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Hörst du mir eigentlich zu? 10 Tipps für gute Gespräche auf Augenhöhe

Okay, Gespräche von Angesicht zu Angesicht werden dank E-Mails und Social Media weniger, aber müssen sie gleichzeitig auch schlechter werden? Radio-Host Celeste Hadlee verrät in einem spannenden Ted Talk, worauf es bei einer respektvollen Kommunikation ankommt.

Im Gespräch und in Gedanken woanders

Man redet und redet, erzählt von seinem Tag und fünf Minuten später kommt eine Frage, die mit dem Erzählten schon längst beantwortet ist. Ähm, hallo, wo bist du mit deinen Gedanken gerade? Hörst du mir eigentlich zu?

Misslungene Konversationen wie diese kommen gefühlt immer häufiger vor. Dabei könnte es im 21. Jahrhundert keine wichtigere Kompetenz geben als die, unserem Gegenüber seine vollste Aufmerksamkeit zu schenken, die vielen Gedanken und spontanen Ideen für einen Moment auf stumm zu schalten und das Smartphone zur Seite zu legen. Auch oder gerade dann, wenn wir uns mit Menschen außerhalb unserer Filter Bubble unterhalten oder über Themen sprechen, die wir für uns als weniger relevant empfinden. Konversation ist Konversation und sollte mit Respekt behandelt werden.

Das findet auch Celeste Hadlee, Journalistin und Radio-Host. Als Expertin für Interviews, stellte sie in ihrem Ted Talk zehn Regeln auf, die Unterhaltungen garantiert besser machen:

1. Vermeide Multitasking.

Sobald du in ein Gespräch verwickelt bist, schuldest du deinem Gesprächspartner gedanklich präsent zu sein und nicht innerlich schon das Abendessen zu planen oder deine Tageserlebnisse zu verarbeiten. Wenn du keine Lust auf das Gespräch hast, dann verabschiede dich, aber sei nicht halb dabei und halb raus.

2. Rede dich nicht in Rage.

Dein Gesprächspartner will keine Monologe hören, die nur dazu dienen, eine negative Grundstimmung zu verbreiten. Du solltest jedes Gespräch mit dem Glauben beginnen, in den nächsten Minuten etwas Neues lernen zu können. Lass dein Gegenüber daher zu Wort kommen und lass dich überraschen, was du zu hören bekommst. Oder um es mit Bill Nyes Worten zu sagen: „Jeder, den du jemals treffen wirst, wird etwas wissen, das du nicht weißt.“

3. Stell keine Ja- oder Nein-Fragen.

Den nächsten Tipp wenden auch Journalisten gerne an: Stell offene anstatt Suggestivfragen, die von deinem Gesprächspartner lediglich mit einem „Ja, das war traurig“ „Nein, das hat nicht lange gedauert“ beantwortet werden können. Dafür bieten sich etwa Fragen zu Gefühlen an oder der Wunsch, eine Situation beschrieben zu bekommen. So wirst du mit Sicherheit viel spannendere Antworten erhalten.

4. Nutz den Flow.

Es ist völlig natürlich, dass dir während des Gesprächs Gedanken und Ideen in den Sinn kommen werden, die mit dem Gespräch nicht in einem direkten Zusammenhang stehen. Lass sie kommen, behalte sie für dich und lass sie wieder gehen. Denn solange sie zur Unterhaltung keinen Beitrag leisten, haben sie dort nichts zu suchen.

5. Gib dein Unwissen zu.

Wir kennen diese Situation alle: dein Gegenüber spricht über ein Thema oder eine Person, die dir nicht bekannt ist. Scheu dich nicht und sag gleich, wie es ist, anstatt eine Ahnung vorzutäuschen, die dich am Ende nur in Erklärungsnot bringen wird. Deine Unwissenheit stellt dich nicht bloß, sondern macht dich sympathisch. Auch hier kommt wieder Nyes Satz ins Spiel: „Jeder, den du treffen wirst, wird etwas wissen, das du nicht weißt.“ Daher: Du kannst nicht alles wissen.

6. Setze deine Erfahrungen niemals mit den Erfahrungen deines Gesprächspartners gleich.

Heißt: Wenn er dir von seinem Ärger auf der Arbeit erzählt oder auch von dem Verlust eines Familienmitglieds, dann erzähl ihm nicht sofort von deinem Ärger und deinen Verlusten. Denn es ist nie das Gleiche – und vor allem geht es hier nicht um dich. Stell daher deine Bedürfniss, jetzt von dir zu erzählen, für eine Weile hinten an und sei für dein Gegenüber da.

7. Wiederhole dich nicht ständig.

Dazu tendieren wir gerne dann, wenn wir unseren Standpunkt deutlich machen wollen, beispielsweise im Gespräch mit unseren Kindern oder in einem Meeting auf der Arbeit. Sprich lieber aus, wie wichtig dir das Anliegen ist, als es durch mehrfache Wiederholungen zu versuchen.

8. Verliere dich nicht in Details.

Den meisten geht es nicht um Namen oder Daten, die sie von dir erfahren – das ist ihnen egal. Nicht egal bist ihnen hingegen du. Anstatt irrelevante Details zu erfahren, wollen sie wissen, wer du bist, wie du bist und, was ihr vielleicht auch gemein habt.

9. Die letzte, aber allerwichtigste Regel von dieser Liste: Hör zu.

Denn nur, wenn du zuhörst, kannst du auch etwas Neues lernen, neue Menschen kennenlernen und vielleicht auch Gleichgesinnte finden. Hadlee führt zwei Gründe an, warum wir dazu tendieren, unserem Gegenüber nicht zuzuhören.

Erstens, hören wir uns gerne selbst reden. Denn solange wir reden, haben wir auch die Kontrolle und können ausschließlich über die Dinge reden, die uns interessieren. Und zweitens: wir lassen uns viel zu schnell ablenken. Laut Hadlee sagt eine Person durchschnittlich 225 Wörter pro Minute. Unser Gehirn kann jedoch 500 Wörter pro Minute verarbeiten, also füllt es die fehlenden 275 Wörter einfach selbst auf.

10. Und zuletzt: halte dich kurz.

Ein gutes Gespräch bietet nicht nur einem eine Bühne, sondern ist immer etwas, bei dem sich zwei (oder mehr) Menschen auf Augenhöhe begegnen.

Nur, wenn wir einander wirklich Aufmerksamkeit schenken und eine Unterhaltung  mit der Intention beginnen, das Gegenüber besser kennenlernen, vielleicht von ihm auch etwas Neues lernen, seinen Worten folgen und sie verstehen zu wollen, können wir von einer wirklich guten Unterhaltung sprechen. Oder wie Hadlee es ausdrückt:

,Be prepared to be amazed.‘

Hier könnt ihr euch den gesamten Ted Talk anschauen:

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