In ihrer Twentysomething-Kolumne schreibt Silvia über alles, was ihr gerade durch den Kopf geht. Und diese Woche über die Sache mit den Junggesellinnenabschieden.
Bauchladen mit Kondomen: Ein Traum für jede werdende Braut
S o, da steht man auf einmal in einem Pulk betrunkener Frauen auf der Straße, hat eine Scherpe an, auf der jedem die Beziehung zur Braut (erkennbar an Krone, Schleier – hier kommen manchmal auch Dinge durcheinander – und Tüllrock für 2,80 Euro aus dem Handy- und Gedöns-Shop) mitgeteilt wird, reicht der Prinzessin für Arme den Bauchladen und erklärt ihr, dass sie nun den Abend über Schnäpse und Kondome unter das Volk bringen muss. Yay! Junggesellinnenabschied!
Aber mal ehrlich Leute, sieht so ein gelungener JGA aus? Ich hege Zweifel – und möchte ganz frei sagen, ich würde jeden ausladen, der mir das antun würde. Und wenn ich dann die Tür wieder zugeschlagen hätte, würde ich mir selbstredend jeden der kleinen Schnäpse alleine reinziehen. Und bevor ich dann in einen komatösen Schlaf fallen würde, der mich diese desolate Situation vergessen ließe, wäre ich unfassbar traurig. Traurig, dass offensichtlich keine meiner Freundinnen weiß, wie man einen guten Abend in trauter Runde verbringt. Wieso tun wir uns das gegenseitig an? Wieso nur? Ist das wirklich lustig? Und wo ist Amnesty International, wenn das passiert? Warum schauen alle weg und schweigen?
All die Trauergestalten aka werdenden Bräute
Ich weiß nicht, wie viele traurige Sonnenblumen, Feen, Prinzessinnen und Bob der Baumeisterinnen ich in in den letzten Jahren gesehen habe. Und sie alle waren schwer betrunken. Zu Recht. Hier müssen endlich Regeln her! Und versteht mich nicht falsch: Wenn eine Freundin von mir, warum auch immer, auf diesen Quatsch steht, dann mache ich da mit. Und zwar ohne eine Fluppe zu ziehen. Denn das ist die erste Regel: An einem JGA haben wir alle Spaß. Alle! Denn an diesem Tag beginnt quasi die Hochzeit der Braut-to-be und das will ihr keiner versauen. Aber warum machen wir nicht gleich einen schönes Ereignis daraus? Denn es ist doch eigentlich ziemlich easy, einen tollen, besonderen Tag miteinander zu verbringen.
Das muss noch nicht mal die Welt kosten. Denn mal ehrlich, ein Junggessellinnenabschied, der so viel löhnt wie eine Kreuzfahrt unter Palmen? Das ist noch so eine Unart, die sich dann unter allen Bauchladen-Unwilligen eingeschlichen hat. Quasi zeitgleich mit Kindergeburtstagen, auf denen ein privater Auftritt von Peter Maffay samt Tabaluga Standard sind. Als müsse man mit Geld gut machen, was wir mit Bauchläden und Kastanien-Tieren in der Vergangenheit erlebt haben. Wir ham’s ja! Nun, aber manche eben auch nicht. Und das braucht es auch gar nicht.
Wirklich schöne Ideen für einen JGA? Kein Problem!
Nein, ein schöner Tag, der tolle Erinnerungen produziert, das muss ja gar nicht viel kosten. Wie wäre es denn, mit einem Picknick im Park, bei dem später bei Kerzenschein gemeinsam die Lieblingsmusik durchgegrölt wird. Wie wäre es mit einer Floßfahrt über einen See, bei der man sich in der Sonne aalen und schwimmen kann, bis die Haut ganz schrumpelig wird? Wie wäre es mit einer Radtour durchs Grüne, bei der man sich gegenseitig Blumenkränze flicht oder sich von mir aus auch eimerweise Bier reinschüttet, bis jeder Grashalm am Wegesrand ein Wunder der Natur ist? Wie wäre es mit einem Konzert von einem Künstler, den sie schon immer mal live sehen wollte? Wie wäre es mit einem Billigflieger nach Barcelona zu düsen, leckere Tapas zu essen und am Strand zu feiern, bis der erste Flieger wieder zurückgeht? Wie wäre es mit einem Abend in Jogginghose und allem, was der Filmgiftschrank zu bieten hat? Wie wäre es mit einem Tag am Meer, auf dem Berg oder was auch gerade bei euch um die Ecke ist? Wie wäre es, ihr überrascht sie einfach, sagt ihr, sie soll sich was Schönes anziehen, macht euch selbst schick und geht richtig, richtig gut essen? Warum muss immer was „Verrücktes“ dabei sein, dass dann doch nur Mist ist?
Ja, bin ich denn die einzige, die daran verzweifelt? Liebe Freundinnen, seid gnädig mit mir, sollte es zum Äußersten kommen – denn sonst bin ich es auch nicht mit euch. Und allen, die daran Spaß haben: Ich werde mitmachen und mir das netteste Lächeln abzwingen, dass ich aufzubringen habe. Aber, falls mich jemand fragt: Ich wäre für die schöne Variante.
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