Foto: Official Leweb Photos | Flickr | CC by 2.0

Wenn eine Feministin auf Frauenfeinde trifft: Laurie Penny auf dem Parteitag der Republikaner

Laurie Penny besuchte jüngst einen Parteitag der Republikaner. Wer dabei war und wie sie deren Auftritt wahrnahm, hat sie in einem eindrücklichen Text niedergeschrieben.

Angst, Schrecken und die Trolle

Das Netz ist ein Ort, der sich auf jede erdenkliche Weise bespielen und nutzen lässt – und das macht es zu einem demokratischen Ort, der eine gute Portion Verantwortungsgefühl verlangt. Doch genau dieses wird zugunsten von Aufmerksam- und Sichtbarkeit eben gerne mal über Bord geworfen und die Chancen, die sich in den sozialen Netzwerken in Bezug auf einen freien, offenen Austausch und Informationsübertragung auftun, werden gegen verbale Verwüstung eingetauscht, die billigend für eine (vermeintlich) höher gestellte Sache in Kauf genommen wird. Das kann eine politische Überzeugung sein, oder aber auch einfach nur eine persönliche Befindlichkeit, die anderen auf- und reinzudrücken in diesem Moment als zwingend notwendig erachtet wird – und hier haben wir es manchmal mit unangenehmen Wahrheiten zu tun, oft aber auch mit simpler Angstschürerei, billigen Verleumdungen oder blankem Hass.

Und genau das führt ganz schnell zu eben jener Aufmerksamkeit, die so verführerisch wie wirkungsvoll ist. Für Trolle, die ihren Missmut und ihren Hass im Netz verbreiten, aber auch für Mitglieder des Politikbetriebes, wie die AFD. Ein paar Individuen, die das Prinzip ganz besonders gut verstanden haben, sind zweifelsohne Donald Trump, Geert Wilders, der bekannte britisch-griechische Journalist und Unternehmer Milo Yiannopoulos, für den Feminismus ein kanllrotes Tuch ist, und der Pick-up-Artist Roosh V (über ihn erfahrt ihr mehr in diesem Text, der von seiner geplanten Frauenjagd im Frühjahr 2016 handelt.)

Was Laurie Penny bei einem Treffen mit Milo, Geert Wilders und Roosh V erlebte

Drei von ihnen traf kürzlich Laurie Penny, als sie im Juli einen Parteitag der Republikaner besuchte. Was sie dort erlebte, hat sie in einem eindrucksvollen Text festgehalten, der nicht nur über die Mechanismen dieses „Spiels“ der um um Sichtbarkeit ringenden Narzissten erzählt, sondern auch über das Aufblitzen der Persönlichkeiten hinter der Kriegsbemalung, mit der sie die Öffentlichkeit betreten – oder zumindest wird der Versuch unternommen, davon etwas herauszuarbeiten. In jedem Fall lohnt es sich, den gesamten Text zu lesen, den es hier im Original und in übersetzter Version bei Spiegel Online zu lesen gibt.

Das schreibt Laurie Penny über Milo Yiannopoulos und seine rassistischen
Äußerungen
über die „Ghostbusters“-Darstellerin Leslie Jones, weshalb nun auch sein Twitter-Account gesperrt worden ist:

„Milo zeigt kein Bedauern darüber, dass er eine Hasslawine in Leslie Jones’ Richtung lenkte – sie ist nur das letzte Opfer seines Entspannungsrituals, das im Beleidigen von Frauen und Minderheiten besteht. Für Ruhm und den Spaß am Ruhm.“

Und weiter:

„Milo verbreitet eine geradezu prunkvolle Unaufrichtigkeit, die für viele Briten sehr schnell durchschaubar ist. Amerikaner verstehen aber Ironie anders, und manchmal verstehen sie sie überhaupt nicht. Die aufgeregten jungen Menschen, die sich zusammengefunden haben, um Milo zuzuhören, glauben, was er sagt, selbst dann, wenn er es selbst nicht glaubt. Und er glaubt es nicht. Und es ist egal.“

Über Daryush Valizadeh alias Roosh V:

„Was mich an Roosh überrascht: Es wirkt, als glaube er tatsächlich an seine Sache. Anders als Milo scheint er – zumindest in einem gewissen Maß – überzeugt von dem zu sein, was er sagt. Er ist bitter, rachsüchtig, überzeugt von seinem Opferstatus als Blogger, dem die Mainstream-Medien nie den nötigen Respekt gezollt haben. Er sagt mir, der Grund, warum ich eine Kolumne habe, ist, weil ich ein Idiot bin und alle meine Leserinnen und Leser niedrige IQs haben. Ich frage ihn, ob er gerade eine Pick-up-Flirttaktik anwendet.“

Über Geert Wilders, Vorsitzender der rechtspopulistischen niederländischen PVV:

„Wilders ist am offensichtlichsten verhaltensgestört. Ihm gelingt es nicht, einen Satz zu Ende zu bringen. Seine Stimme driftet und er verliert sich, als sei er schon außerhalb des Raums unterwegs. Irgendwo hinter diesen leeren Augen brennt eine Mülltonne.
Wilders ist eine weniger aufpolierte, gänzlich charmebefreite Darbietung der Demagogen-Blaupause, die uns auch Donald Trump und Boris Johnson beschert hat.“

Über Donald Trump:

„Donald Trump ist der Gordon Gekko der Aufmerksamkeitsökonomie, nur hat er selbst die Kontrolle verloren. Der Kulturkampf, den wir erleben, wird mit Arglist geführt von schlechten Schauspielern, die sich selbst längst nicht mehr ans Drehbuch halten. Und er hat gerade erst begonnen (…)“

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