Foto: Karsten Thormaehlen

So schön und fast 100! Diese Fotoserie zeigt die Anmut alter Frauen

Sportler*innen, Unternehmensgründer*innen, Models – und alle im Rentenalter. Es gibt unglaublich viele Menschen, die beweisen, dass man keine Angst vor dem Alter haben muss und es viele Möglichkeiten gibt, sein Leben immer aufregend und bunt zu gestalten. Das zeigen die Fotos von Karsten Thormaehlen.

Es geht immer noch was

Es gibt viele Klischees über das Altsein: Man sei unbeweglich, vergesslich, die Welt in der man lebt sei grau und die Möglichkeiten begrenzt. Wer das denkt, der hat sich geirrt. Es gibt viele Menschen, die im hohen Alter erst richtig loslegen und das Gegenteil beweisen. Sie widerlegen die Klischees und zeigen, wie man sein Leben richtig auskostet. Manche von ihnen gründen Unternehmen, andere werden mit 103 Jahren Model und wieder andere starten mit ihrer künstlerische Karriere erst so richtig durch. Sie alle haben nicht nur ihr hohes Alter gemeinsam, sondern standen auch vor der Linse des Fotografen Karsten Thormaehlen.

Karsten Thormaehlen hat das erste Mal vor über zehn Jahren Frauen und Männer im Alter von über hundert Jahren fotografiert, es entstand das Buch „Jahrhundertmensch“. Seitdem fotografiert er immer wieder Menschen im hohen Alter und hat dabei zwar ungeschulte, aber vor allem außergewöhnliche Models vor der Kamera. „Jede*r von ihnen hat über hundert Jahre gelebt. Da sind so viele Dinge und Details passiert, die sehr beeindruckend sind“, so der Fotograf. In seinem jüngsten Buch „100 Jahre Lebensglück: Weisheit, Liebe, Lachen“ findet man über 50 Personen, die über ihr langes Leben mit Höhen und Tiefen, Gesundheit, Liebe und Glück reden. Sein neustes Projekt beschäftigt sich mit Menschen, die anstatt ihre Rente zu genießen, Unternehmen gründen und leiten.

Für viele Menschen ist er weit gereist, um sie auf der ganzen Welt zu treffen, zu fotografieren und so ihre einzigartigen Gesichter und Geschichten einzufangen. 2015 besuchte er das Ehepaar Betty und Morrie Markoff in den USA. Sie sind seit 79 Jahren verheiratet, Betty ist 101 Jahre alt und Morrie 104. Anders als man sich vielleicht vorstellt, sitzen sie nicht den ganzen Tag auf der Veranda und spielen Karten. Ganz im Gegenteil: Morrie, gelernter Klempner, hat angefangen Kunst zu machen, widmet sich der Fotografie und schrieb mit Barack Obama über die Waffenpolitik der USA.

Im hohen Alter ist man immer noch man selbst

Aber wie schafft man es, so lange zu leben und fit zu bleiben? Dazu gibt es viele verschiedene Theorien, aber das eine Erfolgsrezept, die eine Faustregel oder ein tägliches Ritual gibt es nicht. Aber man muss es ja auch nicht über hundert schaffen – auch mit 80 kann man seine freie Zeit in vollen Zügen genießen. Dies beweist das Fotoprojekt von Karsten Thormaehlen, bei dem er Damen im Alter von 82 bis 97 ablichtet und zeigt, wie sie sind und sich selber sehen. Das Projekt heißt „Anmut – Die Schönheit des Alters“. Wir zeigen euch hier einige Bilder der Reihe.

Ursula Benz (96)

Foto: Karsten Thormaehlen

„Lesen kann ich noch. Das tue ich mit Leidenschaft. Gern Belletristik, aber in der Hauptsache Sachbücher, die Philosophen, aber auch schon mal etwas über Quantenphysik und dann die ganzen Bücher von Däniken.“

Sibylle Birnstiel (86)

Foto: Karsten Thormaehlen

„Mich interessieren Themen wie Politik und Geschichte, das waren auch meine Schulfächer als Lehrerin — neben Englisch und Deutsch. Und ich gehe täglich walken — so richtig stramm, eine Dreiviertelstunde lang. Man muss einfach mit allen Mitteln gegen die Altersmüdigkeit angehen. Mit vielen Aktivitäten, aber auch mit der Einstellung, jeden Tag zu genießen.“

Helga Englisch (95)

Foto: Karsten Thormaehlen

„Noch heute ist der Friseur beeindruckt, dass man in meinem Alter noch so viele Haare auf dem Kopf haben kann — dabei ist das bloß noch die Hälfte.“

Hiltrud von Mühlen (97)

Foto: Karsten Thormaehlen

(Hiltrud von Mühlen wurde an einem anderen Tag fotografiert und nicht interviewt. Daher gibt es von ihr leider kein Statement.)

Die Bilder zeigen Frauen, die keinesfalls wirken als hätten sie ein graues, eingestaubtes Leben und die besten Jahre seien vorbei. Im Gegenteil: Man sieht Frauen, die vor Lebensfreude strahlen und Spaß haben, vor der Kamera zu stehen. Sie tragen alle selbst gewählte Kleidung in der sie sich wohlfühlen und ihren Charakter, ihren über Jahrzehnte entwickelten Stil, widerspiegeln. Keine Retusche im Nachhinein, keine Falte weniger. „Die Menschen sehen auf den Bildern so alt aus wie sind: Sie werden im Computer per Bildbearbeitung weder jünger noch älter gemacht“, betont Karsten Thormaehlen. Hierbei wird kein Gedanke daran verschwendet, dass Mode für junge Menschen sei. Die Intention des Projekts war es zu zeigen, was ältere Leute aus sich herausholen, wenn man sie nur lässt. Und das Ergebnis zeigt farben- und lebensfrohe Frauen. Also weg mit den Klischees übers Altsein!

Was die Bilder uns erzählen

Hinter allen Bildern von Karsten Thormaehlen steckt mehr als nur zu zeigen, dass es ältere Menschen gibt, die ihr Leben kreativ und aufregend gestalten. „Ich möchte in erster Linie Mut machen und den Betrachtern die Angst vorm Altern nehmen. Ich möchte zeigen, dass jede Lebensphase Tiefen und Höhen hat.“ Und das ist ihm mit seinen Bilderstrecken gelungen. Sie zeigen uns, dass hohes Alter nicht bedeutet, auf moderne Kleidung verzichten zu müssen, dass man fit und sportlich, sich völlig neu entdecken und seine Zeit für alles, was einem in den Sinn kommt nutzen kann. Natürlich handelt es sich hierbei nicht um Schönmalerei. Der Fotograf ist sich durchaus bewusst, dass mit dem Alter auch Einschränkungen und Hürden kommen. Doch jeder Nachteil, hat auch einen Vorteil: Mit so vielen Jahren Erfahrung weiß man, wie man mit Problemen umgeht und trotzdem positiv weitermacht. Damit können die Bilder Jüngere inspirieren und ihnen die Vorzüge des Altseins zeigen.

Wenn man eins aus von älteren Generationen lernen kann, dann dass alt sein nicht gleich alt sein heißt. Das Leben bietet so viele Möglichkeiten und Facetten und hört nie auf bunt zu sein. Es gibt natürlich kein Rezept, wie man gesund und munter altert – aber es ist vermutlich auch viel mehr einem selbst überlassen wie man sich seiner Zukunft stellt und diese gestalten möchte. Dabei darf man sich vor allem nicht von Gedanken abhalten lassen, man sei zu alt. Auch Karsten Thormaehlen sagt „Man ist nie zu alt, egal für was.“

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