Mona auf Polaroids mit unterschiedlichsten Frisuren.

„Ich wollte etwas mit den Haaren machen, das die anderen stört“

Kund*in
Yves Rocher
Autor*in
EDITION F studio
Gesponsert

Welche Veränderungen im Leben haben bei euch zu einer radikalen Typveränderung geführt? Das haben wir unsere Community im Rahmen unserer Zusammenarbeit mit Yves Rocher gefragt. Heraus kamen sehr berührende Geschichten. Eine davon hat uns Mona erzählt. 

Haare sind Ausdruck der Persönlichkeit und Teil unserer Identität. Und sie sind etwas Intimes. Etwas, das zum eigenen Körper gehört. Umso wichtiger ist es, dass Jede*r selbst entscheidet, was wann wie mit den Haaren passiert: ob feuerrot, gewagter Schnitt, lang oder kurz – geht alles – wenn es die eigene Entscheidung ist.

Monas Geschichte ist die Geschichte einer Befreiung. Und die Geschichte einer jungen Frau, die im Begriff ist, sich zu finden.

Mona, mit langen Haaren, heute

„Vernünftige“ Frisuren

Die Haare waren für Mona immer ein Riesenthema. In der Zeit, in der sie von anderen Menschen noch als Junge gesehen wurde, habe sie sehr damit zu kämpfen gehabt, dass ihr immer wieder nahegelegt wurde, es sei besser, wenn sie die Haare abschneidet. Sie erinnert sich, dass sie von Klein auf lange Haare lieber mochte als kurze. Aber sie bekam zu hören, das sehe unordentlich aus, das gehe so nicht, da müsse jetzt mal ein „vernünftiger“ Schnitt rein.

„Ich wollte, dass ich meine Haare tragen kann, wie ich möchte.“

Mona Siegers

Während unseres Interviews ist Mona in Hamburg – wir treffen uns am Bildschirm. Sie hat lange Haare im Ombré-Style, unten etwas heller als oben. Gelegentlich greift sie mit den Händen hinein; es ist zu spüren, dass sie ihre tollen Haare sehr mag.

Sie lacht oft. Ganz besonders, wenn sie sich an die Justin-Bieber-Zeit erinnert. „Das war die Zeit, in der ich die Haare unbedingt länger wachsen lassen wollte. Justin Bieber war gerade angesagt. Alle trugen diese Frisur. Und auch ich habe sie sehr lange getragen.“ Bis sie dann wieder überredet wurde. Bieber sei out. Sie solle sich die Haare bitte wieder abschneiden, das sehe doch doof aus. 

„Ich wusste nie wirklich, was ich wollte. Mir wurde quasi immer von anderen Leuten gesagt, was für Frisuren ich am besten tragen sollte.“

Mona Siegers

Mona muss an diesen Friseur denken, den die Familie kannte. „Mit ihm hat meine Mutter geredet: Da muss etwas Neues her!“
Der schnitt also die Haare ab und Mona ließ sie wieder wachsen, bis das Spiel von vorne begann. Sie habe ihre Haare zwischendurch sogar mal vollkommen abrasiert, das war mit 16 oder 17, erzählt sie. Sie beschreibt das alles als ein ständiges Kämpfen.

Coming-out

„Ich wollte immer irgendwas machen, was die anderen stört.“ Die anderen. Die ihr so oft gesagt hatten, was sie mit ihren Haaren zu tun und zu lassen habe. Nach dem Abi wurde dann einmal komplett blond gefärbt.

„Irgendwann, als ich gemerkt habe, dass ich kein Junge bin, als es in meinem Kopf ,Klick‘ gemacht hat, da habe ich erstmal verstanden, warum das immer so war. Warum ich immer so Probleme mit meinen Haaren hatte.“

„Ich sagte mir: Jetzt möchte ich meine Haare wachsen lassen, weil ich das schon immer wollte. Das hatte viel mit meiner Geschlechtsidentität zu tun.“

Mona Siegers

Erst im vergangenen Jahr hatte Mona ihr Coming-out. Danach sei das alles plötzlich kein Thema mehr gewesen. Während sie darüber erzählt, liegt eine Erleichterung in ihrer Stimme. 

Natürliche Wellen

Mona beginnt, sich mit ihren Haaren auseinanderzusetzen. Sie lässt sie wachsen. Pflegt sie. Gibt ihnen die Aufmerksamkeit, die sie brauchen. „Ich habe auch gemerkt, dass ich ziemlich viele natürliche Wellen habe. Das wusste ich vorher nicht, weil ich mich damit nicht auseinandergesetzt hatte. Das war eine große Sache.“

Wegen der Pandemie konnte sie lange nicht zum Friseur gehen. Vor dem Outing war ihr das ganz recht. Mittlerweile ist das aber anders. „Ich würde jetzt total gerne zum Friseur gehen. Weil ich jetzt genau das schneiden lassen kann, worauf ich Lust habe.“ 

Die Meinung anderer

Und wie würde sie die Beziehung zu ihren Haaren heute beschreiben? Mona überlegt. Was ihre Haare betrifft, lasse sie sich noch immer in Schubladen stecken. Es habe viel damit zu tun, dass sie „passen“ wolle (to pass for (USA) – bestehen, gelten), also: dass Leute nicht sehen, dass sie trans ist, dass sie als Cis-Frau angesehen wird.

„Deshalb würde ich nie behaupten, dass ich frei von den Meinungen anderer bin. Ich glaube, an dem Punkt bin ich nicht. Ich hoffe, ich komme dahin.“

Mona Siegers

Mona ist ein großer Fan von Kurzhaarfrisuren bei Frauen. Von sehr gewagten Sachen, die oft gesellschaftlich nicht als feminin oder geschlechtskonform angesehen werden. Noch würde sie sich das aber nicht trauen. Mona sagt, sie habe ja viel weniger Zeit gehabt, sich daran zu gewöhnen: an dieses Rollenbild. An den Druck, der auf Frauen noch immer lastet. Mehr noch, als auf Männern, vermutet sie. „Und deshalb muss ich da erst noch ankommen. Muss mich selbst auch noch mehr finden. Was für eine Frau ich bin. Wo genau stehe ich? Und was genau möchte ich?“

Angenommen, sie dürfe sich einen Haarschnitt wünschen, den sie – wenn sie unzufrieden ist – wieder rückgängig machen darf. Was wäre das? „Da gibt es einiges“, lacht Mona. „Ein Side-Cut. Eine Seite komplett abrasieren. Und ich würde meine Haare gern weißblond färben.“ Aber das lässt sie erst mal bleiben, weil sie ihre Haare nicht kaputtmachen möchte.
Die sind nämlich wunderschön.

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