Foto: Rawpixel

Insa Thiele-Eich fliegt als erste deutsche Frau ins All – und ihr Mann bekommt einen Preis

Der Spitzenvater des Jahres 2019 steht fest: Es ist der Ehemann der ersten deutschen Astronautin, die 2020 zur ISS fliegen wird. Keine Pointe.

 5.000 Euro für einen Vater in Elternzeit

Dr. Insa Thiele-Eich wird die erste deutsche Astronautin, die zur Raumstation ISS reist. 2020 ist es soweit – und da Thiele-Eich (Oh je, Achtung Doppelname) Mutter ist, wird der Vater der Kinder, ihr Ehemann, sich in dieser Zeit um die Kinder kümmern. Und dafür hat er nun, laut WDR, einen Preis bekommen: den „Spitzenvater des Jahres” der Großbäckerei Mestemacher. Ziel des Preises, wie der WDR berichtet: die wichtige Rolle des Vaters für die Entwicklung von Kindern ins Bewusstsein zu rücken. 5.000 Euro bekommt Daniel Eich also dafür, dass er bereit ist, in Elternzeit zu gehen, während seine Frau ins All fliegt. Wow.

Seit der Verkündung fragt sich das Internet: Ernsthaft? Zwei Beispiele:

Quelle: Twitter | Laura Wiesböck 

Quelle: Twitter | Notyetaguru

Väter – einfach preiswürdig

Wofür sollten Väter noch Preise bekommen? Vielleicht fürs Babysitten ihrer eigenen Kinder? Dafür, dass sie ihren Partner*innen im Haushalt „helfen”? Für die aufopferungsvolle Zeugung der Kinder?

Während Väter also Preise verliehen bekommen, dafür dass sie sich um ihre Kinder kümmern, müssen Mütter sich immer noch täglich dafür rechtfertigen, wo eigentlich ihre Kinder sind, während sie ins All fliegen, für eine bessere Welt kämpfen oder einfach mal alleine ins Kino gehen. Und bitte nicht falsch verstehen, es ist sicherlich eine besondere Situation, wenn ein Elternteil für eine gewisse Zeit ins All fliegt (ist ja doch eine etwas weitere und langfristigere Geschäftsreise als die wichtige Konferenz in Buxtehude), aber keinem einzigen männlichen Astronauten wurde, nach unseren Informationen, je die Frage gestellt, wo denn in der Zeit, seine Kinder seien. Und keiner Mutter wurde ein Preis für ihre Elternzeit verliehen.

Quelle: Twitter | Pinkstinksde

Es wäre lustig, wenn es nicht so traurig wäre. Oder um es mit den Worten unserer Redaktionsleiterin Silvia Follmann zu sagen: „Im nächsten Leben werde ich Vater.” Viel schöner wäre es allerdings, wenn Care-Arbeit endlich fair aufgeteilt werden würde. Die Feminist*innen, die sich dafür einsetzen, hätten übrigens mal wieder einen Preis verdient.

Update:

Insa Thiele-Eich hat sich bei uns gemeldet, um mit uns über die Hintergründe des Preises zu sprechen. Anders als die Berichterstattung des WDR vermuten lässt, hat Daniel Eich den Preis, laut der Astronautin, nicht dafür bekommen, dass er bereit ist Elternzeit zu nehmen, wenn sie 2020 für eine zwei-wöchige Mission ins All geht, sondern für die gleichberechtigte Elternschaft, die die beiden seit neun Jahren führen. Und auch wenn Thiele-Eich und ihr Mann hoffen, dass es so einen Preis in 10 Jahren – genau wie eine Initiative um die erste deutsche Frau ins All zu schicken – nicht mehr braucht, haben sich die beiden, nach intensiver Diskussion, dazu entschieden, den Preis anzunehmen, um einem Elternschaftsmodell mehr Sichtbarkeit zu verschaffen, das für sie völlig normal ist, leider aber immer noch eher als Ausnahme gilt. Und da können wir uns nur anschließen.

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