Foto: Matheus Bertelli | pexels

Was sich eine Freundin von dir wünscht, der es gerade schlecht geht

Der Freundin geht es schlecht. Klar willst du da gleich helfen. Weil du es nicht mit ansehen kannst, dass sie leidet. Doch dieses Immer-Gleich-Helfen-Wollen ist jedoch oft fehl am Platz.

Wie man andere in schlechten Phasen stützen kann

Immer mal wieder gehts mir so richtig schlecht. Ich stecke dann in einem tiefen, dunklen, verzweifelten, ausweglos scheinenden Loch. Mit vielen Tränen, wenig Schlaf, nicht enden wollendem Gedankenkarussel, Herzschmerz … die ganze Palette. Nach einer Zeit gehts mir dann wieder besser, ich gehe raus aus meinem Schneckenhaus und komme wieder gut zurecht mit der Welt da draußen.

Gut geht es mir dann auch deshalb wieder, weil wunderbare Menschen für
mich da waren auf die genau richtige Art und Weise. Viele jedoch meinen es dann gut mit vielen, schnellen Hilfsangeboten – letztendlich strengen sie mich aber noch mehr an.

Ja, ich weiß: Es ist nicht einfach, richtig umzugehen mit Menschen,
die gerade in tiefen Krisen stecken. Was ist schon „richtig“? Was dem einen hilft, schadet geradezu der anderen. Hier spreche ich  selbstverständlich von mir ganz allein – in vielen Gesprächen mit Freunden darüber habe ich aber erfahren, dass es anderen ähnlich geht.

Meine Wünsche also, wenn das nächste Mal dir nahestehende Menschen im tiefen dunklen Loch sitzen:

Keinen Wettbewerb, bitte!

Wenn Dein Freund  erzählt, warum es ihm schlecht geht – ob das nun Liebeskummer, Jobverlust oder Geldnot ist: Nimm  diese Dir anvertrauten Details bitte nicht zum Anlass, sofort in größter Ausführlichkeit von deinen

Problemen zu berichten – nach dem Motto: „Ach, das ist ja noch gar nichts! Ich sag dir, als meine Frau mich verlassen hat, da war alles noch viel viel schlimmer, nämlich …!“ Damit zeigst du, dass du nicht wirklich zugehört hast, dass du nicht wirklich da bist für deinen Freund. Er hat in diesem Moment sicher gerade überhaupt kein Ohr dafür, fühlt sich nicht ernstgenommen … und geholfen ist ihm schon gar nicht damit! Bitte. Danke!

Ich muss gar nix!

„Also, Sie als Frau fürs Selbstbewusstsein müssten doch eigentlich …!“

Nein! Muss ich nicht!

Ja ich weiß: Dieser Ausruf entsprang sicher einer momentanen,
spontanen und großen Unsicherheit darüber, wie man mit einer Frau
umgeht, die auf die unverfängliche Frage „Wie gehts Ihnen?“ frank und
frei antwortet: „Ehrlich gesagt, ganz und gar beschissen.“ Aber diese
Schlussfolgerung ist einfach gar zu dämlich. Als ob die Frau fürs Selbstbewusstsein nie Krisen, Probleme und schwarze Tage hätte. Schön
wärs! Da müssten wir uns nur alle irgendwie so nennen – die Frau fürs
Glück, der Mann für Zufriedenheit, die Frau für den Seelenfrieden und
schwupps … Nein, so einfach geht es leider nicht. Also – nochmal zum
Mitschreiben: Auch „die Frau fürs Selbstbewusstsein“ hat Probleme, kennt
die schwarzen Seiten des Lebens, denn gerade das macht sie ja vielleicht so
authentisch, sie weiss, von was sie redet und schreibt, wenn sie Impulse für Krisenzeiten gibt.

Heile, heile Segen!

Ungeschlagen an der Spitze der „Don’ts“ sind allerdings alle Varianten hiervon:

„Du schaffst das schon! Das wird schon wieder!“

Bitte BITTE streiche diese Sätze allesamt ganz und gar komplett aus deinem Wortschatz! Auch wenn du davon überzeugt bist, auch wenn deine Freundin oder dein Freund das wirklich schon so oft bewiesen hat: In diesem Augenblick möchte ich das nicht hören. Das hat sowas „Wange-tätschelndes“, Abwiegelndes und Banalisierendes! In diesem Augenblick geht es mir sehr schlecht und ich glaub grad ganz und gar nicht dran, dass ich das schon schaffe und ich kann mir auch nicht vorstellen, dass es wieder hell wird und leichter und glücklicher in meinem Leben. Und ich brauche keine Floskeln.

Wenn ein fünfjähriges Mädchen herzzerreissend weint, weil das schwarze
Knopfauge ihres Lieblingsteddys abgerissen ist, dann sagst du doch
(hoffentlich!) auch nicht:

„Ach komm schon, heul nicht! Das ist doch nur ein Knopf, den nähe ich ruckzuck wieder an!“

Sondern Du nimmst bestenfalls das Kind in seinem Leid sehr ernst und erzählst ihm was von der Teddyklinik und dass du da den besten aller Ärzte kennst.

Also: Bitte keine leeren, gedanken- und hilflosen Floskeln!!

Dann lieber einfach gar nichts sagen und nur still und innig in den Arm nehmen. Bitte. Danke!

Und im nächsten Artikel erzähle ich euch dann, was mir besonders gut hilft, wenn es mir schlecht geht!

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