Warum es mutig und wichtig ist, seinen eigenen Weg zu gehen, egal was andere sagen – damit beschäftigt sich Stefanie Luxat in ihrem Porträt über Verena Pausder für den Newsletter von She’s Mercedes.
Am Ende kommt doch vieles so, wie es soll
Foto: Dennis Dirksen
Eines Abends steht er vor ihr und verkündet, er würde jetzt sofort nach München zu seiner neuen Freundin ziehen. Ohne Vorwarnung. Es ist Freitagabend. Verena Pausder schreibt trotz Schock übers Wochenende eine Rede an ihre 60 Mitarbeiter in Berlin und versucht sie Montagfrüh zu halten. Doch außer sehr vielen Tränen und herzzerreißendem Schluchzen bekommt sie nicht viel raus. Bis auf: „Wenn ihr mir helfen wollt, ich euch leid tue, dann macht euren Job gerade bitte einfach extra gut.“
Zum Stillen nach Hause rennen
Foto: Dennis Dirksen
Ihre Kinder gehen morgens früh in die Schule und Kita, nachmittags kümmern sich die Nannies, in Krankheitsfällen übernimmt gleich morgens eine von ihnen. Sie machen auch Besorgungen, die Wäsche, beziehen die Betten neu und erledigen mit den Kindern die Hausaufgaben. Verena Pausder verlässt um Punkt 17.55 Uhr ihr Büro, damit sie kurz nach sechs zum Abendbrot Zuhause sein kann: „Das ist mir heilig. Das mache ich, weil ich es möchte, nicht, weil ich es muss.“ Hat sie manchmal ein schlechtes Gewissen? „Nein, habe ich tatsächlich nicht. Mein Selbstbild ist auch nicht, dass ich meine Kinder nicht sehe. Ich bin morgens mit ihnen zwei Stunden zusammen und abends noch mal drei Stunden, das finde ich ganz schön viel.“
Foto: Dennis Dirksen
Was man von inspirierenden Frauen lernen kann
Es wäre jetzt ganz einfach, Verena Pausder in eine Schublade zu stecken und damit die hochkommenden neidischen Gefühle wegzuschieben. Oder, und das halte ich für tausendmal schlauer, einfach zu schauen, wie man das, was einen an ihrem Lebensstil fasziniert, ins eigene Leben überträgt. In dem Maß, das sich für einen selbst gut anfühlt. Und wenn man ein anderes Lebenskonzept verfolgt, das von ihr vielleicht nicht nachvollziehen kann, es nicht zu verurteilen. Sondern sie und sich selbst sein zu lassen.
Am Ende des Tages sitzen wir zusammen in ihrer V- Klasse, Verena fährt, wir sammeln ihre Familie ein, es entsteht etwas Zeitdruck und ich merke: Egal wie viel Geld man hat oder wie viele Nannies – wir kommen doch alle in die gleichen Situationen. Verenas Söhne wollen übers Wochenende nach Hamburg, ihren Patenonkel besuchen, und müssen pünktlich zum Bahnhof. Ihre kleine Tochter quengelt, weil sie nicht parallel entertaint wird, der Gatte ist mürrisch, weil ihn im Job etwas nervt. Wir müssen noch mal nach Hause, weil sie den Buggy vergessen hat und dann ruft der Patenonkel auch noch an, dass etwas schief geht mit dem Wochenende. Verena lacht mich an und sagt: „Der normale Wahnsinn.“ Der ganz normale Wahnsinn, wie wir ihn alle kennen.
Drei Tipps von Verena Pausder, wie man das Muttersein und Karriere machen unter einen Hut bekommt
1. Suche dir eine sehr gute Vertretung.
Es ist total hilfreich, wenn man weiß, dass Zuhause jemand die Kinder betreut, der das gleiche Wertesystem hat, der einen sehr gut kennt und an einer langen Beziehung interessiert ist. Dann kann man mit einem sehr guten Gefühl ins Büro gehen. Ich selbst bin mit Au-Pairs aufgewachsen. Das war ein ständiger Wechsel, was gut war, wenn ich jemanden nicht mochte, aber furchtbar, wenn ich jemanden lieb gewonnen hatte.
2. Finde klare Lösungen, setze nicht auf Flickenteppiche.
Damit meine ich: nimm nicht eine Babysitterin, die nur mittwochs kann, dann noch für Donnerstag die Nachbarin und Freitag hat noch eine Freundin Zeit. So ein Flickenteppich an Betreuung fliegt einem auf Dauer um die Ohren. Setz dich lieber ein Mal hin, überlege dir: wie will ich arbeiten? Und gebe für die Kinderbetreuung Geld aus. Das ist ja nicht für immer nötig, nur für die ersten Jahre.
3. Gehe Vollzeit zurück in deinen Job.
Die meisten Teilzeit-Mütter arbeiten wie eine Vollzeit-Kraft, werden nur nicht dafür bezahlt. Das möchte ich unbedingt ändern. Sonst haben die Frauen natürlich kein Geld für Kinderbetreuung und der Hund beißt sich in den Schwanz. Wenn nur Teilzeit möglich ist, investiere dein Gehalt trotzdem in Kinderbetreuung, damit du im Job am Ball bleiben kannst. Es wird sich später auszahlen.
Die tollsten Frauen in dein Postfach
Frauen, die uns nachhaltig inspirieren und eine wichtige Rolle in unserem Leben einnehmen, treten manchmal ganz unverhofft in unser Leben, auch wenn sie nicht Teil der Familie oder des engen Freund*innenkreises sind. Im neuen Newsletter von She’s Mercedes porträtieren Jessie von Journelles, Stefanie von Ohhh…Mhhh und wir von EDITION F abwechselnd genau solche Frauen, die uns im Kopf bleiben und deren Geschichten gehört werden wollen. Den neuen She’s Mercedes Newsletter bekommst du monatlich – und unter diesem Link kannst du dich anmelden.