Foto: Johhny Caspari via Unsplash

Was tun, wenn die Führungskultur im Unternehmen Frauen ausbremst?

Ihr steckt beruflich fest, habt Probleme mit euren Kolleg*innen oder andere Fragen und Sorgen rund ums Berufsleben, die euch beschäftigen? Bei „Was tun?“ gibt es Tipps von Expert*innen.

„Was tun, wenn ich in einem Unternehmen arbeite, in dem Frauen und sich verändernde Führungskulturen von Männern nicht ernst genommen werden?“

Dieses Mal beantwortet euch die Frage Heidi Stopper, Top-Management-Coach:

„Wenn der Großteil der Männer und die Unternehmenskultur Frauen grundsätzlich nicht ernst nehmen, dann muss man sich überlegen, ob man das Unternehmen vielleicht verlässt. Meistens ist es aber so, dass es einige wenige Männer sind und dann muss man genau hinschauen, woran es liegt und dementsprechend handeln.

Das eine kann das System sein. Das heißt, dass Frauen mit einem geringeren Status ausgestattet sind und in unserer Arbeitswelt leider anders bewertet werden. Das andere kann eine machtpolitische Konstellation sein. Da kann es jemandem ganz recht sein, dass er andere, egal welchem Geschlecht, ausbremst. Ein weiterer Grund kann auf der Wirkungsebene liegen: Wie sichtbar bin ich? Wie wirke ich auf andere? Wie überzeuge ich?

Alternativ Text
Heidi Stopper war Personalvorstand bei der Pro Sieben Sat 1 AG. Dann machte sie das Coaching, zur Vollzeit-Berufung.

Um die Situation einschätzen zu können, ist es wichtig, erstmal zu beobachten, ob nur ich so behandelt werde oder ob andere Kolleg*innen ebenfalls nicht ernst genommen werden. Man kann auch mit Kolleginnen sprechen, seine Situation erklären und in Erfahrung bringen, ob es bei ihnen ähnlich ist. Wenn man weiß woran es liegt, kann man dementsprechend handeln.“

Das könnt ihr tun

„Wenn es ein grundsätzliches Systemproblem ist, dann muss man sich auf der Wirkungsebene leider ein bisschen mehr anstrengen. Viele kennen bestimmt die Situation, ich selbst auch, dass man etwas sagt, keiner reagiert und drei Minuten später sagt ein Kollege das gleiche und alle finden es toll. Ich habe damals festgestellt, dass ich einfach viel zu zurückhaltend war und viel im Konjunktiv gesprochen habe. In solchen Fällen muss man lernen, den Raum für sich und seine Idee einzunehmen. Das können Coachings, Kurse oder einfach Gespräche mit Freund*innen oder Kolleg*innen sein.

Bei manchen Personen hilft es auch, sie anzusprechen, denn man kann immer daran arbeiten. Man kann sich auch Hilfe holen von anderen Kolleg*innen oder immer neue Vorgehensweisen ausprobieren. Wichtig ist nämlich auch der Gedanke, dass wir das System von innen heraus ein Stück verändern können.

Letzten Endes muss man die Situation immer gut beobachten und einordnen woran es liegt: Dem ganzen Unternehmen, einem einzelnen Mann, der seine Macht ausüben möchte oder vielleicht an mir und meiner Wirkung. Ich kann jeder Frau nur Mut machen: Man lernt in seiner Karriere immer dazu und auch in diesen Bereichen wird man besser und weiß, wie man es angehen kann.“

Euch liegt eine andere Frage auf dem Herzen und ihr sucht einen Rat? Hier könnt ihr uns anonym alles zum Thema Beruf und Karriere fragen.

Anzeige