, die Modewelt zu verlassen?
„Es war die schwerste Entscheidung meines Lebens, meinen Traumjob bei Tom Ford nach fast zwanzig Jahren zu verlassen. Trotzdem war ich sehr erleichtert, dass der Wechsel von Mode zu Blumen so nahtlos verlief. Ich war angenehm überrascht, dass ich mit denselben Leuten, Restaurants und Hotelgruppen, derselben Presse und denselben Luxusmarken arbeiten konnte, nur mit einem anderen Medium. Unsere Sprache ist neu, aber die Beziehungen sind dieselben.“
Da Flowerbx ein Online-Business ist: Wie ist deine Sicht auf Digitalisierung in und von Unternehmen?
„Niemand wird bestreiten, dass Digitalisierung die Zukunft bestimmt und ich bin offensichtlich eine Befürworterin! Ich war der Überzeugung, dass die Floristikbranche bereit ist, digitalisiert zu werden, da Blumen immer noch hauptsächlich auf traditionellem Wege verkauft werden. Selbst wenn Florist*innen Blumen online verkaufen, ist das Angebot sehr am traditionellen Kaufverhalten orientiert und sehr viele Blumen werden weggeworfen. Wir haben das Angebot verändert, indem wir die Möglichkeit bieten, einzelne Blumen zusammenzustellen, kein Lager haben und Abfälle reduzieren. Das macht es uns möglich, Blumen anzubieten, die frischer sind und erheblich weniger kosten als bei konventionellen Florist*innen. Die Digitalisierung war und ist also eine Riesenchance für uns, den Blumenmarkt zu revolutionieren.“
Nächste Woche wirst du auf der #FasionTech Berlin sprechen. Was erwartet uns in deinem Talk?
„Ich freue mich sehr, dass ich mit einer meiner alten Freundinnen aus der Modewelt, der Journalistin und ‚Icon‘-Chefredakteurin Inga Griese, sprechen darf. Wir wolle über die Modebranche, den Wechsel von Mode zu Blumen und über die Hürden eines Startups sprechen, und darüber, wie man eine Firma international aufstellt. Das Thema Female Empowerment ist mir ebenfalls wichtig. Ich bin gleichzeitig CEO einer schnell wachsenden Firma und Mutter von drei Kindern bin – auch dazu würde ich gern etwas einbringen.“
Wie sehen deine Zukunftspläne für Flowerbx aus?
„Wir haben Floxerbx 2016 in Großbritannien gegründet und sind nach zwei Jahren auch in Frankreich, Irland, Belgien und Deutschland aktiv, yay! Wir wollen in diesen Ländern weiter wachsen und innerhalb von Europa bis nach Russland sowie in die USA und den Mittleren Osten expandieren. Gleichzeitig stehen unsere Qualität, Werte und Standards an erster Stelle – denn dafür steht Floxerbx.“
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