Hochsensible Menschen nehmen die Welt um sich herum anders wahr. Wenn du diese Eigenschaften von dir kennst, beschreibt dich der Begriff vielleicht.
Wahrnehmungen gehen tiefer
Hochsensibilität wird als Eigenschaft von Menschen beschrieben, die empfindlicher als andere auf äußere Reize und emotional stark auf ihre Umwelt reagieren. Der Begriff wurde erst in den 90er-Jahren von dem Psychologenpaar Elaine und Arthur Aron etabliert, die auch eine Skala entwickelt haben, um eine Person als hochsensibel einzustufen. Die neurologische Forschung zu diesem Phänomen steckt noch in den Kinderschuhen, weshalb das Wissen über hochsensible Personen kaum verbreitet ist – und ebensolche Menschen oft gar nicht erst wissen, was sie besonders macht. Wissenschaftler vermuten jedoch, dass etwa 15 bis 20 Prozent der Bevölkerung sensibler als andere auf Reize reagieren.
Wir stellen euch – angelehnt an die „Highly Sensitive Person Scale“ – neun Dinge vor, die bei hochsensiblen Menschen auftreten können. Wenn ihr mehr wissen möchtet: unsere Community-Autorin Marion Lili Wagner hat bei EDITION F schon mehrere Texte über ihr Leben als Hochsensible geschrieben.
1. Sie fühlen sich in lauten Umgebungen unwohl
Großraumbüro oder Festival? Da hochsensible Menschen stärker als andere auf Geräusche, visuelle Reize, Gerüche und das Treiben um sie herum ansprechen, arbeiten sie in ruhigen Arbeitsumgebungen besser als in einer offenen Bürosituation.
2. Sie fühlen sich schneller überfordert, wenn viele Aufgaben anstehen
Hochsensible Menschen empfinden stärkeren Druck, wenn die To-Do’s sich türmen. Ihr Stress-Level erhöht sich dann messbar und sie werden unruhig – obwohl sie wissen, dass sie die nötigen Fähigkeiten haben, die Aufgaben zu bewältigen.
3. Sie werden „hangry“
Kennt ihr den Begriff? Der Anglizismus ist aus den Worten „angry“ (wütend) und „hungry“ (hungrig) zusammengesetzt. Er beschreibt den Zustand, dass man bei Hunger stärker reizbar ist und die Stimmung sich nach dem Essen wieder ausgleicht. Menschen, die darum wissen, kennen sicherlich auch den Spruch: „I’m sorry for what I said when I was hangry.“
4. Es macht sie nervös, beobachtet zu werden
Kennst du das? Jemand steht hinter dir, während du am Computer sitzt, und du kannst keinen klaren Gedanken mehr fassen? Wiederum anderen Menschen macht es gar nichts aus, wenn sie jemand beim Arbeiten beobachtet, Hochsensible jedoch mögen öffentliches Arbeiten, zum Beispiel auch Präsentationen, weniger gern. Sie können am besten arbeiten, wenn sie Privatsphäre haben.
5. Sie werden als ,Zuhörer’ wahrgenommen
Hochsensible Menschen werden von anderen oft als Zuhörer ausgewählt, wenn es um Probleme oder persönliche Dinge geht. Das liegt unter anderem daran, dass sie sich gut in andere einfühlen können.
6. Sie erkennen, wenn andere sich unwohl fühlen
Neben ihren eigenen Empfindungen nehmen Hochsensible sehr gut wahr, wie andere Menschen sich fühlen. Sie erkennen, wenn einer anderen Person vielleicht die Musik zu laut ist oder nehmen wahr, wenn jemand traurig ist, obwohl die Person versucht, es zu überspielen. Sie sind also besonders empathisch.
7. Sie brauchen Ruhe, um neue Energie zu tanken
Entspannung kann für jeden etwas ganz Unterschiedliches bedeuten. Nach einem Tag mit vielen Aktivitäten entspannen Hochsensible jedoch nicht bei einem Treffen mit vielen Freunden, sondern eher Zuhause bei einem Date mit sich ganz allein.
8. Sie sind geräuschempfindlich
Hochsensible meiden Umgebungen, die laut sind und können sich weniger gut konzentrieren, wenn beispielsweise Kollegen um sie herum reden. Oft fühlen sich auch laute Geräusche für sie unangenehm an und sie genießen Musik lieber leise über eine Stereoanlage, als auf einem Konzert.
9. Sie mögen keine Gewaltdarstellung
Horrorfilme oder Video-Spiele, in denen Gewalt angewendet wird, genießen Hochsensible nicht. Die fiktive Darstellung geht ihnen näher als anderen.
10. Kunst bewegt sie
Hochsensible Menschen reagieren besonders stark auf Kunst – sei es ein Konzert oder der Besuch in einem Kunstmuseum. Schon das Betrachten von kreativen Arbeiten aktiviert ihre Emotionen und lässt sie niemals kalt.
Hast du bestimmte Verhaltensweisen bei dir wiedererkannt? Hochsensibilität ist keine Störung, die einer Behandlung bedarf. Es bedeutet schlicht, dass du Reize tiefer verarbeitest als andere Menschen. Diese Persönlichkeitseigenschaft hat viele gute Seiten, wie eben der empathische Blick auf andere, ein Auge für Details, Gewissenhaftigkeit und eine gute Intuition. Das Wissen über Hochsensibilität kann dir helfen, deine Verhaltensweisen oder die hochsensibler Mitmenschen besser zu verstehen und deinen Alltag oder dein Berufsleben ein wenig anders zu organisieren, wenn du dich dann wohler fühlst.
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