Foto: Mario Mancuso

Brief an meinen Vater: Wie kannst Du die alltägliche sexualisierte Gewalt gegen Frauen ignorieren?

Wie kann das sein: dass sich der eigene Vater nicht für die Demütigungen interessiert, denen Frauen durch sexuelle Übergriffe und Belästigungen jeden Tag ausgesetzt sind?

Als Vater warst du immer ein Maßstab für mich

Lieber Papa,

ich hab da auch noch ein paar geistige Einsichten fürs Alter für Dich!

Und eigentlich hatte ich die schon seit einiger Zeit geschrieben, aber mich nie getraut, sie abzuschicken. Aber das mache ich jetzt trotzdem, allein deshalb, weil Du als Vater so eine prägende Rolle für mich gespielt hast. Manchmal negativ, manchmal positiv. Trotzdem erscheint es mir oft so, als vertrittst Du in Bezug auf Frauen eine Position, die mich sehr traurig und oft sogar wütend macht.

Du weißt nicht was es bedeutet, als Frau zu leben

Weißt Du, Papa – Du bist ein Mann. Und Du bist ein Mann und Vater, den ich immer als sehr bewundernswert angesehen habe – gerade weil Du nicht so „langweilig“, spießig und asexuell bist, wie man so als Teenie seine „doofen“ Eltern wahrnimmt. Aber Du weißt auch nicht, was es bedeutet, als Frau zu leben. Und da hätte ich mir von Anfang an mehr Auseinandersetzung, Interesse und Empathie deinerseits gewünscht. Einfach allein deshalb, weil Du eine Tochter gezeugt hast und es Dich interessieren sollte, wie es Deiner Tochter tagtäglich in unserer Gesellschaft ergeht. Ich nehme Dir das noch nicht mal wirklich übel – Du als Mann bist qua Geschlecht nicht der gleichen Realität ausgesetzt wie ich, selbst hier, selbst jetzt und 2015. Vom Vater meines Kindes (falls es den irgendwann gibt) werde ich mir auf jeden Fall wünschen, dass er sich mit den unterschiedlichen Lebensbedingungen der Geschlechter auseinandersetzt. Ich erwarte eine ernsthafte intellektuelle und emotioale Auseinandersetzung mit den Unterschieden, die leider immer noch jeden Tag das Leben jeder Frau prägen.

Papa – dass Männer meine persönliche Freiheit eingeschränkt und mich belästigt haben, hat angefangen, als ich noch nicht mal Brüste hatte. 21 Jahre ist das her und es hat nie aufgehört. Ich habe die erste Szene noch heute so vor Augen, als wäre es gestern. Ich hatte mir mein erstes Kleid gekauft. Ich war zwölf, eher eine von den spät entwickelten und fand einfach nur das Muster schön, schwarzer Hahnentritt auf Mintgrün. Ich bin ganz stolz damit durch die Stadt gelaufen, mein erster eigener Einkauf! Ich quere die Weimarer Fußgängerzone (und ich sehe noch heute, 21 Jahre später, genau die Ecke vor mir) und drei mindestens 30-40-jährige Männer mustern mich von oben bis unten, aufdringlich langsam, von Fuß bis Kopf, bis einer zischt: „Wenn sie bloß ein bisschen älter wäre…“.

Ich habe das nicht verstanden damals, aber ich habe mich geekelt. Ich habe mich geekelt davor, dass sie mich mustern, mich ungefragt bewerten, mich behandeln, als wäre ich ein Stück Stoff. Ich die Ware, sie die Wählenden. Was das „wenn“ dann gewesen wäre, wurde offengelassen. Aber selbst mir, als naives zwölfjähriges Kind war klar, dass die unausgesprochenen drei Punkte etwas waren, was mich zum Objekt machte, was mir jede Entscheidungsmacht nahm; es etwas war, über das sie verfügten, was sie sich nehmen würden von mir, auch wenn ich das nicht wollte. Etwas, was mich bewertete und zu ihrem Lustobjekt machte (egal, wie eklig ich sie finde)  – nur, weil ich von der Schule nach Hause laufe. Nur, weil ich langsam vom Kind zur Frau werde. Ich kannte den Begriff Sex noch nicht mal.

Mein Wille zählt nicht

Mit 14 sehe ich einen ekligen, heruntergekommenen alten Mann in Weimar auf einer Parkbank liegen, die gegenüber der Wiese ist, auf der ich mich mit meinen Freundinnen nach der Schule oft getroffen haben. Er reibt sein Bein hoch und runter, bis er sich nass in seine Hose ergießt. Weil drei 13-jährige Schülerinnen auf dem Weg nach Hause sind.

Mit 16 dreht ein Mann durch, weil ich mich weigere, mich mit ihm zu unterhalten. Nach mehreren höflichen Ansagen, dass ich kein Interesse an ihm habe, drehe ich mich um und ignoriere ihn, unterhalte mich weiter mit meinen Freundinnen (ein Gespräch, das er vorher natürlich auch ungefragt unterbrochen hat). Es endet damit, dass er mich, als ich später den Schlosskeller verlasse, nach draußen verfolgt und mir minutenlang hinterherschreit, wie und  wo er mich ficken wird und wo er seinen Schwanz überall hineinsteckt. Ich habe diverse Beleidigungen zurückgeschrien, aber es war ihm egal. Mein Willen zählte nicht und ich habe mich noch Tage danach angeekelt und dreckig gefühlt.

Als ich 17 und mit meiner besten Freundin per Interrail in Frankreich und Spanien unterwegs war haben sich im Laufe der Reise mindestens drei Exhibitionisten vor uns entblößt, ein Mann auf dem Bahnhof im neben uns stehenden Zug hat sich ans Fenster gedrängt und sich einen runtergeholt. Wir waren Teenager mit Dreadlocks, weiten Hosen und labberigen T Shirts.

Auf Kursfahrt mit 18 sitzt ein Mann im Auto auf seinem Beifahrersitz, die Tür halb offen und holt sich einen runter. Ich ärgere mich bis heute, dass ich die Tür im Vorbeigehen nicht einfach zugetreten und ihm seine Eier eingeklemmt habe. Zwei Tage später waren wir mit fünf Mädchen unterwegs. Werden in einem dunklen Durchgang von acht Männern eingekreist. Eine Klassenkameradin schrie irgendwas auf türkisch und hat um sich geschlagen – nur deswegen kamen wir da raus.

Am nächsten Tag stürmen auf dem Nachhauseweg drei Männer auf uns zu, versuchen, mit Messern unsere Handtaschen loszuschneiden. Wir haben schnell geschaltet, geschlagen und geschrien. Lagen „nur“ auf dem Boden und kamen dann noch unbehelligt nach Hause.

Ich rannte durch London, bis meine Füße bluteten

Mit 19 wurde ich in London unter Drogen gesetzt. War depressiv aus Darmstadt geflüchtet und dachte, ein Ortswechsel hilft. Unsicher und bedürftig nach Bestätigung, hat mir jemand Bestätigung angeboten. Schön war er auch noch, sehr sogar. Für mich, die ich mich schon seit Jahren einfach nur hässlich, nicht liebenswert, zu dick, unsicher und eklig empfand (Ich wurde zur Frau. Und bin einer Diktatur an ästhetischen Normen ausgesetzt – was ich an anderen, zum Beispiel intellektuellen, Leistungen gebracht habe, war eh irrelevant), war das eine kleine Offenbarung. Bis ich merkte, dass ich mich nicht mehr bewegen kann.

Mein Körper nicht mehr gehorcht, meine Augen sich nicht mehr öffnen und meine Stimme versagt. Nicht, dass ich ihn vorher nicht gewollt hätte, aber das war schrecklich. Ich auf einem Hochbett, ein Mann über mir, fasst mich an, küsst mich, und ich versuche nur, weiter zu atmen und nicht das Bewusstsein zu verlieren. Ich war knapp 19. Irgendwann hat er mich gelassen, weil wir keine Kondome hatten (das zu artikulieren war ich mit letzter Kraft noch fähig) und ich lag da. Unsicher, ungeliebt, aber panisch genug, zu versuchen, um von diesem Hochbett runterzukommen. Ich hatte mit 17 in Darmstadt einmal Ecstasy genommen (sehr bewusst, mit Aufpasser-Freundinnen und Vitaminsaft) und hatte zum Glück eine ungefähre Ahnung, was mein Zustand bedeutete. So dumm das war, bin ich im Nachhinein dankbar dafür – ansonsten hätte ich meinen Zustand nicht verstanden und einfach nur gedacht, ich hätte den Verstand verloren.

Ich konnte mich nicht bewegen und nur der Umstand, dass ich mir ständig auf die Zähne biss, sagte mir, dass ich nicht verrückt, sondern unter Drogen gesetzt worden war. Ich bin ins Bad und habe mir den Finger in den Hals gesteckt, meine Pupillen waren so geweitet, dass meine Iris nicht mehr sichtbar war. Dann bin ich gerannt. Durch London, elf Stunden, bis meine Schuhe löchrig und durchgelaufen waren, meine Füße bluteten und ich am Trafalgar Square in einer Touristengruppe umgekippt bin. Als ich wieder fähig war, in eine U-Bahn zu steigen und zurück in meine Wohnung gefunden hatte, habe ich 20 Stunden geschlafen und geweint.

Das machthungrige Ideal der wehrlosen Kindfrau

Komischerweise ist es weniger geworden, seit ich in Berlin lebe. Ich bin ja auch älter geworden und entspreche weniger dem pädophilen und machthungrigen Ideal der wehrlosen, unschuldigen Kindfrau. In acht Jahren „Problemviertel“ Neukölln, in denen ich sehr oft alleine nachts unterwegs war, wurde mir „nur“ einmal an den Arsch gegriffen. Seit wir am Schlesischen Tor wohnen, „nur“ zwei Übergriffe von Männern, einmal um die Ecke inklusive sexueller Nötigung, einmal „nur“ das Handy geklaut mit ein bisschen Betatschen am Kottbusser Tor.

Und diesen Sommer „nur“ diverse Kommentare und zwei kaum volljährige Jungs, die mir im  Vorbeigehen mitten auf der Straße unter den Rock greifen. Also so richtig. Entspannt eigentlich.

Und das ist nur Deine Tochter. Das ist aber der Alltag so gut wie aller Mädchen und Frauen. Ich kenne keine einzige meiner Freundinnen, die bisher in ihrem Leben nicht von Männern belästigt, bedroht oder sogar missbraucht wurde. Mal im Ernst – was zur Hölle ist los mit Euch? Wir alle haben gelernt, Triebe zu kontrollieren – das nennt sich Zivilisation. Ich kacke auch nicht auf die Straße, nur weil ich jetzt gerade muss. Warum ist es nicht möglich, Männern beizubringen, dass ihr Sexualtrieb und der leider oft damit einher gehende Machtanspruch nicht in den öffentlichen Raum (eigentlich nirgendwohin) gehört? Und vor allem nichts ist, was man Frauen aufdrängt!

Die eigenen Grenzen werden nicht respektiert

Wir Frauen haben genau so ein Recht auf den öffentlichen Raum – darauf, uns unbehelligt und ohne Angst von A nach B zu bewegen. Egal, was wir anhaben und egal um welche Uhrzeit. Und trotzdem ist es der normale Alltag als Frau, dass die eigenen Grenzen nicht anerkannt werden. Bei jedem Fremden, den man auf der Straße nach dem Weg fragt, entschuldigt man sich vorher. Bei Frauen tun das Männer nicht. Sie kommentieren ungefragt mein Aussehen, meinen Körper, stellen sich an der Ampel um mich herum und wollen meine SMS mitlesen. Ich bin ein Objekt, das zu ihrer Unterhaltung auf den Straßen herumläuft.

Und diese Lust von Männern, die einen anwidern, die einem nicht gefallen, die man nie, wirklich niemals als Sexualpartner überhaupt jemals nur in Erwägung ziehen würde und die sich trotzdem deinen Körper als Lustobjekt und Wichsvorlage aneignen – obwohl du mehr oder weniger noch ein Kind und auch später rein rational völlig außerhalb jedweder sozialen Reichweite dieser Verlierer bist – diese Lust ist für eine Frau einfach nur ekelerregend und übergriffig.

Als das anfing, war ich noch nicht mal Frau, sondern ein Kind. Und es hat sich bis heute nicht wirklich geändert. Immer noch unangenehme Annäherungsversuche, immer noch ungefragte Bewertungen meiner selbst, selbst wenn ich nur kurz ungeschminkt und müde draußen Essen hole, immer noch Unbehagen im öffentlichen Raum und keine Chance, ihn so berechtigt und so angstfrei zu nutzen, wie Du als Mann es tust. Und ich bin tough und mittlerweile einiges gewohnt. Ich habe (zu) wenig Angst, ich weigere mich, mich einschränken zu lassen.

Wenn ich einen Wunsch an zukünftige Väter habe, ist es der, dass sie sich mit Soziologie, Feminismus und dem „oh so schlimmen“ Begriff Gender beschäftigen.

Jeder Mann hat doch Frauen in seinem Leben!

#yesallwomen auf Twitter ist Pflichtlektüre, für jeden Mann.

Google das, bitte. Vor allem für Dich als Vater einer Tochter und bitte mir zuliebe schnell und ausgiebig. Du hast eine Tochter! Wie kannst Du Dich nicht mit dem Thema auseinandersetzen? Das ist das, was ich nie verstehen werde an Euch Männern: Ihr alle habt Schwestern, Töchter, Freundinnen. Und wirklich jeder Mann hat mindestens eine Mutter. Jeder Mann hat Frauen in seinem Leben. Und trotzdem verhalten sich viele Männer uns Frauen gegenüber, als wären wir Freiwild. Und die Attitüde, die Männer Frauen gegenüber an den Tag legen, speist sich aus dem alltäglichen Sexismus, der sich in kleinen Dingen  äußert. Das ist die Kultur, die jeden Tag auf uns einprasselt und deswegen finde ich auch deinen James-Bond-Post von gestern nicht angebracht.

Frauen sind weder unzulässig als Bond Girl (was schon in sich eine absolut sexistische Figur ist), weil sie „alt“ sind ( < 30), noch sind sie als „Bikini“ eine Location. In jedem Bikini steckt eine Frau und die ist kein Deko-Objekt und mit „bisschen mehr Sonne“ und „Karibik“ in eine Reihe zu stellen.

Ich bin mehr als 50 Prozent der Weltbevölkerung und ich muss Angst haben, auf die Straße zu gehen. Ich wurde unter Drogen gesetzt, begrapscht, belästigt, bedroht. Mein Erscheinungsbild ist strikten Normen unterworfen, mein Verhalten im öffentlichen Raum meiner eigenen Sicherheit willen von Männern diktiert – Männern, die mir weder intellektuell noch sozial oder gesellschaftlich gewachsen sind und denen ich mich trotzdem um meiner eigenen Sicherheit willen beugen muss. Jegliche Abweichung, sei es positiv oder negativ, wird bewertet und kommentiert. Ich habe kein automatisches, selbstbestimmtes Recht auf das „Draußen“. Bewege mich in ihm, bin ich automatisch Objekt und zur Bewertung und Unterhaltung der Männer freigegeben.

Überlegst Du Dir bei 35 Grad, ob Du eine kurze Hose anziehst? Wahrscheinlich nicht. Ich überlege mir mittlerweile, ob ich mein luftiges kurzes Kleid anziehe, einfach weil es bequem ist und ich darin nicht schwitze, und lasse es dann doch, weil ich lieber unangenehm schwitze, als mir alle fünf Meter Kommentare über mein Aussehen anzuhören. „Schönes Kleid““ ist da noch eine echt dankbare Variante, „geile Titten“, „Ficken?“ oder fremde Hände an meinem Arsch sind die unangenehme Normalität.

Schon wenn ich mich morgens auf dem Weg zur Arbeit nur anziehe, muss ich über Männer nachdenken und wie ich ungestört an ihnen vorbeikomme. Ist der bequeme Pulli jetzt zu unsexy, das Sommerkleid zu sexy für den Job? Das ist doch absurd!

Ich soll bitte lächeln, zurückgrüßen, Nummer geben, mich über ein gezischtes „Geile Titten!“ freuen. Von hässlichen Losern, denen ich freiwillig noch nicht mal die Hand geben würde und Ekeltypen, die mir nicht im entferntesten das Wasser reichen können. Ich bin als Frau für alle Männer da, die sich zufällig gerade auf meinem Weg befinden. Ich habe verfügbar, höflich und auch noch dankbar für „Komplimente“ zu sein. Ich fahre Fahrrad und werde an der Kreuzung mit anzüglichen Kommentaren und Pfiffen bedacht – meine sehr deutlichen verbalen Ablehnungen werden ignoriert. Ampel für Ampel. Bis mein Freund aufholt und es unübersehbar ist, dass ich mit einem Mann unterwegs bin. Dann ist auf einmal Schluss und das Auto mit vier Männern darin zieht ab. Weil ein Mann da war. Keinesfalls, weil ich selber mehr als fünfmal laut, deutlich und zunehmend unfreundlich gesagt habe, dass sie abhauen sollen.

Mein Wille zählt nichts, ich als Frau bleibe Vergnügungsobjekt. Aber als „Besitz“ eines Mannes wird die Grenze dann doch anerkannt. Kannst Du Dir als Mann vorstellen, dass jeder Deiner Schritte im öffentlichen Raum von jemand kommentiert und bewertet wird? Von jemandem, der meist stärker ist als Du, von dem Angehörigen einer Gruppe, von der Du weißt, dass sie Dir und anderen Frauen immer wieder existenziell gefährlich wird? Männer haben Angst, bei Ablehnung ausgelacht werden, Frauen müssen leider davor Angst haben, dass sie vergewaltigt oder abgestochen werden. Als ich einem fetten ekligen Typen, der mich auf dem Heimweg auf dem Rad aufgefordert hat, ich solle doch lächeln, es würde schöner aussehen, geantwortet habe, er solle doch bitte erstmal abnehmen und lernen, sich besseran zuziehen, weil das auch schöner aussehen würde, hat er mich als Fotze und Hure  beschimpft und ist extrem aggressiv geworden.

Überlegst Du Dir, was Du im Notfall machst und läufst langsamer, nur, damit Du eine Gruppe von drei Männern auf Deinem Heimweg nicht einholst? Krallst schonmal den Schlüsselbund  zwischen die Finger? Und es ist arschkalt und hagelt und Du könntest viel schneller laufen, aber machst es nicht, damit Du nicht in die unangenehme und vielleicht bedrohliche Situation kommst, die drei Männer überholen zu müssen? Weil es gut sein kann, dass sie Dich im besten Fall unangenehm anmachen oder im schlechtesten begrapschen oder Schlimmeres? War mein Heimweg gerade. Hatte Hagel selbst in der Jacke, die hängt jetzt zum Trocknen auf der Heizung. Frauen haben einfach nicht das gleiche Recht auf öffentlichen Raum, auf monetäre Wertschätzung, auf Sicherheit und Respekt. Das ist leider und definitiv immer noch so.

Ich als Deine Tochter frage Dich – Wie kannst Du kein Feminist sein? Wie kannst Du nicht dafür eintreten, dass ich die gleichen Rechte habe wie jemand, der zufällig mit einem y Chromosom geboren wurde?

Having a dick doesn’t mean to be one!

Wie kannst Du Dich als Vater nicht mit dem Thema beschäftigen? Bevor Du jegliche Auseinandersetzung damit in süffisanten Posts als „Genderwahn“ abtust, erwarte ich gerade von dir eine fundierte und ernsthafte Auseinandersetzung damit – ich weiß nämlich ganz genau, wie schlau Du eigentlich bist! Du kannst so viel mehr! Dein Intellekt und die Offenheit gegenüber anderen Weltanschauungen war immer das, was Dich für mich besonders gemacht hat und warum ich Dich bewundert habe.

Also bitte enttäusche mich da jetzt nicht – viele andere „Familien-Erinnerungen“ haben wir nicht und diese positive Perspektive auf meinen Vater würde ich sehr gerne beibehalten. Und um mehr als eine offene Auseinandersetzung geht es mir auch nicht. Ich hasse weder Männer, noch Sex, noch trage ich kurze Haare und Armyhosen. Aber ich trage Deine Gene in mir. Du kennst mich, du bist stolz auf mich und willst bestimmt wie alle Eltern nur das Beste für mich. Und ich bin halt ein Mädchen geworden, Deine Tochter.

Also setze Dich bitte mir zuliebe damit auseinander, was es bedeutet, hier und jetzt eine Frau zu sein. Du hast immerhin eine geschaffen. Du hast eine Tochter, und das für immer – egal, ob Du willst oder nicht. In dem Moment, in dem Du mich gezeugt hast, hast Du Verantwortung übernommen. Und als Vater Verantwortung für eine Tochter zu übernehmen, heißt auch, sich mit den eigenen Geschlechterstereotypen und der aktuellen Situation auseinanderzusetzen.

Having a dick doesn’t mean to be one.

In Liebe,

Deine Tochter

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