Familie, Arbeit, Selbstverwirklichung und die Beziehung unter einen Hut zu bringen, ist eine Herausforderung. Wir haben Philipp einen Tag begleitet – er ist Papa, Unternehmer und Partner – und gefragt: Wie gelingt dir und deiner Partnerin dieser Balanceakt?
„Da wir noch keinen Kita-Platz haben, sind für die Kinderbetreuung unsere Improvisationskünste gefragt“
Vom morgendlichen Ritual das Kind in die Betreuung zu bringen über die Spielverabredung am Nachmittag bis hin zum abendlichen Zubettbringen – der Alltag mit Kind ist stressig. Dazu kommen in der Regel noch der Job und andere Verpflichtungen. Wie gelingt es Eltern da, Zeit für sich selbst und die Beziehung zu finden? Das haben wir den jungen Papa und Unternehmer Philipp gefragt, der im Künstlermanagement arbeitet, während sich seine Partnerin Anja in den letzten Zügen ihres Psychologie-Studiums befindet. Gemeinsam haben sie einen kleinen Sohn, Fiete, der vor Kurzem seinen zweiten Geburtstag feierte.
Wir haben Philipp bei seinen Erledigungen mit Fiete durch den Tag begleitet und ihn nach seinem und Anjas „Geheimrezept“ für den gemeinsamen Alltag gefragt.
Philipp, erzähl mal von einem Tag in eurer Familie.
„Ich arbeite abends meist noch ein bisschen und gehe daher eher spät ins Bett. Unser Deal ist, dass ich dafür morgens ein paar Minuten länger schlafen darf als Anja und Fiete, aber wir mit einem gemeinsamen Frühstück in den Tag starten. Da wir derzeit noch keinen Kita-Platz haben, sind für Fietes Betreuung unsere Improvisationskünste gefragt. Anja ist aktuell noch Studentin an der Uni Potsdam und kann Fiete manchmal mit zum Campus nehmen, wo er dann stundenweise betreut wird. An anderen Tagen organisiere ich mich so, dass ich den Tag mit Fiete verbringe. Als Selbstständiger bin ich da glücklicherweise flexibler als andere. Abends treffen wir uns zu Hause wieder, essen gemeinsam und verbringen Zeit als Familie, bevor eine*r von uns Fiete ins Bett bringt.“
Eure Woche ist mit Job, Studium und der Betreuung von Fiete sicherlich eng getaktet – wie schaffen es Anja und du trotzdem, Zeit füreinander zu finden?
„Das Schöne an meiner Selbstständigkeit ist, dass ich dadurch sehr flexibel bin. Da ich weder an Zeit noch Ort gebunden bin, kann ich auch tagsüber auf Fiete aufpassen. Denn auch wenn Anjas Studium auf der einen Seite Freiraum bietet, geht es gerade in intensiven Lernphasen auch stressig zu. Die Zeit zu zweit ist auf jeden Fall rarer geworden, seit wir Eltern sind. Oftmals bleiben uns nur die paar Stunden, nachdem wir Fiete ins Bett gebracht haben. Daher haben wir diese Momente umso mehr schätzen gelernt. Aber ich bin zuversichtlich, dass es mit einer langfristigen Betreuungsmöglichkeit für Fiete sicherlich wieder mehr Gelegenheiten für Zweisamkeit geben wird.“
Wie geht ihr die Wochenplanung an und haltet ihr die irgendwo fest?
„Unsere Wochen sind schon sehr voll. Ich arbeite viel und Anja ist mit ihrem Masterstudium sehr ausgelastet. Umso wichtiger ist es, dass wir beide nicht nur Zeit füreinander und als Familie finden, sondern uns auch individuelle Freiräume und Zeit alleine oder mit Freund*innen ermöglichen. Das geht nur mit guter Planung und Rücksichtnahme auf einander. Unsere Wochenplanung halten wir in unserem gemeinsamen digitalen Kalender fest.“
Inwiefern habt ihr schon vor der Geburt eures Kindes über das Thema Vereinbarkeit gesprochen?
„Wir haben uns bewusst dazu entschieden, ein Kind während Anjas Masterstudiums zu bekommen. Die Freiräume, die Anja im Studium hat, sind wirklich Gold wert. Und mit meiner Flexibilität durch die Selbstständigkeit ergänzen wir uns im Alltag gut. Ich bin mir sicher, dass wir auch eine Lösung finden, wenn wir beide irgendwann Vollzeit arbeiten sollten.“
Wie muss die Woche gewesen sein, dass ihr als Eltern am Sonntagabend sagt: „Ja, wir sind ein gutes Team und kriegen das gemeinsam hin.“ Und auf der anderen Seite: In welchen Momenten würdest du am liebsten alles hinschmeißen?
„Machen wir uns nichts vor: Es ist eine echte Herausforderung Familie, Arbeit und Selbstverwirklichung unter einen Hut zu bringen und für alle drei Dinge das richtige Maß zu finden. In einer perfekten Woche gelingt uns das. So dass jede*r von uns Zeit mit Fiete verbringen und den anderen zeitweise entlasten kann, und beide trotzdem noch Raum haben für die Arbeit oder das Studium. Idealerweise bekommen wir das hin, ohne uns in die Haare zu kriegen und sprechen am Ende der Woche darüber, was gut lief, was weniger und was wir besser machen können.“
Stell dir vor, dein Kind wird älter und erzählt irgendwann von seiner Kindheit – wer möchtest du für dein Kind gewesen sein und welche Werte möchtest du ihm mitgeben?
„Auch wenn ich mit Fiete gerne viel Blödsinn mache, ist es mir wichtig, ihm zu vermitteln, dass ihm die Welt grundsätzlich offensteht und er alles erreichen kann, was er möchte. Daher möchte ich ihm vor allem Toleranz und Ehrgeiz mit auf den Weg geben, sowie Türen für ihn öffnen können – selbst wenn sie für ihn auf den ersten Blick verschlossen scheinen.“