Wir müssen uns tagtäglich entscheiden – ob im Job oder im Privatleben. Manchmal ist das ein ganz schöner Krampf, der den ganzen Apparat unnötig aufhält. Wie es leichter gelingt, erzählt der ehemaliger Google-Mitarbeiter Dave Girouard.
Es ist häufig wichtiger, dass eine Entscheidung getroffen wird, als wie sie ausfällt
Der Motor, der unsere heutige Welt am Laufen hält, hat eine extrem hohe Drehzahl. Wer hat die News zuerst rausgeschickt oder wer das Produkt gelauncht? Schnelligkeit ist zu einer wichtigen Qualität geworden, im unternehmerischen Umfeld oftmals sogar überlebenswichtig. Warum es also hilfreich ist, schnell zu sein, ist nicht die Frage. Ob und wie man sich aber ein gewisses Maß an Geschwindigkeit aneignen kann, umso mehr.
Gerade in Tech- und Digital-Unternehmen ist es wichtig, den anderen einen Schritt voraus zu sein. So natürlich auch bei Google. Für Quartz hat Ex-Mitarbeiter Dave Girouard aufgeschrieben, was er aus seiner Zeit in dem Unternehmen über das Treffen von Entscheidungen gelernt hat und warum ihn das nachhaltig prägt.
Mach dir schnelle Handlungen zur Gewohnheit
Zunächst einmal ist es wichtig, so Girouard, sich das Schnellsein einfach zur Gewohnheit zu machen und sich darauf einzulassen, dass das Treffen einer Entscheidung grundsätzlich in einem bestimmten Zeitrahmen möglich ist. Denn gerade im Job frisst es nicht nur Nerven, sondern auch eine Menge Geld, wenn Entscheidungen zu lange abgewogen und verschoben werden. Zumal mit hinausgezögerten Umsetzungen auch nicht gerade die Laune im Team steigt, denn das Gefühl, auf der Stelle zu treten (viele von uns kennen das), ist einfach nur frustrierend.
„Kennt ihr die Situation, dass jemand im Meeting sagt: Wir verlassen den Raum erst, wenn diese Entscheidung getroffen ist? Wie unfassbar gut sich das anfühlt; am liebsten will man diese Person umarmen“, fragt Giourard. Und ja, man fühlt sich an diese Momente erinnert – in denen ein Meeting wirklich ein entscheidendes Ergebnis hervorbrachte. Und um das so hinzubekommen, muss man sich auf die Idee einlassen, dass es oftmals gar nicht so sehr darum geht, welche Entscheidung man trifft, sondern nur, dass man es tut.
Wichtig: Nicht in Angstarre verfallen
Natürlich gibt es diese extrem wichtigen, diffizilen Entscheidungen, die zu schnell zu treffen ein (unternehmerischer) Todesstoß wären. Aber: Wie viele der Entscheidungen, die man im Arbeitsalltag zu treffen hat, sind das schon? Und wie oft steht man trotzdem wie ein Reh da, das in den Lichtkegel schaut und in Angststarre verfällt? Eben.
Wie sehr die Fähigkeit, Entscheidungen schnell zu treffen im Job helfen, hat er von seinem ehemaligen Google-Kollegen Eric Schmidt gelernt. Dieser setzte für zu treffende Entscheidung immer einen Zeitplan fest, der realistisch, aber immer einzuhalten war. Und genau diese Angewohnheit hat er nicht nur zu schätzen gelernt, sondern auch verinnerlicht. Gerade als Chef*in ist es wichtig, eine Atmosphäre zu schaffen, die klare Entscheidungen zu einem klar definierten Zeitpunkt zulassen – aber auch verlangen. Und das sollte dann ganz klar vorgelebt werden.
Also erstens: Überschlagen, wie lange eine Entscheidung realistisch braucht und einen Zeitplan festsetzen. Zweitens: Den Zeitpunkt der Entscheidung auch wirklich einhalten sowie vom Team einfordern. Und ganz wichtig: Entscheidungen sind nicht grundsätzlich von „oben“ nach „unten“ zu treffen. Das Team einzubeziehen hilft, denn die Perspektive eines Einzelnen wird nicht immer die schnellste und auch nicht immer die beste Entscheidung hervorbringen.
„Es geht um die Kunst zu wissen, wann eine Debatte zu Ende ist und wann eine Entscheidung getroffen werden muss“
Und das kann man sich durchaus aneignen. Nämlich genau dann, wenn man verinnerlicht, dass „morgen“ in den seltensten Fällen eine adäquate Antwort ist, und sich klar macht, dass Entscheidungszeiträume auch einmal hinterfragt werden sollten. Dann verlieren sich auch keine guten Ideen mehr, deren Umsetzung nie fest geplant wurde. Und so werden Entscheidungen, die gerne hinausgezögert werden, schneller getroffen. Das schafft Platz für mehr Kreativität und mehr Raum für alles, was der Tag sonst noch so an Aufgaben bereit hält.
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