Screenshot: Instagram M.O.M., Collage: EDITION F

„Milf oder Missy“: Geht’s noch?

Das Streamingportal Joyn versucht sich an einem Datingformat: „M.O.M – Milf oder Missy“ lässt zwei Männer aus Frauen verschiedenen Alters wählen. Hoffentlich ist das so schnell vorbei wie ein Quicky, meint unsere Community-Autorin.

Sex-Appeal – das neue alte It-Piece im Dating-Show-Kosmos. Ist das geil? Offensichtlich schon, finden die Macher*innen der neuen Dating-Show „M.O.M. Milf oder Missy“, in der Sexyness auf die altbekannten Klischees heruntergebrochen wird und damit schon nach den ersten Minuten einfach nur eins ist: ungeil. 

Die beiden Hengste, die man zu den fickwilligen Stuten auf die Weide führt, sind genauso Klischee, wie die in zwei Gruppen eingeteilten Frauen. Ein 57-jähriger Unternehmer, der „sich jeden Luxus leisten kann“ konkurriert mit einem 28-jährigen Personal Trainer. Hier stehen Kohle und Körper in direkter Konkurrenz zueinander. Reich versus reizend. Die Frauen lassen sich also wahlweise vom Kontostand oder einem muskelbepackten Schönling blenden. Weil es Frauen darüberhinaus ja auf nichts ankommt.

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Der Sendung kommt es ohnehin nicht wirklich auf was Neues an, es ist das altbekannte Regiebuch: Eine Horde bumswilliger Weibchen lässt sich auf ihre Fuckablity von (hier zwei) Männern von Woche zu Woche bis auf das Premium-Modell reduzieren – das soll es dann sein, natürlich fürs Leben. Das Konzept ist nicht neu, diese Art von Dating-Show gab es schon mit nackten Normalos und nymphomanen C-Promis. 

Um die Show von anderen abzuheben, teilt man pfiffigerweise die freiwilligen Dategirls in die Gruppe der jungen „Missys“ und der alten „Milfs“ ein. Und auch wenn nicht mal alle der Milfs (Mother I’d like to fuck) wirklich Mütter sind, „die restlichen Anforderungen an das Wort erfüllen sie aber perfekt“. Aha. Fuckability, sag ich doch. Jetzt auch für Mütter und reife Frauen offenbar en vogue – darauf hat die Welt gewartet. Ironie Ende.

Das Konzept, Frauen zu kategorisieren und „alt“ und „jung“ mit Labels zu dekorieren, die ein*e Achtjährige*r im Laubsägeunterricht ausgeschnitten zu haben scheint – ob das so woke ist, Pro 7*? Nachdem ihr doch zuletzt ein zitterndes Beinchen ins kalte Wasser des Feminismus gestreckt habt (Joko & Klaas) und als Ablasszettel vor und nach GNTM Werbespots für Diversität und gegen Hatespeech gesendet habt. Seid doch mal ehrlich: Diese Kuppelshows gibt es doch gerade nur, damit sich die Leute auf der Couch das Maul zerreißen können. Auf der Couch ist das offenbar okay, aber im Internet dann bitte nicht.

Das Intro der Teilnehmerinnen ist wie ein Aufguss nerviger Junggesellinnen-Abschiede in Fußgängerzonen: Albernes Gestammel und sexuelle Andeutungen im Champagner-Schwips mit voyeuristischem Fremdschampotenzial für die Zuschauenden. Pimmelwitze und Prosecco – girls will be girls.

Die Girls, 14 Stück an der Zahl, zwischen 24 und 46 Jahren, werden durchgängig vor allem durch eins charakterisiert: Sexyness. „Sieben junge sexy Beautys“ räkeln sich im Bikini am Strand, es sind die „Missys“, die auch in den weiteren Folgen nicht viel mehr machen, als gut auszusehen, so will es das Konzept. Die durchgenudelten Dialoge der Teilnehmer*innen sind so oberflächlich wie die Werbeplakate eurer Sendung: „Was Altes? Was Junges? Was Neues!“ – es, das Objekt.

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„Ist Milf eigentlich ein Kompliment?“ steht auf einem Plakat zur Sendung. Wie soll ich es sagen? Wir Frauen sind ganz aus dem Häuschen über diese neue Fick-Kategorie. Wenn uns die Männerwelt attestiert: vögelbar! Was für ein Kompliment! Nicht.

Der Versuch, eine neue Dating-Show auf die Beine zu stellen, scheitert hier im Jahre 2020 vor allem an alten Geschlechter-Klischees. Es ist peinlich – für Frauen und Männer. Es ist unnötig. Bleibt nur zu hoffen, dass die Show so schnell vorbei ist wie ein Quickie. Dann hätten wir es hinter uns und Deutschland wieder einen schlechten medialen Erguss weniger.

* Joyn gehört zu ProSiebenSat1 Media.

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