Mit „Luft nach oben“ klären sie bei Instagram ab sofort über Gleichberechtigungsthemen auf – und zwar ohne erhobenen Zeigefinger: Gizem Eza und Lena Willems sind die Gesichter des neuen Videoformats auf Instagram.
Zwischen 5050 by OMR und EDITION F gibt es eine große und wichtige Gemeinsamkeit: Wir setzen uns mit verschiedensten Formaten, Texten, Aktionen und Gesprächen für mehr Gerechtigkeit und Fairness insbesondere in der Arbeitswelt ein. Aus diesem gemeinsamen Nenner entsteht nun ein neues Videoformat. Denn – auch hier sind wir uns einig – es ist noch jede Menge „Luft nach oben“. Gizem ist Redakteurin bei EDITION F und lebt in Berlin. Ihre Luft-nach-oben-Partnerin Lena Willems ist Projektmanagerin bei OMR 5050 in Hamburg.
Wenn man sich außerhalb der eigenen Bubble bewegt, scheint die Definition von Feminismus noch immer etwas anders gelagert zu sein. Feminismus sei Männerhass, dieser Satz dürfte vielen bekannt vorkommen. Da passiert es schon mal, dass vor Gesprächen über entsprechende Themen erst mal definiert wird, was wir unter Feminismus verstehen: die Bewegung hin zu echter Gleichberechtigung in Wirtschaft, Politik und Gesellschaft.
Geratet ihr in eurem persönlichem Umfeld manchmal in ähnliche Situationen, Gizem und Lena?
Gizem Eza: „Ich habe das Gefühl, dass Menschen in meiner Umgebung ziemlich oft genervt sind. Alles drehe sich nur noch um Feminismus, heißt es dann. Manchmal wird auch vieles vermischt – Stichwort Gendern oder Rassimus. Männerhass eher weniger. Aber vielleicht blocke ich ab, bevor es zu dem Argument kommt. Ich habe dafür mittlerweile wenig Energie.“
„Wir dürfen nicht aufhören, Dinge immer und immer wieder anzusprechen.“
Gizem Eza
Lena: „Ich stoße manchmal auf solche Kommentare: ,Lena, jetzt hör mal kurz weg.‘ Oder: ,Ach, ihr mit eurem Kram‘. Da geht es weniger um Feminismus im Allgemeinen, sondern um ganz konkrete Situationen. Ich habe mir angewöhnt, als Reaktion einfach Fragen zu stellen. ,Warum denkst du denn so? Und wenn ich dir jetzt sage: Das und das ist die Faktenlage – wie denkst du dann darüber?‘ Das hilft eigentlich immer ganz gut. Zumindest habe ich das Gefühl, dass beide Parteien selten im Streit auseinandergehen.“
Ihr seid die Gesichter des neuen Videoformats „Luft nach oben“. Was steckt dahinter und wie kam es zu der Idee?
Lena: „Anfang des Jahres waren wir von OMR 5050 zu Besuch bei EDITION F. Wir sprachen über die Arbeitswelt und ganz konkret um die Gleichberechtigung in der Arbeitswelt, die paritätische Besetzung von Führungspositionen, und wir überlegten: Wie können wir das, was wir jeweils tun, sinnvoll in einem Format miteinander verknüpfen.“
Gizem: „Ich habe mir dann dieses Format ausgedacht. Es gibt immer einen Oberbegriff. Im ersten Videoblock geht es zum Beispiel um das Thema Diversität. Eine von uns definiert den Begriff und die andere geht mit einem eigenen Blick näher darauf ein. Und genau das ist mir auch sehr wichtig: Dass da noch etwas Persönliches mit rein spielt. Dass wir also nicht nur definieren und aufklären. Sondern, dass wir auch ein bisschen aus unserem individuellen Alltag erzählen und dem Thema dadurch Tiefe geben und viel besser Verständnis vermitteln können.“
„Wir stehen für Feminismus, aber wie können wir unsere Arbeit noch diverser, noch inklusiver gestalten?“
Gizem Eza
Mit welchem gemeinsamen Ziel geht das Format Luft nach oben an den Start?
Lena: „Wir wollen miteinander lernen und Wissen vermitteln, ohne mit dem Finger auf Einzelne zu zeigen.“
Gizem: „Ja, ich würde sagen, es ist im Grunde Infotainment: Wir vermitteln Wissen auf Augenhöhe, ohne zu belehren. Das Belehrende vermeiden wir bei EDITION F mit unseren Inhalten ja grundsätzlich – nur so erreichen wir auch Menschen. Durch die Kooperation erhoffen wir uns, dass wir noch einmal andere Zielgruppen erschließen können. Dass wir jeweils Menschen erreichen, die wir vorher nicht erreicht haben – und ebenso ist das bei 5050 by OMR.
Außerdem möchten wir uns natürlich selbst weiterentwickeln. Denn auch wir sind noch nicht da angekommen, wo wir hinwollen. Luft nach oben ist, denke ich, bei 5050 by OMR – aber auch bei EDITION F. Wir stehen für Feminismus, aber wie können wir unsere Arbeit noch diverser, noch inklusiver gestalten?
Wir sind uns alle einig, dass wir heute noch mal woanders stehen als vor zwei, drei Jahren. Und trotzdem ist der Weg noch lange nicht zu Ende. Wir wissen: Es dauert lange, es ist schwierig, aber eben auch schön, weil wir uns gemeinsam auf diesen Weg gemacht und anerkannt haben, dass da noch etwas getan werden muss.
„Die Strukturen aufzubrechen, ist das eine. Aber man muss auch erstmal erkennen, wo diese Strukturen noch immer festgefahren sind und wo wir überhaupt ansetzen müssen. Auch darüber sprechen wir in dem Format ,Luft nach oben‘.“
Gizem Eza
„Also noch so ein Format zum Thema Gleichberechtigung“, sagen jetzt vielleicht manche.
Gizem: „Ja, ganz genau. Wir müssen noch sehr viel tun und wahrscheinlich brauchen wir noch 100 oder 1000 solcher Formate. Auch wenn Leute meinen: ,Diversitätsthemen? Hab ich jetzt schon oft genug gehört!‘. Aber vielleicht muss es eben oft thematisiert werden, bis man es nicht mehr hören kann und es irgendwann ,normal‘ ist und man nicht mehr darüber sprechen muss. Ganz ehrlich: Ich hab auch kein Bock, darüber zu sprechen, dass die Arbeitswelt nicht divers genug ist – ich bin ja davon als Schwarze Frau betroffen, und wir alle sind davon als Frauen betroffen. Aber macht es uns Spaß, darüber zu sprechen? Ich würde auch viel lieber über meinen liebsten Urlaubsort sprechen oder darüber, wie ich Cocktails mixe oder sonst welche Feelgood-Themen.“
Lena: „Ja, das stimmt, es ist immer auch anstrengend, über diese Dinge zu sprechen. Aber meine Hoffnung ist, dass dieses Gefühl der Anstrengung irgendwann abnimmt, weil man einfach weniger educaten muss.“
Gizem: „Es ist ein ständiger Kampf. Wir dürfen nicht aufhören, Dinge immer und immer wieder anzusprechen. Dafür sind wir noch nicht weit genug. Noch lange nicht.“
„Luft nach oben“ seht ihr ab dem 20. Juli 2022 auf dem Instagramchannel von EDITION F und von 5050 by OMR. Über euer Feedback freuen sich Gizem @zemgizem und Lena schon jetzt sehr.
