In ihrer Twentysomething-Kolumne schreibt Silvia über alles, was ihr gerade durch den Kopf geht. Und diese Woche, über das Thema Kind oder nicht Kind.
Auf einmal sind sie überall – Kinder!
Babys. Ich bin Ende 20 und langsam bevölkern sie mein Umfeld. Sie ploppen einfach so auf, bei Freunden, bei Familie oder aber bei Prominenten, die in meinem Alter sind – oder auch viel jünger. Und sind sie nicht physisch anwesend, dann sind sie es im Gespräch.
Tatsächlich rede ich mit Freundinnen viel (sehr viel) über Männer, angehende Karrieren und dergleichen. Aber immer wieder kommt auch das Thema Kinder auf den Tisch. Und dann, dann werden die Gespräche meist etwas ruhiger und nicht selten tun sich ein paar gedankenvolle Sorgenfalten auf. Haben oder nicht haben, das ist schließlich die Frage.
Wenn die Realität anklopft
Ich muss sagen, ich mag Kinder. Ich mag sie wirklich gerne. Ich schaue sie mir gerne an, ich albere auch gerne mit ihnen herum und ja, ich merke, dass ich diese mütterliche Seite an mir habe. Dass es mich irgendwo zwickt, wenn ich andere Kinder sehe und mir der Gedanke durch den Kopf schießt, das könnte deins sein. Aber dieses Zwicken, das ist keine Trauer darüber dass es nicht so ist, sondern ein leises Anklopfen der Realität. Die Erinnerung daran, das da was ist, was irgendwie noch ansteht – oder auch nicht.
Es gibt Dinge, die lassen sich schwer in Worte fassen.
Es gibt Dinge, die lassen sich schwer in Worte fassen. Etwa die Antwort darauf, ob ich wohl mal Kinder haben werde. Vielleicht beginnt man erst einmal damit, ob man überhaupt welche bekommen möchte. Fest steht, dass mich die aktuellen Diskussionen um das Muttersein und Mutterwerden wahnsinnig müde machen. Vielleicht auch, weil ich eigentlich gerne mitdiskutiere, dabei aber immer mehr das Gefühl bekomme, über etwas Fremdes zu reden. Mit jeder Debatte die weg von einem individuell lebbaren Mutterdasein führt, komme ich auch immer weiter weg von mir und meinem Körper, der ja theoretisch alle Voraussetzungen bietet um genau da anzukommen.
Tagtraum: Familienleben in Buxtehude
Und doch, ja, ich habe einen Kinderwunsch. Und wenn ich so vor mich hin spinne, dann will ich deutlich mehr als ein Kind. Wenn ich vor mich hin spinne, dann will ich jung Mutter sein. Ich will meine Kinder begleiten und ich will so etwas wie ein piefiges Familienleben. Komplett unprätentiös. Nicht in Berlin Mitte, sondern eher so in Buxtehude Ost. Und ich will das gerne mit einem Mann an meiner Seite, dem ich nicht ewige Liebe geschworen haben muss, aber den ich anschaue will und dabei das Ende unsere gemeinsamen Zeit noch nicht sehen kann. Weil sie möglicherweise, vielleicht nicht kommt. Und wenn doch, dann wünsche ich mir, dass wir es auch so schaffen, unsere Kinder gemeinsam auf den Weg zu bekommen.
Und wenn ich dann so vor mich hin spinne, dann weiß ich auch schon wieder, das sind alles Hirngespinste. Denn ich weiß nicht, ob ich ein Kind bekommen werde. Ganz einfach, weil ich nicht weiß, ob ich das Leben wie es ist aufgeben will. Und hier kommen jetzt keine Selbsterfahrungstrips oder eine knallharte Karriere, sondern ein ganz bescheidenes, kleines Leben, das ich gerne führe. Das sich um mich, um meine Freunde, meine Familie und meinen Beruf dreht, darum, mir (finanziell) nur Sorgen um mich machen zu müssen und darum, dass ich morgen schon alle Zelte abbrechen könnte, wenn ich wollte. Aber das ist natürlich gelogen, dafür liebe ich mein Leben hier, wo ich bin, zu sehr und ich bin eben doch eher die, die ihr Nest hegt, als es zu zerpflücken.
Und dann besteht ja auch die essentielle Frage, ob sich überhaupt mal die Voraussetzungen für Kinder erfüllen und ich mit jemandem an meiner Seite ernsthaft darüber nachdenke, Kinder zu bekommen. Ob da jemand ist, mit dem ich meinen Genpool zusammenschmeißen möchte und das Abenteuer „Elternwerden“ angehen will. Und es gibt noch gefühlt hunderte weitere Aspekte, die ich in die Überlegungen Kind oder nicht mit einbeziehen könnte.
Es ist alles eine Entscheidung
Ich sagte ja, es gibt Dinge, die sind schwer in Worte zu fassen. Und das ist etwa die Antwort darauf, ob ich wohl mal Kinder haben werde. Ich gehöre zu der Sorte Mensch, die sich viele verschiedene Leben für sich vorstellen können. Denn, ich weiß einfach nicht, wer ich morgen sein werde. Ich weiß nicht, was diese Person sich wünscht, woran sie glaubt und was sie braucht. Und genau deshalb habe ich keinen Druck. Und ich glaube, ganz gleich ob Kinder in mein Leben treten oder aber mich diese ominöse Zukunft an einen anderen Ort als nach Buxtehude Ost führt, dann werde ich glücklich sein.
Denn die Entscheidung das Leben so anzunehmen, wie man es sich doch zu großen Teilen immer selbst strickt, das ist eine Entscheidung, die sich auch heute schon treffen lässt.
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