Foto: Flickr | honeyfitz | CC BY 2.0

Ein Neujahrsvorsatz von Benedict Cumberbatch für alle Männer – setzt durch, dass eure Kolleginnen gleich bezahlt werden

Für diese nachahmenswerte Idee müsste man eigentlich keinen prominenten Mann zitieren, schaden kann es aber nicht. Denn der Schauspieler Benedict Cumberbatch hat in einem Interview gesagt, dass er Rollen ablehnen wird, wenn Kolleginnen schlechter bezahlt werden als er.

Unbequem werden für andere

Neujahrsvorsätze richten sich meistens an sich selbst, sind selten nachhaltig und machen keinen Spaß. Warum also nicht solche, die unsere Welt ein wenig fairer machen und bei denen es einmal gar nicht um euch geht, liebe Leser, sondern um andere.

Inspiriert zu dieser Idee (die keine neue ist) hat uns das Radio-Times-Interview mit dem britischen Schauspieler Benedict Cumberbatch. Den Vorsatz, weniger Serien zu schauen, könnt ihr also gleich streichen. Schaut doch mal „Patrick Melrose“ mit ihm in der Hauptrolle.

Geschlechtervielfalt, Diversität und insbesondere „Uneqal Pay“, also der Fakt, dass Schauspielerinnen in der Regel deutlich weniger, wenn nicht sogar nur Bruchteile der Gagen erhalten, die ihre Kollegen im selben Film oder Serien gezahlt bekommen, ist in der Film- und Fernsehbranche schon lange ein Thema. Und die Diskussion ist sogar schon einen Schritt weiter: Nicht mehr nur die Personen, die schlecht bezahlt oder seltener besetzt werden, also Frauen, nicht-binäre und trans* Menschen sowie People of Colour, müssen auf Diskriminierung hinweisen. Immer öfter nutzen diejenigen, die in der Branche die meisten Privilegien genießen, ihre Macht, um Stück für Stück Gerechtigkeit zu schaffen oder zumindest zu sagen: So geht es nicht weiter.

Forderung an Konsequenzen koppeln

So forderte der Sherlock-Darsteller Cumberbatch im Interview mit Caitlin Moran andere Männer auf: „Fragt, was den Frauen bezahlt wird und sagt dann: ,Wenn sie nicht das Gleiche bezahlt bekommt, wie die Männer, dann mache ich es nicht.’“ Ein Tipp, der sich in allen Branchen herumsprechen sollte – nicht nur im Filmgeschäft.

„Equal pay and a place at the table are the central tenets of feminism. Look at your quotas. Ask what women are being paid, and say: ‘If she’s not paid the same as the men, I’m not doing it.’“

– Benedict Cumberbatch

Die Schauspielerin Ellen Pompeo hatte sich mit einer vergleichbaren Botschaft im November 2018 an ihre weißen Kolleg*innen gewandt und bei einem Podiumsgespräch appelliert, sich aktiv für die Inklusion von nicht-weißen Kolleg*innen einzusetzen: „Ich denke, dass es an allen Produktionen liegt, sicherzustellen, dass ihre Crew so aussieht wie die Welt, die wir sehen. Als Weiße ist das unsere Aufgabe. Es ist unsere Aufgabe, unsere Verantwortung, dass wir in allen Räumen, die wir betreten, unsere Stimme erheben und sagen, dass das nicht okay ist, dass wir uns alle mehr Mühe geben können. Es ist unsere Aufgabe, denn wir haben das Problem verursacht.“

„I think it’s up to all productions to make sure that your crew looks like the world that you see. As Caucasian people, it’s our job. It’s our task, it’s our responsibility to make sure that we speak up in every single room that we walk into, that this is not OK, and that we can all do better. It’s our job because we’ve created the problem.“

– Ellen Pompeo

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Schluss mit den Ausreden

Huch, schon sind es zwei Vorsätze fürs neue Jahr, mit denen man sich für Gerechtigkeit, Vielfalt und Inklusion einsetzen kann. Einfach deswegen, weil es selbstverständlich sein sollte und wie Pompeo schon sagte, es keine Frage von netten Gesten ist, sondern die Menschen, die Diskriminierung und Rassismus verursachen und mittragen, auch diejenigen sein sollten, die sich um den Mist kümmern und es besser machen.

Und zum Thema Equal-Pay: Bitte keine Ausreden mehr. Ja, oft ist es vertraglich vereinbart, nicht über Gehälter zu sprechen. Hält sich da jemand dran? Unter der Hand wird ohnehin darüber gesprochen. Sehr viele Menschen wissen, wenn Kolleg*innen besser oder schlechter bezahlt werden. Gebt Wissen weiter für Honorarverhandlungen. Macht es als Chef*in besser. Als Unternehmen könnt ihr zum Beispiel eure Gehaltsstrukturen auch evaluieren lassen. Transparenz führt nachweislich dazu, dass der Pay-Gap sich schließt. Steckt euch Ziele, zum Beispiel für Inklusion. Und strengt euch dann an, sie auch zu erreichen. Niemand sagt, dass das nicht mit Arbeit verbunden ist. Sich für andere einzusetzen und sich damit auseinanderzusetzen, wo man selbst mehr tun und besser werden kann, ist anstrengend. Vielleicht sogar anstrengender und mühevoller, als von nun an jeden Samstag eine Runde im Park zu laufen.

Der Deal könnte doch sein: Den Vorsatz, weniger Schokolade zu essen und endlich mit dem Meditieren zu beginnen, werft ihr direkt über den Haufen und macht stattdessen einfach etwas, bei dem es gar nicht um euch selbst geht.

 Titebild: Flickr | honeyfitz | CC BY 2.0

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