Kann man gegen das Essen von Tieren sein und gleichzeitig völlig stumpfsinnig Frauen herabwürdigen?
Kann man gegen das Essen von Tieren sein und gleichzeitig völlig stumpfsinnig Frauen herabwürdigen? Der bekannte vegane Kochbuchautor Attila Hildmann macht es zur Zeit vor. Als überzeugte Veganerin will sich Kathy nicht mit ihm in einen Topf werfen lassen.
Veganer* und Feministen* haben viel gemein. Sie kritisieren bestehende Machtverhältnisse, müssen sich mit ähnlich fragwürdigen Reaktionen auseinandersetzen („Pflanzen haben auch Gefühle!“ – „Männer werden auch unterdrückt!“), haben den Gutmenschen-Stempel eh weg und nerven vornehmlich all diejenigen, denen das mit dem gesellschaftlichen Fortschritt einfach viel zu schnell geht. Der Ausweg für einige Veganer? Coolness via Sexismus.
Tierrechte, Kapitalismus und Körperoptimierung
Die Beweggründe, vegan zu leben sind unterschiedlich. Meine Motivation ist tierrechtlicher und antikapitalistischer Natur. Für einige hingegen ist vegane Ernährung einzig und allein ein Weg zur Körperoptimierung, worüber Lisa von der Mädchenmannschaft einen hervorragenden Artikel geschrieben hat.
Körperkult und der sogenannte Lookism in veganen Kreisen sind mir schon vor einiger Zeit aufgefallen. Es sind bei weitem nicht alle, aber in sozialen Netzwerken bringen sich immer wieder vegan lebende Menschen prominent ein, die ihre schlanken, gestählten Körper präsentieren. Es geht nicht mehr (allein) um eine moralische, eine politische Haltung. Es geht darum das eigene Selbst zu optimieren und zu zeigen, wie hoch der Grad der Perfektion ist, den man bereits erreicht hat.
Ich bin der Meinung, dass niemand mit erhobenem Zeigefinger durch die Welt gehen und Menschen erklären sollte, wie sie auszusehen, zu essen, zu leben haben. Problematisch wird es jedoch wenn ständig neue Trends, Ernährungsformen und Dogmen auftauchen, die suggerieren, den eigenen Körper, und damit das eigene Selbst perfektionieren zu können. Die Zielgruppen für die Vermarktung von Körperoptimierung und Veganismus überlappen praktischerweise. Es sind hauptsächlich junge Frauen. Das ist nicht nur ein Problem für den tierrechtlich motivierten Teil der veganen Szene, weil das politische Anliegen unter literweise Detox-Säften und sündhaft teuren proteinreichen, irrsinniger Weise aus den USA importierten Grünkohlchips (sorry Umwelt!) langsam verblasst. Es ist auch ein Problem, weil der gesunde, schlanke Körper das Maß aller Dinge wird. Als würde es nicht reichen, vegan zu leben, weil man den Gedanken, dass Küken geschreddert, Kälber ihren Müttern entrissen und geschlachtet werden und Hühner auf elendig kleinem Raum zusammengepfercht leben, einfach nur schrecklich und barbarisch findet.
Fremdschämen deluxe
Dem Ganzen die Krone aufgesetzt hat der in der veganen Szene bereits sehr umstrittene Attila Hildmann. Bisher ist er eher durch eine geschickte Vermarktungsstrategie seiner Kochbücher aufgefallen (vegan=supersexy junger Körper), die ihm seine schnellen Schlitten mit Lederausstattung finanziert haben dürften.