Foto: Alicia Kassebohm

Leo Eberlin: „Niederlagen darf man nicht persönlich nehmen“

Kund*in
She's Mercedes
Autor*in
EDITION F studio
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Was bedeutet es, mit Mitte 20 den lukrativen Job zu kündigen und seiner großen Leidenschaft zu folgen? Darüber spricht Jessie von Journelles mit Leo Eberlin im neuen She’s Mercedes Newsletter – und hier auf EDITION F.

Wie aus einer Leidenschaft durch Mut und Beharrlichkeit Erfolg wird

Leo Eberlin war Investmentberaterin, für Fonds und Privatinvestoren war sie auf der Suche nach Kapitalanlagen. Mit Anfang 20 verdiente die gebürtige Kölnerin viel Geld. „Es hat Spaß gemacht und ich habe eine Menge gelernt.“ Trotzdem wusste sie, dass sie die Finanzwelt langfristig nicht erfüllen würde. Von heute auf morgen fasste sie den Entschluss und kündigte. Es war eine Entscheidung für ihre große Leidenschaft: Schmuck.

Aber von vorne

Mit 17 Jahren verließ Leo die erzbischöfliche Mädchenschule in Köln und zog nach Berlin. Da sie nicht einmal einen Hauptschulabschluss hatte, besuchte sie eine Abendschule und jobbte tagsüber bei einem renommierten Berliner Juwelier. Da entwarf sie bereits erste Ringe. Bis daraus das eigene Label entstand, vergingen aber noch einige Jahre. Erst folgte eine Ausbildung zur Marketingkauffrau, dann die Karriere im Immobilien-Investment.

Die Faszination von Diamanten, Rubinen und Saphiren und der Traum vom eigenen Schmucklabel ließ sie auch in dieser Zeit nicht los: Sie schrieb einen Businessplan, legte konsequent Geld zur Seite, verkaufte ihren halben Kleiderschrank. Irgendwann hatte sie 70.000 Euro gespart. Dann kam der Tag, an dem sie kündigte. „Mein Chef wollte es erst nicht glauben. Auch meine Familie und Freunde rieten mir davon ab. Sie waren der Meinung, Schmuckdesign sei ein Job für Spielerfrauen.“

Leo glaubte fest an sich und ihre Vision. Und die muss überzeugend gewesen sein, denn heute ist ihr ehemaliger Chef ihr Geschäftspartner, ihre Mutter ihre Office-Managerin. 2013, mit 24 Jahren gründete sie ihr Schmucklabel Leo Mathild. Ihren individuellen Diamantschmuck tragen heute auch Prominente wie Madonna oder Diane Kruger. So richtig fassen kann Leo das immer noch nicht: „Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Jedes Schmuckstück war mal ein kleiner Gedanke in meinem Kopf, der materialisiert wurde. Und dann trägt es Demi Lovato in der Ellen Degeneres Show!“

Leicht war der Weg dorthin nicht

„Wie oft habe ich das Wort Nein gehört? Von 100 Anfragen bekam ich bestimmt 96 Absagen. Ich konzentrierte mich aber auf die vier Zusagen, bin am Ball geblieben und habe die Niederlagen nicht persönlich genommen.“ Ihre Expertise aus der Zeit beim Juwelier half ihr, sich als Quereinsteigerin auf dem Schmuckmarkt durchzusetzen. „Man muss omnipräsent sein. Anfangs habe ich jedes Interview mitgemacht, zahlreiche Blogger und Department Stores für Kooperationen angefragt. Ich war penetrant und selbstbewusst.“

Entscheidend für den Erfolg ihres Unternehmens ist vor allem der persönliche Ansatz. Nahbarkeit. Leo ist das Gesicht der Marke. Geplant war das so allerdings nicht: Da anfangs das Geld für Marketing fehlte und professionelle Shootings schlicht zu teuer waren, musste eine Übergangslösung her. Also machte Leo einfach Bilder von sich selbst mit ihrem Schmuck. „Ich habe früher zwar ab und zu gemodelt aber für mein Label wollte ich mich nicht als Person in den Fokus stellen. Als wir meine Bilder auf Instagram veröffentlichten, gewannen wir dann aber ziemlich schnell eine kleine Gemeinschaft an Followern.“

Es zeichnete sich rasch ab, dass Fotos mit ihrem Gesicht deutlich mehr Likes und Zuspruch bekamen, als ein hübsch arrangiertes Detailfoto eines Rings: „Das war eine wertvolle Erkenntnis, auch wenn ich überrascht war. Ein aufwendig inszeniertes Bild hielt ich für viel professioneller, als einfach mein Gesicht in die Kamera zu halten.“ Ein Wirtschaftspsychologe erklärte es ihr: Männer und Frauen kaufen aus unterschiedlichen Motiven. „Wenn ein Gesicht hinter einer Marke steht, wie zum Beispiel bei Victoria Beckham, identifiziert sich eine Frau möglicherweise besser mit dem Label. Sie kann entscheiden, ob sie dieser Frau ähnlich sein möchte oder nicht.“ Inzwischen ist die 30-Jährige nicht nur Designerin und erfolgreiche Unternehmerin, sondern auch Influencerin mit knapp 43.000 Followern auf Instagram.

Die Frage nach der Vereinbarkeit von Job und Familie

Vor zweieinhalb Jahren ist Leo Mutter einer Tochter geworden. Wie für viele berufstätige Mütter, war es auch für sie eine Herausforderung, dem Muttersein und ihrem Unternehmen gleichermaßen gerecht zu werden. „Ich ging zwölf Tage nach der Geburt wieder arbeiten. Mein Schmucklabel lebt von meinem Gesicht, das ist Fluch und Segen zugleich, da konnte ich nicht so lange ausfallen.

Anfangs habe ich meine Tochter relativ problemlos überall hin mitgenommen. Aber sobald sie krabbeln konnte, brauchte ich eine Nanny. Die habe ich in den ersten Monaten sogar mit ins Büro genommen. Anders hätte ich es nicht unter einen Hut bekommen.“ Es scheint, als wäre Leo keine Hürde zu groß. Aufgeben kommt nicht in Frage. Es gibt immer einen Weg.

Aber auch sie musste lernen, dass es ok ist, an manchen Herausforderungen zu scheitern. „Mein Verlobter und ich haben sehr viel gearbeitet. Als dann unsere Tochter kam, haben wir keinen Fokus mehr auf unsere Beziehung gelegt. Wir haben uns voneinander entfernt und uns schließlich getrennt.“ Beide teilen sich nun das Sorgerecht und gehen vernünftig mit der Situation um. Mit einem Jahr kam ihre Tochter in die Kita: „Es hat mir anfangs das Herz gebrochen. Aber sollte ich mein Unternehmen aufgeben, weil mich ein schlechtes Gewissen plagte? Ich habe auch eine Verantwortung gegenüber meinen Mitarbeitern. Und inzwischen sehe ich, wie viel Spaß meine Tochter im Kindergarten hat. Sie ist für ihr Alter sehr selbstständig, freundlich und sozial. Es war die richtige Entscheidung.“

Für Leo klappt die Vereinbarkeit nur dank einer positiven Einstellung, guter Organisation und klarem Zeitmanagement. Als Vorbild dient ihre eigene Mutter: „Mein Vater ist früh verstorben. Meine Mama war auch selbstständig und musste immer viel arbeiten. Ich habe nie darunter gelitten – auch wenn ich häufig mit zur Arbeit und mich dort selbst beschäftigen musste. Ich habe das meiner Mutter nie übelgenommen. Ganz im Gegenteil, ich habe mich immer sehr geliebt gefühlt. Und am Ende ist dies doch das einzige, was zählt.“

Für Unternehmer*innen: Drei Leitsätze von Leo Eberlin

1. Mache jede Sekunde nur das, wofür dein Herz schlägt. „Wenn es mich plötzlich glücklich machen würde, nur noch Strumpfhosen zu produzieren, dann würde ich mein Schmucklabel aufgeben. Ich habe keine Angst davor, Dinge loszulassen und etwas grundlegend zu verändern. Warum sollte man seine Zeit verschwenden? Das Leben ist doch viel zu kurz.

2. Sei dankbar dafür, was du erreicht hast! „Ich war nie an einem Exit (der Ausstieg von Investor*innen oder Gründer*innen aus dem Unternehmen mit möglichst hohem Gewinn) interessiert. Ich bin froh, keine neuen Investor*innen mehr überzeugen zu müssen und ihnen Rechenschaft zu schulden. Warum sollte ich mir diese Freiheit nehmen, nur um mehr Geld zu verdienen? Ich habe doch alles. Die schönen und kreativen Dinge entstehen durch Freiheit. Wenn sie zu sehr vom Geldverdienen beeinflusst sind, werden sie eingeengt.“

3. Bleib am Ball und kämpfe weiter! „Niederlagen darf man nicht persönlich nehmen. Sie passieren nun mal und gehören dazu. Hätte ich damals nach jedem Rückschlag gezweifelt und mich als Opfer gefühlt, würde ich heute nicht hier sitzen.“

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Frauen, die uns nachhaltig inspirieren und eine wichtige Rolle in unserem Leben einnehmen, treten manchmal ganz unverhofft in unser Leben, auch wenn sie nicht Teil der Familie oder des engen Freund*innenkreises sind. Im neuen Newsletter von She’s Mercedes porträtieren Jessie von Journelles, Stefanie von Ohhh…Mhhh und wir von EDITION F abwechselnd genau solche Frauen, die uns im Kopf bleiben und deren Geschichten gehört werden wollen. Den neuen She’s Mercedes Newsletter bekommst du monatlich – und unter diesem Link kannst du dich anmelden.

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