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Ich habe Gewalt in meiner Beziehung erlebt – ich hätte nie gedacht, dass ich eine Frau bin, der das passieren könnte

Jede vierte Frau erfährt im Laufe ihres Lebens Gewalt durch ihren Partner. Unsere Autorin war selbst mehrere Jahre in einer gewalttätigen Beziehung und erzählt von ihren Erfahrungen.

Ich bin die Letzte, von der ich das selbst gedacht hätte

Es ist Samstagabend. Ich bin mit meinen Freund*innen in irgendeiner räudigen Tanzbar, in der die Musik viel zu schlecht und die Getränke viel zu teuer sind. Mein Freund will noch nachkommen, hängt gerade aber noch bei der Weihnachtsfeier von seinem Arbeitgeber fest. Als er dort endlich fertig mit seinem feinem Dinner ist, schickt er mir eine WhatsApp. Ich werfe Jacke und Schal über, stapfe durch die verregnete Dunkelheit und hole ihn von der U-Bahn-Haltestelle ab. Gemeinsam geht es wieder zurück in die tanzende Menge mit immer schlechter werdender Musik. Wir tanzen mit. Es dauert nicht lange, dann spüre ich, wie jemand meinen Arm packt und so fest zudrückt, dass es wehtut. Ich schrecke nicht zurück, denn ich weiß, wer es ist: mein Freund.

Er drückt fester zu, dreht meinen Arm um und zieht mich nach draußen vor die Eingangstür. Dort entbrennt wieder eine der Diskussionen, deren Ablauf ich nur zu gut kenne. Er ist eifersüchtig, weil ich tanze, wie ich nun mal eben tanze. Es folgen Streit, Tränen, die Faust in mein Gesicht. Wie oft, kann ich nicht zählen, aber vier Männer waren es, die mir kurz darauf zur Hilfe eilen.

Drinnen tanzen meine Freund*innen, draußen tönt das Martinshorn

Die schlechte Musik aus der Bar nehme ich nicht mehr wahr, genauso wenig wie Berat, den ich bis dahin noch nicht kannte und der mit mir am Rande des Geschehens sitzt. Er fragt mich immer wieder, ob alles okay bei mir ist. Meine Freund*innen tanzen drinnen weiter, sie hören das Martinshorn nicht, mit dem die Polizei kurz darauf ranfährt. Irgendjemand hat offensichtlich die Polizei gerufen. Es kommt einer dieser kleinen Busse, in denen ein halbes Labor eingebaut ist. Ich muss von meinem Platz neben Berat aufstehen und den Polizisten in den Bus begleiten, der mir in diesem Moment eigenartig monströs vorkommt. Ich will nicht in dieses gewaltige Ding mit den verstärkten Scheiben steigen.

Wenigstens lässt der Polizist die Schiebetüre offen, mir fällt es ohnehin schwer, genug Luft zu bekommen. Ich sehe, wie draußen die anderen Männer und mein Freund vernommen werden. Sein Anzug ist an manchen Stellen kaputt, weil sie ihn auf den Boden geworfen haben. Mir fehlt die Kraft, um lange genug in den Alkoholtest zu pusten. Ich sitze einfach nur da, mit dem jungen Polizisten, der wahrscheinlich noch am Anfang seiner Laufbahn ist, und seine Stimme zieht an mir vorbei. Ich fühle mich wie im Film, und der läuft nicht zum ersten Mal ab. Den Papierkram beantworte ich also gekonnt: Alter: 19, Beruf: Studentin und nein, Drogen genommen habe ich keine. Danke der Nachfrage.

Die Polizei macht es noch schlimmer

Eine Sache beantworte ich dieses Mal anders. Denn heute hat sich mein Atem schneller wieder beruhigt. Denn wir sind nicht auf einem einsamen Parkplatz irgendwo im nirgendwo, sondern mitten in der Stadt. Auch wenn meine Freund*innen gerade nichts ahnen und noch immer tanzen, sind sie theoretisch nur 50 Meter von mir entfernt. Ich fühle mich sicherer als sonst. Also antworte ich dem Polizisten heute das erste Mal so: „Ja, das ist zum wiederholten Male passiert.“ Er notiert sich das mit seinem schmierigen Kuli in sein Protokollbuch. Ich bin mir nicht so richtig sicher, ob er das Gekritzel morgen noch identifizieren können wird, es ist wirklich zu dunkel in dem Bus, um ordentlich etwas aufzuschreiben. Die Männer, die mir zur Hilfe geeilt sind, warten draußen noch immer auf mich. Ich finde endlich die Kraft, um lange genug in den Alkoholtest zu pusten. Er piepst und zeigt 0,0 an.

„Warum machst du nicht Schluss?“, fragt der Polizist mich, nachdem er das Ergebnis in sein Protokoll geschrieben hat. Das Atmen wird wieder schwerer. Ich reiße mich zusammen. Dass die Männern trotz Regen noch immer draußen auf mich warten, gibt mir ein gutes Gefühl. Ich schaue zurück zu dem Polizisten. „Weißt du“, sage ich „es ist wie mit den guten Neujahrsvorsätzen und Sport: Du nimmst dir etwas ganz fest vor, aber am Ende fehlt dir die Kraft, um es wirklich durchzuziehen und du wirst das Opfer deiner eigenen Gewohnheiten.“ Er nickt. „Ich verstehe“, meint er, „ich habe eine gute Idee.“ Gute Ideen kann ich wirklich gebrauchen. Die Beziehung geht seit drei Jahren, das erste Mal, dass mein Freund mich gewürgt und gegen die Wand gedrückt hat, war zwei Wochen nachdem wir zusammengekommen sind – ihm hat das Essen nicht geschmeckt, mit dem ich ihn überrascht habe.

Der Polizist lehnt sich also rüber zu mir. „Wir machen einen Deal, wir könnten uns bald mal treffen und gehen das mit dem Sport gemeinsam an“, sagt er, grinst mir zu und streckt mir die Hand für seinen Deal hin. Mir wird der Platz zwischen uns auf einmal viel zu klein. Ich kann den Polizisten nicht mehr ertragen, der sich mehr auf meine Beine in Strumpfhosen konzentriert als auf sein Protokoll. Es scheint mir so surreal, dass meine Freund*innen drinnen noch immer tanzen, während ein paar Meter weiter immer noch dieser schlechte Film abläuft, in dem ich unfreiwillig die Hauptrolle spiele.

Ich will einfach nur noch weg

Eine Unterschrift unter seinem Aufschrieb bekomme ich nicht mehr übers Herz. Ich will einfach nur raus aus diesem Bus, ganz weit weg. Ob er mich denn nicht noch nach Hause fahren soll, das mache er gerne für mich, ist das Letzte, was ich von ihm höre. Draußen wartet Berat auf mich. Er gibt mir seine Nummer. Ich soll ihn anrufen, wenn so etwas noch einmal passiert. Danke.

Es ist spät geworden, als ich am U-Bahn-Gleis stehe. Neben mir drängeln sich Clubgänger*innen, die auf dem Weg nach Hause über ihre eigenen Füße stolpern. Als ich in die U-Bahn einsteige merke ich, dass noch jemand gewartet hat, bis ich aus der Vernehmung raus bin. Mein Freund steigt zu mir in den Wagon. Ob er dieses Mal auch wieder unter Tränen versprochen hat, dass so etwas nie wieder passiert und es ihm von ganzem Herzen leid tut – ich weiß es nicht mehr.

Ich komme mir noch immer vor wie in einem Film als wir gemeinsam dort aus der U-Bahn steigen, wo unsere gemeinsame Wohnung Realität ist. Es regnet noch immer draußen und es ist kalt. Ich kann ihn an der Haustüre nicht abweisen. Nicht nur weil mir die Kraft für ein Nein fehlt, sondern auch weil ich Angst habe vor dem, was passieren würde, wenn ich es sagen würde. Als ich am nächsten Morgen neben ihm aufwache, hat er Berats Nummer aus meinem Handy gelöscht.

Ich schreibe meiner Freundin: „Hattest ihr gestern noch Spaß?“ Sie textet zurück, meint ja und schreibt, dass es schade ist, dass ich auf einmal weg war. Ich kann ihr nicht sagen, warum. Mein Freund ist ein gemeinsamer Freund von uns. „Was würde sich schon ändern, wenn ich es ihr erzähle?“, frage ich mich. Viele Gedanken kreuzen sich in meinem Kopf. Alle unterdrückt davon, dass ich mich selbst nicht in der Rolle des Opfers sehen will.

Ich bin kein Opfer – oder doch?

Ich doch nicht – das große, selbstbewusste, schlagfertige Mädchen, das bei spontanen Präsentationen auf großer Bühne mit keiner Wimper zuckt, über jedes vermeintliche Tabu-Thema offen sprechen kann und sich in der Grundschule mit den stärksten Kerlen angelegt hat. Ich bin die Letzte, von der ich selbst gedacht hätte, dass ihr sowas passiert. Die einzigen, die wissen, was abgeht, sind er, ich und seine Mutter.

Sie redet auf mich ein, als das Schreiben über die Klage von der Staatsanwaltschaft per Post kommt. Ich soll doch bitte an die Zukunft ihres Sohnes denken. Er will bei einem großen Unternehmen Manager werden und das geht nur ohne Eintrag im Führungszeugnis. Auch wenn ich das Protokoll des Polizisten nicht unterschrieben habe, haben die Aussagen der Passant*innen trotzdem für eine Anklage wegen Körperverletzung gereicht. Ich sitze mit der Mutter in diesem großen Haus in einem kleinen Dorf, in dem ich fast alle kenne. Ein Dorf, in dem alle sagen, dass er und ich so ein tolles Paar sind, weil wir so oft verreisen und immer neue Abenteuer erleben.

Ich kann keine Zeugenaussage machen. Ich kann es einfach nicht. Mir fehlt der Mut, die Unterstützung und jemand, der mir die Angst nimmt vor dem, was danach kommen würde. Ich weiß nicht, ob Stadtmenschen das verstehen können, aber wer auf dem Dorf aufgewachsen ist, der weiß vielleicht, dass die Lebensrealität dort sehr klein ist und ein Bruch mit einer Familie den sozialen Tod bedeuten kann. In dem kleinen, begrenzten Kreis der Menschen, die für mich damals die Welt waren, wäre ich für immer und ewig das Opfer gewesen. Ich habe keine Kraft, mich gegen das zu stellen. Die Anzeige wird mangels Zeugenaussage fallen gelassen, er schlägt mich weiter.

In der Öffentlichkeit will er nicht noch einmal seine Karriere riskieren

Und das tut er ab jetzt vorzugsweise zuhause. Auf offener Straße will er nicht noch einmal seine Karriere riskieren. Wir wohnen noch immer zusammen und auch wenn ich theoretisch ein freier Mensch bin, der überall hingehen kann, bin ich gefangen in diesem Konstrukt aus emotionaler Abhängigkeit, das von Außen befeuert wird, wenn seine Mutter mich anfleht, ihm noch eine Chance zu geben oder gemeinsame Freunde davon schwärmen, dass sie auch gerne eine Beziehung hätten, die so toll ist wie unsere. Wie blind können die eigentlich sein?, frage ich mich in solchen Momenten. Aber die Frage hätte ich mir auch selbst stellen können.

Ich bin so unendlich dankbar für meinen Reisepass und die finanziellen Mittel, mir Flugtickets nach überall hin zu kaufen. Der einzige Weg, der kleinen Dorfwelt und dem großen sozialen Druck dort zu entfliehen, ist Deutschland zu verlassen. Er bringt mich zu Flughafen, weint die gleichen Tränen, die er auch immer geweint hat, wenn er mir versprochen hat, dass er sich bessert und in Therapie gehen wird. Ich weine keine Träne und werde eineinhalb Jahre nicht zurück kommen.

Ich realisiere, dass die Welt nicht dort endet, wo er mir seine Faust ins Gesicht schlägt

Nach und nach kapiere ich erst, in was für einem üblen Film ich für vier Jahre gelebt habe. Nach und nach verstehe ich erst, dass das was passiert ist, nicht zu einer normalen Beziehung gehört. Tausende Kilometer weit weg von ihm realisiere ich, dass die Welt nicht dort endet, wo er mir seine Faust ins Gesicht schlägt, seine Mutter mich anfleht und die Angst vor den Reaktionen meines sozialen Umfelds beginnt. Ich verstehe, dass die Welt größer ist und mehr für bereit hält als mich in einer gewalttätigen Beziehung klein zu machen.

Doch selbst wenn ich auf einem anderen Kontinent bin, schleppe ich meine Vergangenheit mit mir rum. Es schmerzt und kotzt mich an, sie nicht einfach ablegen zu können und ein normales Verhältnis mit anderen Männern führen zu können. Als ich mich im Sommerurlaub äußerst gut mit meiner Begegnung am Strand verstehe und zwei Wochen mit ihm in seinem Appartement verbringe, drängt sich der üble, alte Horrorfilm immer wieder in die eigentlich so perfekte Summerlovestory. Als die Strandbegegnung mich bittet, das Linsencurry von gestern doch bitte kurz im Topf warm zu machen, während er im Wohnzimmer wegen den Konzertkarten für den Abend telefoniert, verschlägt es mir den Atem. Hilflos stehe ich mit dem Topf in der Küche und überlege kurz, ihn einfach aus dem Fenster fallen zu lassen und wegzurennen. Mein Herz pocht und ich denke an den Stuhl, den mein Exfreund auf mich geworfen hat, als ich ausversehen die Topflappen auf dem Herd hatte ankokeln lassen. Mein Sauerstoff reicht gerade noch dafür, der Strandbegegnung die zugerufenen Frage aus dem anderen Raum zu beantworten, das alles okay bei mir in der Küche ist. Dabei sitze ich eigentlich auf dem Boden und versuche irgendwie wieder Luft in meine Lungen zu bekommen und mich daran zu erinnern, wie man noch einmal einen Herd anmacht.

Als er mich die Strandbegegnung kurz danach bittet, nicht mit der Hose, mit der ich gerade noch draußen auf den Treppenstufen gehockt bin, auf dem Bett zu sitzen, gefriert mir das Herz kurz schon wieder. Darüber, dass er mich um etwas bittet, anstatt an mein Bein zu ergreifen und mich schlagartig gewaltsam vom Bett auf den Boden zu zerren, bin ich in etwa so verblüfft wie jemand, der nach einem Schiffbruch auf einer einsamen Insel strandet und dort zufällig einen Lebensmittelvorrat für den Rest seines Lebens entdeckt.

Ich weiß nicht, wie Gewalt zur Normalität werden konnte

Wenn ich in einem ruhigen Moment für mich selbst bin, erschreckt es mich, welche Denkmuster sich über die Jahre in mein Gehirn gebrannt haben. Denn eigentlich bin ich die Letzte, von der ich gedacht hätte, dass ihr so etwas einmal passieren könnte, die Panik schiebt, wenn sie Essen warm machen soll. Ich tue mir noch immer schwer damit, mir einzugestehen, dass ich zum Opfer gemacht wurde und dass mir heute deswegen manchmal die Luft wegbleibt. Denn wer mich kennt, der weiß, dass eigentlich diejenige bin, die immer genug Atem hat, um anderen Kontra zu geben und die Stimme für die eigenen Bedürfnisse zu erheben. Wenn meine Freund*innen eine Person wählen müssten, die einen Marathon läuft, an der Ziellinie Donald Trump aus vollem Hals beschimpft und direkt im Anschluss ohne Sauerstoffflasche Tiefseetauchen geht, dann wäre das vermutlich ich.

Was mir die Kraft gegeben hätte, schon früher für mein Recht auf körperliche Unversehrtheit einzustehen, wären Menschen in meinem Umfeld gewesen, die mir schon früher gezeigt hätten, dass das nicht normal ist, was hier passiert. Ich hätte mir gewünscht, dass mehr Mitbewohner*innen und Passant*innen, die Zeug*innen von Straftaten geworden sind, ihre Stimme für mich erhoben hätten. Ich weiß nicht, ob ich sein Vergehen an mir jemals so für mich verarbeiten und vergessen werden kann wie der übergriffige Polizist das Protokoll, das ich nie unterschrieben habe. Vor allem aber fürchte ich mich vor dem Tag, an dem mich die Nachricht erreicht, dass er eine neue Freundin hat. Denn daran, dass er sich geändert hat glaube ich so sehr wie der Schiffbrüchige an sein Boot, das in zerschmetterten Splittern auf dem Meer treibt.

Hinweis der Redaktion

Laut Statistiken erleben Jugendliche und junge Erwachsene schon in ersten Beziehungen Gewalt und Übergriffe, so informiert der bff e.V., der Bundesverband Frauenberatungsstellen und Frauennotrufe. Zwei Drittel aller jungen Menschen erfahren Grenzüberschreitungen durch Partner*innen. Mädchen, junge Frauen und Trans*Personen sind besonders gefährdet. Der bff e.V. informiert auf der Seite „Was geht bei Euch? – Beziehungen auf Augenhöhe“ über gewaltfreie Beziehungen und will mit der Kampagne zum Nachdenken anregen über eigene Beziehungen, über Wünsche an Beziehungen, über Macht und Konsens.

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Wenn du selbst betroffen bist

Wenn du akut von deine*r Partner*in oder einer anderen Person bedroht wirst, ruf zunächst den Polizeinotruf (110) an. Nenne deinen Namen, die Adresse und betone, dass du sofort Hilfe brauchst. Wenn du kannst, teilen am Telefon der Polizei mit, ob du verletzt bist, Kinder dabei sind, der Täter noch anwesend ist und eventuell im Besitz von Waffen ist. Empfohlen wird zudem, Kinder und andere besonders Schutzbedürftige Personen zum Beispiel bei Nachbar*innen in Sicherheit zu bringen, bis die Polizei eintrifft. 

Für weitere Beratung gibt es Frauenberatungsstellen und das Hilfetelefon für Gewalt gegen Frauen, oder weitere Beratungsstellen, die auf andere Geschlechter oder besondere Situationen eingestellt sind. Unter der Nummer 08000 116 016 und via Online-Beratung unterstützen das Hilftetelefon Betroffene aller Nationalitäten, mit und ohne Behinderung – 365 Tage im Jahr, rund um die Uhr. 

Wenn du Freund*in, Zeug*in oder Nachbar*in bist

Wenn du befürchtest, dass einer anderen Person gerade in diesem Moment Gewalt geschieht, wende auch du dich an die Polizei und rufe um Hilfe. Hier gilt: Lieber einmal zu viel als zu wenig. 

Für andere Verdachtsfälle, die nicht in diesem Moment geschehen, kannst auch du dich zunächst an Beratungsstellen wenden, um mehr darüber zu erfahren, wie du betroffene Personen sensibel unterstützen kannst. Vertraue auf das Wissen der Expert*innen aus der Beratung.

  1. Wow vielen Dank für deinen aufschlussreichen Text. Mir ist gerade das erste Mal klar geworden,dass ich mich nicht dafür schämen muss,dass mein Ex- Freund mich geschlagen hat. Ich habe mich unglaublich dafür geschämt. Dass mir das passiert als gestandene Frau. Die Sache ist über fünf Jahre her. Wir waren beide 37 Jahre alt. Wir waren zusammen weg, in Clubs, ich habe getanzt,hatte Spaß,hab mich gut gefühlt. Zwischendurch kam er zu mir und sagte,es mache ihn wahnsinnig wie andere Typen mich abstarren. Ob ich nicht mitkriege, wie sie geil auf mich sind. Mir war das sch.. egal in dem Moment. Hab das noch verlacht, nicht ernst genommen. Ihn noch beruhigt- wie es meine Art ist. Sind dann irgendwann zu ihm nach Hause gefahren und auf einmal hat er völlig umgeschaltet. Ich soll jetzt gefälligst mit der Bahn nach Hause fahren. Hab die Welt nicht mehr verstanden und am anderen Ende der Stadt gewohnt.vHatten auch was getrunken und nach Bahn fahren morgens um fünf war mir nicht. War völlig verdattert über seine ablehnende Art mir gegenüber und verletzt darüber und mir war zum weinen. Im nächsten Moment holt er aus und ich sehe nur noch den Boden und einen Eisenträger näher kommen und bin aufgeschlagen. Dann lief das Blut in Strömen und ich dachte nur:Das ist nicht wahr! Ich träume. Gleich kommt er und hilft mir. Sagt er ist betrunken. Drogen. Bedauert es. Irgendwas. Aber Pustekuchen. Ich habe in dem Moment,als ich realisiert habe,dass da nichts kommt, angefangen zu schreien. Daraufhin hat er mich im Nacken gegriffen und meinen Kopf nach vorne geruckt und mir gesagt dass er meine scheiß Stirn auf diesem Träger zerkloppen wird, wenn ich noch einen Ton von mir gebe. Ich habe trotzdem weiter geschrien und geheult, war völlig außer mir. Daraufhin hat er sein Handy gezückt und er holt jetzt die Bullen und ich würde ihn ja sicher anzeigen wollen. Und was habe ich gemacht? Ich habe ihn davon abgehalten. Ich war einfach nur überfordert. Und hatte ein völlig falsches Ehr- Verständnis-; ich und Polizei? Das hatte ich nicht nötig. War ich doch die Gangsterbraut, die mit den härtesten Typen zusammen war, zehn Jahre ohne Führerschein gefahren war, durch x Polizeikontrollen gekommen war usw. Wollte mich nur noch verkriechen. Nach Hause. Verstehen. Meine Wunden lecken. Daß ich ihn nicht angezeigt habe, habe ich jahrelang danach bereut. Habe über zwei Jahre intensiv davon geträumt, wie ich mich räche. Habe eine fünf Zentimeter lange Narbe am Haarscheitel zurück behalten, die ich bei jedem Kämmen sehe. Ich wollte immer wissen, warum er das gemacht hat. Seine Antwort war: ich war zu gut drauf gewesen. Hätte ich Pech gehabt,wenn er sich provoziert fühlt. Ich habe seit dem Vorfall keinen Freund mehr gehabt und bin auch nie wieder weggegangen. Ich bin depressiv geworden und war völlig im Arsch. Habe mich schuldig gefühlt weil es mir so scheiße ging. Vor zwei Jahren stand er vor meiner Tür. Er wollte gucken wie ich mich,, entwickelt habe. Hab die Tür zugeknallt und das war’s. Er hat sich nie entschuldigt oder irgendwas. Heute geht es mir besser. Aber Vertrauen in Männer ist weg. Ich melde Beziehungen.

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