Strify ist Musiker, Influencer oder – wie er es sagt – ein echter „Pop Culture Weirdo“. Wir sprachen mit dem Botschafter des #SelfloveUprisingMovements von The Body Shop über Selbstliebe, Diversity und die besondere Kraft der Mode.
Zusammen mit dem Marktforschungsunternehmen Ipsos hat The Body Shop 22.000 Menschen aus 21 verschiedenen Ländern dazu befragt, wie hoch sie ihren Selbstwert, ihr Glück und ihr Wohlbefinden einschätzen (November/Dezember, 2020). Dabei kam heraus, dass Mitglieder der LGBTQIA+-Community einen deutlich geringeren Selbstwert haben als cisgeschlechtliche und/oder heterosexuelle Menschen. Strify zufolge rührt diese Unsicherheit aus der frühen Angst vor Ablehnung und dem Gefühl, nicht dazuzugehören. Er selbst kennt diese Angst nur zu gut und nimmt seine Follower*innen mit auf seine ganz persönliche Self-Love-Journey.
Wen möchtest du mit deiner künstlerischen Arbeit und auf Social Media erreichen?
„Ich habe es mir zur Aufgabe gemacht, mein buntes chaotisches Leben zu teilen, um andere zu inspirieren, sie selbst zu sein. Es ist nicht so, dass ich dabei ganz bestimmte Menschen im Kopf habe. Vielmehr möchte ich alle ansprechen, die sich von mir angesprochen fühlen. Viele der Menschen, die mir online folgen, sind Teil der LGBTQIA+-Community, aber auch Menschen, die etwas lernen möchten, die Lust auf kleine chaotische Abenteuer auf Instagram haben oder die so sind, wie ich es einmal war: ein wenig verloren. Zu meiner Schulzeit war ich ein Außenseiter, daher weiß ich, wie es sich anfühlt, nicht dazuzugehören. Diese Erfahrung verbindet.“
Was bedeutet Self Love für dich persönlich, für deine Ausstrahlung, deine Kunst und deinen Alltag?
„Mein Motto lautet: Impress yourself – beeindrucke dich selbst. Ich denke, das passt gut zu meinem Empfinden von Self Love. Selbstliebe meint für mich, das eigene Leben nicht nach anderen Menschen auszurichten, sondern mich zu fragen: Wer ich bin? Was möchte ich und was macht mich glücklich? Und nicht: Was mache ich, um Aufmerksamkeit von anderen Menschen zu bekommen? Das ist manchmal nicht leicht, wir alle werden von den Menschen in unserem Umfeld beeinflusst. Aber wenn du es schaffst, in den Spiegel zu schauen und selbst von dir beeindruckt zu sein, kommt alles andere ganz von allein.“
Du bist Teil der LGBTQIA+-Community und setzt dich stark für diese ein. In seiner Studie fand The Body Shop heraus, dass LGBTQIA+-Menschen oft mit dem Thema Self Love zu kämpfen haben. Woran liegt das deiner Meinung?
„Ich denke, dass viele Personen, die nicht den heteronormativen Standards entsprechen, ähnliche Erfahrungen machen – gerade in jungen Jahren, wenn sie auf der Suche nach Zugehörigkeit sind. Die meisten Jugendlichen finden diese Zugehörigkeit im Sport, im Verein oder innerhalb von Freund*innenschaften. Das Problem ist, dass die Welt davon ausgeht, dass du so bist wie alle anderen – und das bedeutet in der Regel: cis und hetero. Selbst wer in einem sehr offenen Umfeld aufwächst, kennt die Sorge, nicht dazuzugehören, wenn er*sie diesen Anforderungen nicht entspricht. Natürlich macht jede*r diese Erfahrung in einem anderen Ausmaß, aber aus Gesprächen mit Freund*innen weiß ich, dass dieses Gefühl nie ganz verschwindet.“
Was können wir tun, um Menschen aus der LGBTQIA+-Community zu empowern und was hilft dir auf deiner persönlichen Self-Love-Journey?
„Austausch und Repräsentation sind sehr wichtig. Ich selbst würde mich nie als anders bezeichnen – ich nehme mich als völlig normal war, in meiner Bubble sind die Leute alle so wie ich. Ich weiß aber natürlich, dass es immer noch viele Diskussionen gibt, wenn es um das Thema LGBTQIA+ geht. In meinem Studium der Genderstudies habe ich festgestellt, dass viele der Gedanken, über die wir heute reden, schon seit den 70ern im Rahmen der Queertheorie existieren – dennoch hat sich seither nicht viel getan. Deshalb möchte ich weniger über Theorien reden und vielmehr in der Praxis ein gutes Beispiel sein.
Menschen, die nicht Teil der LGBTQIA+-Community sind, können jenen, die unterrepräsentiert sind, eine Bühne bieten und im Alltag aufgeschlossen sein. Oft werde ich aufgrund von Vorurteilen in eine Schublade gesteckt. Das passiert. Wichtig ist, dass man die Schublade nicht abschließt, sondern bereit ist, sie auch wieder aufzumachen, sein Bild zu ändern und zuzuhören. Ich nehme mir gerne die Zeit und erkläre, inwiefern man sich mir gegenüber falsch geäußert hat – vorausgesetzt, die Person ist offen und bereit, etwas zu verändern.“
Die sozialen Medien sind für dich Sprachrohr und Bühne, um deine Botschaften in die Welt zu tragen. Instagram & Co. haben jedoch auch ihre Schattenseiten. The Body Shop fand in seiner Befragung heraus, dass 64 Prozent der Social-Media-Nutzer*innen sich “oft wünschen, ihr Körper wäre anders”. Ging oder geht es dir auch manchmal so? Wie schaffst du es, dir treu zu bleiben und dich und deinen Körper online so stark und selbstbewusst zu zeigen?
„Ich würde lügen, wenn ich sage, dass ich selbst nie an mir zweifle. Die Lockdowns im letzten Jahr haben mir nicht besonders gutgetan: Ich hatte das Gefühl, dass ich mich nicht mehr so gut ausdrücken kann, wie ich möchte, habe viel gegessen und mich mit mir und meinem Körper nicht mehr so wohlgefühlt. Was mir geholfen hat, waren die vielen Gespräche mit meinen Freund*innen und die Erkenntnis, dass das gerade eine besondere Situation ist und ich mir selbst nicht diesen Druck machen muss. Ich stelle mich dann vor den Spiegel und sage: I’m feeling myself today!“
Wie gehst du mit Kritiker*innen und Hate-Nachrichten um? Wie gelingt es dir, diese nicht zu nah an dich herankommen zu lassen?
„Neulich hieß es unter einem meiner Outfitposts, ich könne kein Top mit asymmetrischem Schnitt tragen, weil ich darin hässlich aussähe. Meine Antwort darauf war eine Story, in der ich in Unterwäsche vorm Spiegel getanzt habe. Noch vor fünf Jahren hätte mich diese Kritik wahrscheinlich getroffen, ich glaubte damals, dass meine Schultern zu breit für Cut-Out-Shoulders wären. Inzwischen weiß ich aber, dass niemandem außer mir gefallen muss, was ich trage. An manchen Tagen bin ich in Angriffslaune und diskutiere mit den Menschen, die mich kritisieren – solange es keine hasserfüllten Trolls sind. An den meisten Tagen ignoriere ich diese Nachrichten aber einfach.“
Inwiefern hängen Mode, Stil und Self-love für dich zusammen? Was sagen deine Outfits über dich und deine Verbindung zu dir aus?
„Ich war noch nie ein Jeans-und-T-Shirt-Typ. Ich liebe es einfach, Dinge zu tragen, die mir ein gutes Gefühl geben. Meine Outfits verraten sehr viel über meine Stimmung: Mal möchte ich zuhause in meinen Crocs und in Jogginghose auf der Couch sitzen und dann wieder fühle ich mich wie ein Popstar, ein Song oder ein bestimmtes Musikvideo und möchte besonders aussehen. Das Outfit ist immer das Erste, was Hallo sagt, wenn man jemandem begegnet. Dinge wie Make-up, Beauty und Mode gelten oft als oberflächlich, aber für mich sind sie ein wichtiges Ausdrucksmittel.“
The Body Shop hat es sich zur Aufgabe gemacht, langfristig die Hürden zur Selbstliebe zu überwinden – bei sich selbst, im Unternehmen, in der Schönheitsindustrie und der Welt. Welche Tipps hast du, um mehr Selbstliebe auszustrahlen?
„Es ist wichtig, sich selbst klarzumachen, dass man nie 100 Prozent positives Feedback unter jedem seiner Instagramposts bekommen wird und es daher vor allem darum geht, den Weg zu gehen, den man selbst für den richtigen hält. Das bedeutet nicht, dass wir nicht auch Kritik annehmen sollten. Gerade Freund*innen und Menschen, die uns gut kennen, können vieles verändern. Mir hilft es außerdem, im Alltag eine Art Energy-Management zu betreiben. Wir alle haben nur 24 Stunden am Tag, selbst Beyoncé. Ich möchte meine Zeit nicht mit Dingen verschwenden, die mir ein schlechtes Gefühl geben. Das bedeutet, Dinge, aber manchmal auch Menschen loszulassen, die toxisch sind, sowohl online als auch offline. Schau, wem du folgst und für welches Bild diese Menschen stehen. Es gibt so viele verschiedene Körper, die wunderschön sind. Auch wenn ich manchmal struggle, möchte ich nicht wie jede*r andere aussehen. Ich bin happy, wie ich bin und kann tolle Sachen tragen, die mich glücklich machen.“