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Wir brauchen eine neue, feministische Definition von einer „guten Beziehung”

Autor*in
Melanie Fankhänel

Das gesellschaftliche Bild einer guten Beziehung hat viele Fehler, findet unsere Community-Autorin. Aber deshalb aus Protest Single bleiben hält sie für den falschen Weg. Sie fordert: Lasst uns gute Beziehungen neu definieren!

Rund um den Valentinstag ploppten eine Menge Artikel rund ums Singlesein in meiner feministischen Filterblase auf. Texte darüber, dass es toll ist, Single zu sein, dass es großartig ist, frei zu sein und sich nicht vom Patriarchat einlullen zu lassen, dass mit einer Partnerschaft auch immer der soziale Druck aufkommt. Der Druck Kinder zu bekommen, zu heiraten, sich um den Mann, den Haushalt und alles, was damit zusammenhängt, zu kümmern.

Das waren alles kluge Posts, von klugen Frauen. Mit jeder Menge kluger Gedanken. Und ich bin mir sicher, dass sie im Kern mit ihrer Kritik daran, was eine Partnerschaft für viele heterosexuelle Frauen bedeutet, recht haben: Der vermeintliche Wunsch, dass der Partner einem Sicherheit (ob nun im finanziellen Sinne oder irgendwie anders) bietet und man im Gegenzug dafür den „Caring“-Part in der Beziehung übernimmt.

Dabei stimme ich mit ihnen überein. Aber ich glaube nicht daran, dass es deshalb der richtige Weg ist, aus Protest Single zu bleiben und sich all den Chancen zu verwehren, die eine Beziehung mit sich bringen kann.

Wir müssen Beziehungskonstrukte in Frage stellen, damit sie sich ändern

Anstatt zu wettern, dass die Männer unserer Generation so erzogen wurden, dass sie von uns Frauen erwarten, dass wir uns kümmern und der schöne und schwache Teil der Beziehung sind, sollten wir die Chance erkennen, es anders zu machen. Wir können Umdenken und unserem Umfeld zeigen, dass Beziehungen auch anders aussehen können. Dass man in einer liebevollen Beziehung, gleichberechtigt sein kann. Auch mit einem Mann, der vielleicht anders erzogen wurde, der (noch) keine feministische Einstellung hat.

Sollte es nicht unsere Aufgabe sein, in die Welt herauszutragen, wie eine moderne Beziehung aussehen kann und muss? Sollten wir nicht lieber ein neues Bild von Beziehung prägen, anstatt aufzuhören zu daten und aus Protest Single zu sein, weil das System und die Vorstellung, die hinter einer romantischen Beziehung stecken, von der Gesellschaft falsch geprägt sind?

Ich glaube nicht an die ewig währende Liebe. Ich glaube, dass Lebensmodelle abseits der Monogamie zeitgemäß und für viele Menschen der richtige Weg sein können. Aber ich glaube eben nicht daran, dass man sich selbst aus Protest einen liebevollen Partner verwehren sollte, mit dem man eine tolle Zeit haben kann – nur weil man das System dahinter verabscheut.

Liebe Single-Frauen: Datet weiterhin. Da draußen gibt es tolle Männer, die euch zu schätzen wissen. Und zeigt mit euren Beziehungen, wie auch immer ihr diese gestaltet, ganz unbedingt, wie vielfältig und frei Beziehungen gestaltet werden  können. Steht dafür ein, dass es Wege einer liebevollen Partnerschaft abseits dessen gibt, was unsere Eltern und Großeltern vielleicht noch unter einer Beziehung verstanden haben. Nur wenn wir diese Botschaft in die Welt hinaustragen, wird sich langfristig etwas am Denken vieler ändern können.

und trotzdem: Ich möchte niemandem absprechen, dass er als Single nicht glücklich sein kann. Ich glaube nur nicht, dass es etwas am System und am Denken der anderen ändert, wenn man sich aus Protest einer Partnerschaft verwehrt.

Der Beitrag ist bereits auf Melanies Blog erschienen. Wir freuen uns, dass sie ihn auch hier veröffentlicht.

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