„Weil du kannst“, heißt das im Rowohlt Verlag erschienene Debüt von Olivia Grimaud. Unternehmerisches Denken entwickeln, die digitale Sichtbarkeit erhöhen und ein profitables Business aufbauen – wie kann das alles gehen in einem ohnehin vollen Alltag? Wir trafen Olivia Grimaud zum Interview.
Olivia Grimaud ist Online Businessstrategin. Vor vier Jahren startete sie parallel zu ihrer Vollzeit-Festanstellung den Instagram-Account, wo sie etwa eineinhalb Jahre Frauen gezeigt hat, wie sie als Expertinnen, Beraterinnen und Trainerinnen insbesondere bei Social Media sichtbar werden können – und eben auch, wie sie Kund*innen gewinnen. Etwas später, es war im Februar 2022, kam dann der Gedanke: Wenn ich das die ganze Zeit für andere mache, dann kann ich es doch auch gleich für mich machen? Und so wagte Olivia den Sprung von der Festanstellung in die Selbstständigkeit. Im Interview sprechen wir darüber, warum das die richtige Entscheidung war. Wir möchten wissen, welche Voraussetzungen vor der Gründung gegeben sein sollten. Und natürlich sprechen wir über das bei Rowohlt erschienene Buch von Olivia Grimaud: „Weil du kannst. Wie du dein volles Potenzial entfaltest und ein erfolgreiches Business führst“.
Dein Buch, liebe Olivia, hat einen sehr empowernden Titel: „Weil du kannst“. Erzähl: Wie kamst du auf die Idee, dieses Buch zu schreiben?
„Es war ein Traum von mir, den ich durch meine Arbeit für mich entdeckt habe. Ich wollte all das Wissen, das ich in meinen Coachingprogrammen, meinen Einzelberatungen oder meinen Produkten weitergebe, einmal gebündelt zusammenfassen. Und ich wollte Frauen, egal wo sie gerade stehen, einen einfachen, direkten Zugang geben, ohne dass sie sich gleich zu intensiven Programmen verpflichten müssen. Das Ziel war, so viele Frauen wie möglich zu erreichen.“
Du stellst in dem Buch sofort eine Augenhöhe mit den Leser*innen her: Du teilst mit ihnen sehr private Erfahrungen, erzählst von Tiefpunkten, von Trauer, vom Wiederaufstehen. Fiel es dir schwer, dich so zu öffnen?
„Nein, ganz im Gegenteil. Ich finde es unglaublich wichtig, auch die Geschichten hinter dem Erfolg zu zeigen. Oft sehen wir nur die großartigen Erfolge, die gefeiert werden, und sind heutzutage so daran gewöhnt, dass diese schnell kommen. Man bestellt etwas, drückt einen Knopf und bekommt es sofort.
Es war mir wichtig zu zeigen, dass Erfolg nicht geradlinig ist. Es ist kein Problem für mich, darüber zu sprechen, da ich solche Erfahrungen schon immer in meinem Umfeld geteilt habe. Themen wie Trauer, finanzielle Engpässe oder die Herausforderung, Kind, Karriere und Familie unter einen Hut zu bringen, kommen in unserer Gesellschaft oft zu kurz oder werden tabuisiert. Ja, das Thema Vereinbarkeit wird mittlerweile sichtbarer, aber wird auch wirklich etwas dafür getan? Meiner Meinung nach nicht genug.
Deshalb fiel es mir nicht schwer, das alles laut zu sagen. Ich weiß, dass viele Menschen ähnliche Lebenswege haben. Ich bin nicht die, die in einem Reihenhaus in der Vorstadt aufgewachsen ist und eine Privatschule besucht hat. Vor sechs Jahren hatte ich noch 30.000 Euro Schulden und musste überlegen, wie ich den Sommer mit meiner Tochter gestalte. Auf Plattformen wie Linkedin sieht man oft nur die goldenen Spitzen des Erfolgs, aber was darunter liegt, bleibt meist unsichtbar. Es ist wichtig, diese Geschichten zu teilen und Diskurse anzustoßen.“
„Es war mir wichtig zu zeigen, dass Erfolg nicht geradlinig ist.“
Olivia Grimaud
„Weil du kannst. Wie du dein volles Potenzial entfaltest und ein erfolgreiches Business führst“
Olivia Grimaud, gebürtige Französin, ist in Berlin aufgewachsen. Mit über einem Jahrzehnt Erfahrung als Head of Social Media für Unternehmen wie arte und die Funke Mediengruppe erreichte sie Millionen von Menschen und entwickelte und innovative Strategien. Als Expertin im Bereich Social Media erlebte sie den digitalen Wandel seit seinen Anfängen hautnah mit und beherrscht die neuesten Trends und Technologien.
Nach der Geburt ihrer Tochter begann sie, nebenberuflich als Business Coach zu arbeiten. Sie absolvierte eine Ausbildung zum zertifizierten Leadership Coach und zur zertifizierten Kommunikationstrainerin und gründete 2020 den „Female Social Media Club”. Heute arbeitet sie als Business Coach für Online-Marketing und hat eine klare Mission: Sie möchte so viele Frauen wie möglich auf dem Weg zu einem erfüllten, finanziell unabhängigen und bedeutungsvollen Leben begleiten. Anfang 2023 gründete sie ihre eigene Unternehmensberatung, die „Weil sie kann GmbH“.
Das Buch „Weil du kannst“ ist bei Rowohlt erschienen und perfekt für Menschen, die eine Idee haben, die gerne gründen möchten oder soeben gegründet haben. Die positive und empowernde Art von Olivia Grimaud ist ansteckend. Spoiler: Die Lektüre ist eine Reise, und jede*r Leser*in kommt woanders an. Mehr Infos
Eines dieser oft tabuisierten Themen, gerade in der Arbeitswelt, ist das Imposter-Phänomen, über das wir bei Edition F in ständigem Austausch mit der Community sind. Was ist das Impostor Syndrom aus deiner Sicht und warum, glaubst du, sind vor allem Frauen damit beschäftigt?
„Das Imposter-Syndrom ist im Grunde die innere Stimme, die dir sagt: ,Du kannst das nicht.’ Unabhängig davon, wie viele Beweise du für deine Fähigkeiten gesammelt hast, bleibt dieses Gefühl, nicht gut genug zu sein. Die eigenen Erfolge werden oft dem Zufall oder Glück zugeschrieben. Besonders viele Frauen erleben das, weil sie in einer Gesellschaft aufwachsen, die ihnen beibringt, nicht zu laut zu sein, nichts zu fordern, sich immer angemessen zu verhalten und ihre eigenen Erfolge nicht zu feiern.
Ich bemühe mich sehr, dieses Muster nicht an meine Tochter weiterzugeben. Ich möchte, dass sie stolz auf das ist, was sie erreicht oder besitzt. Der Spruch ,Eigenlob stinkt’ ist für mich völlig falsch – Eigenlob stimmt! Wenn sie ein schönes Bild gemalt hat oder ein tolles Geschenk zum Geburtstag bekommen hat, sagt sie manchmal: ,Ich darf damit nicht angeben.’ Ich ermutige sie dann dazu, stolz zu sein und das auch laut zu sagen. Die richtigen Menschen werden sich für sie freuen.“
Du sagst, du möchtest das Muster nicht an deine Tochter weitergeben – das heißt, du hattest auch mit Imposter zu tun. Ist das noch immer so?
„Ich habe das Imposter-Syndrom inzwischen überwunden, aber es hat viel Arbeit erfordert. Es begann erst, als mir bewusst wurde, dass ich es überhaupt hatte. Zu Beginn meiner Karriere litt ich massiv darunter. Obwohl ich fachlich kompetent war, fühlte ich mich oft wie jemand, der nach dem Motto ,Souveränes Auftreten bei absoluter Ahnungslosigkeit’ handelt. Egal, welche Karrierestufe ich erreichte, ich hatte immer dieses Gefühl: ,Oh Gott, hoffentlich merken sie nicht, dass ich eigentlich nichts kann.’ Und ich beobachte, dass es ganz vielen gerade erfolgreichen Businessfrauen ganz ähnlich geht.
Ein entscheidender Wendepunkt war die Geburt meiner Tochter. Da hat sich bei mir ein innerer Schalter umgelegt. Ich dachte zunächst, es würde schwierig werden, Karriere und ein kleines Kind zu vereinen. Aber es war tatsächlich so, als würde nicht nur ein Kind geboren, sondern auch eine neue Identität – die Identität als Mutter. Das war wahrscheinlich einer der Gründe, warum ich danach so entschlossen die Karriereleiter hinaufgerannt bin.“
Du beschreibst im Buch aber auch die Erschöpfung. Durch die Corona-Pandemie, durch den wilden Alltag mit Job und Kind. Wie schafft man es in diesem Alltagstunnel überhaupt, Energie zu schöpfen, um eine gute Geschäftsidee zu entwickeln und dann auch wirklich umzusetzen?
„Im Grunde war genau dieses Thema, eine Idee zu entwickeln und mich damit zu beschäftigen, mein großer Anker! Es war das, was mich aus diesem Tunnel, den du beschreibst, herauszog. Raus aus diesem Hamsterrad von Kita, Arbeitsbelastung, ständiger Verantwortung. Das hat mir unglaublich viel Kraft gegeben. Es war mein Rückzugsort. Besonders abends, als mein erstes Kind im Bett war – mittlerweile habe ich ja zwei Kinder – habe ich in meinen Arbeitsstunden richtig Gas gegeben. Es war, als hätte ich mir damit einen Weg nach draußen gebaut, eine eigene Straße in eine bessere Zukunft. Das hat mir so viel Energie und Freude geschenkt, dass ich noch heute davon zehre. Wenn ich mal einen Tag nicht an meinem Business arbeite, werde ich unruhig – nicht, weil das Imposter-Syndrom anklopft, sondern weil ich das Gefühl habe, etwas für mich tun zu wollen.
Viele gehen mit der Idee rein: ,Das wird richtig viel Geld einbringen.’ Aber ohne intrinsische Motivation geben sie auf, wenn mal ein Launch nicht klappt oder ein Produkt nicht angenommen wird. Für mich war mein Business immer wie eine Insel – ein sicherer Ort. Es geht darum, ob wir unsere Fähigkeiten für ein Unternehmen einsetzen und uns fremdbestimmt fühlen oder ob wir sie für uns nutzen und auf unser eigenes Konto einzahlen. Es gibt natürlich Menschen, die das Glück haben, in Unternehmen zu arbeiten, deren Werte mit den eigenen übereinstimmen – das ist der Best Case. Aber bei mir war das nicht der Fall.“
„Folge deinem Herzen, aber nimm dein Hirn mit.“
Olivia Grimaud
Den Ausdruck „Sprung ins kalte Wasser“ hört man oft in Bezug auf die Selbstständigkeit. Das hört sich sehr abrupt und schnell an. Macht das immer Sinn?
„Also mein Sprung in die Selbstständigkeit war absolut keine spontane Entscheidung. Ich sage immer: Folge deinem Herzen, aber nimm dein Hirn mit. Ich habe alles strategisch vorbereitet und geschaut, ob der Markt da ist, ob er wächst und ob es eine Nachfrage gibt. Mit meiner Idee löse ich ein konkretes Problem und bin bereit, dranzubleiben, auch wenn der Applaus mal ausbleibt.
Aus meiner Sicht ist es sinnvoll, solch eine Veränderung vorzubereiten. Du brauchst ein finanzielles Polster, um die ersten sechs Monate oder sogar ein Jahr ohne Einnahmen zu überstehen. Oder du startest neben einer Festanstellung oder reduzierst deine Stunden, um nebenbei dein eigenes Ding aufzubauen. Ich bin keine Verfechterin von ,Burn your Bridges’ – das verursacht nur unnötigen Stress. Ich habe das selbst erlebt und kann sagen, dass mein Nervensystem ständig überlastet war. In einer solchen Paniksituation können keine guten Entscheidungen für dein Business getroffen werden.“
Inwiefern haben dir Gespräche und der Austausch mit anderen selbstständigen Frauen geholfen?
„Es ist unglaublich wichtig, sich mit Menschen zu umgeben, die in die gleiche Richtung schauen oder bereits dort sind, wo man selbst hin will. Es gibt dieses Sprichwort: ,Umgib dich mit vier Rauchern, und du wirst der fünfte.’ Genauso gilt: Umgib dich mit erfolgreichen Menschen, und du wirst erfolgreicher. Wenn du dich ständig mit Menschen umgibst, die nur über ihre*n Chef*in oder den Job nörgeln, wirst du irgendwann genauso denken.
Ein Konzept, das mir hilft, ist das ,imaginäre Gremium’. Dabei geht es nicht nur um Strategien, sondern vor allem um Energiemanagement. Finde Menschen, die den Weg, den du gehen willst, bereits gegangen sind, und lass dich von ihnen motivieren. Natürlich kann ich niemandem garantieren, dass er oder sie alles schaffen wird, aber ich glaube fest daran, dass die richtige Inspiration und Motivation entscheidend sind, um die eigene innere Stimme zu stärken, die verlässliche Orientierung geben kann.“
Du beschreibst ja im Buch auch alte Glaubenssätze, die du ablegen musstest. Was waren das für Glaubenssätze und wie hast du es geschafft, sie auszuhebeln?
„Ein typischer Glaubenssatz für mich war: ,Das ist nichts für mich. Das schaffen andere, aber ich nicht.’ Das wurde mir auch in der Schule oft so gespiegelt, weil ich nie die Klassenbeste war. Ich erinnere mich noch daran, dass ich mein Abitur um einen Punkt verfehlt habe und eine Extrarunde drehen musste. Mein Lehrer sagte damals, als ich eine Frage zur Abiturzulassung stellte: ,Vorausgesetzt, Sie schaffen das Abitur überhaupt.’ Solche Bemerkungen haben sich in meiner Schulzeit tief eingeprägt.
„Ich erkannte, dass ich nicht Opfer meiner Glaubenssätze bin, sondern sie bewusst verändern kann.“
Olivia Grimaud
Oft wird über Glaubenssätze aus der Kindheit gesprochen, aber auch als Teenager habe ich viele negative Überzeugungen mitbekommen. Ein weiteres Thema war Geld: Der Glaube, dass es für mich unmöglich ist, viel Geld zu haben. Egal, wie viel ich verdient habe, es schien nie sicher oder dauerhaft. Erst als ich mich intensiver mit Persönlichkeitsentwicklung beschäftigt habe, erkannte ich, dass ich nicht Opfer meiner Glaubenssätze bin, sondern sie bewusst verändern kann. Aber das ist harte Arbeit und nichts, was von heute auf morgen passiert. Es ist eine bewusste Entscheidung, die ich getroffen habe und die jeder von uns treffen kann.“
Was rätst du Frauen, die unbedingt gründen möchten, aber noch nicht wissen, womit?
„Es gibt drei zentrale Fragen, die du dir stellen solltest, wenn es darum geht, ein eigenes Business zu gründen. Die Schnittmenge dieser drei Fragen ist dein Sweet Spot – dein Business. Das ist der Bereich, der dich auch antreibt und weitermachen lässt, wenn die Standing Ovations ausbleiben:
Die erste Frage lautet: Was machst du unglaublich gerne? Was ist das, bei dem du das Gefühl hast: ;Ich liebe es!’? Zum Beispiel: Ich liebe es, über Social Media Strategien zu sprechen, allgemein über Strategien zu reden – da kommt der kleine Nerd in mir zum Vorschein. Hier möchte ich, dass du dich nicht einschränkst. Schreibe eine Liste, nimm dir dafür Zeit. Lass sie zwei Tage stehen, geh spazieren, aber behalte diese Frage immer im Hinterkopf.
Die zweite Frage ist: Was kannst du richtig gut? Was ist das, wofür du immer wieder gefragt wirst: ,Könntest du mal eben…?’ Bei mir sind es zum Beispiel das Entwickeln von Strategien und das Motivieren von Menschen. Ich weiß, dass ich das richtig gut kann – weck mich um drei Uhr nachts und ich gebe dir einen Power-Talk, der dich inspiriert, loszugehen und Großes zu erreichen. Oft ist das, was du liebst, nicht unbedingt das, worin du wirklich gut bist, und umgekehrt. Dieses Bewusstsein zu entwickeln, ist unglaublich wichtig.
Die dritte Frage lautet: Welches Problem löst du? Gibt es ein Problem da draußen, das du mit deinem Können lösen kannst? Hilfst du Menschen, Wissen zu erlangen? Machst du sie reicher, erfolgreicher, glücklicher oder ausgeglichener? Hilfst du ihnen, besser zu schlafen, liebevoller mit ihren Kindern umzugehen oder selbstbewusster auf der Arbeit aufzutreten? Welches spezifische Problem löst du? Wichtig ist, dass du dieses Problem in eine konkrete Situation einrahmen kannst. Wenn du zum Beispiel sagst: ,Ich mache dich glücklicher’, dann musst du das greifbar machen: ,Ich helfe dir, im Business glücklicher zu werden’ oder ,Ich unterstütze dich, damit du dich sicherer in deinem Job fühlst.’
Diese drei Fragen helfen dir, dein Potenzial zu erkennen und einen klaren Weg für dein Business zu finden.“
„Wenn du weißt, wie du als Marke wahrgenommen werden möchtest, dann hast du den Schlüssel zu deinem Erfolg gefunden.“
Olivia Grimaud
Eine meiner Lieblingsstellen in deinem Buch lautet: „Es ist wie bei einem Baum. Das Äußere mag beeindrucken, aber ohne ein stabiles Inneres und tiefreichende Wurzeln kann er nicht bestehen. Ich musste zurück zu meinen Wurzeln, zurück zu dem, was mich einzigartig machte.“ Warum ist es so wichtig, auch beim Aufbau der Personal Brand von innen nach außen zu denken und nicht von außen nach innen?
„Ich liebe diese Frage sehr! Es gibt etwas, das für mich wirklich ein Aha-Moment war: Wenn du weißt, wie du als Marke wahrgenommen werden möchtest – unabhängig von dir als Privatperson – dann hast du den Schlüssel zu deinem Erfolg gefunden. Das ist der Moment, in dem du merkst: Diese Marke möchte ich aufbauen. Es ist aber genauso wichtig, dass diese Marke nicht vollständig losgelöst von dir ist. Hier kommen die Personal Brand Archetypen ins Spiel, die ihren Ursprung in den Theorien von Carl Gustav Jung haben. Sie können dir helfen, zu verstehen, wer du als Privatperson bist und wie du darauf aufbauend deine Personal Brand gestalten kannst.
Das führt dazu, dass du, wenn du all diese Champagner-Anzüge und wallende Kleider siehst, sagst: ,Hey, das bin ich gar nicht.’ Diese Unsicherheit, wie du auftreten sollst, verschwindet, weil du genau weißt, welcher Personal Brand Archetyp zu dir passt. Es gibt diese zwölf Archetypen, die man durchgehen und bearbeiten kann. Ich empfehle immer, sich für einen zu entscheiden, das schriftlich festzuhalten, ihn 24 Stunden ruhen zu lassen und dann noch einmal zu prüfen: Ist das wirklich mein Archetyp? Oder handelt es sich hier um einen Anteil von People Pleasing oder um äußere Erwartungen, die ich mein Leben lang versucht habe zu erfüllen?“
Warum ist es denn so schwer, den People Pleaser in sich loszulassen?
„Es ist schwer, es ist anstrengend und es ist schmerzhaft, dieses ständige ‘Liebsein’ und die Erwartungen anderer erfüllen zu wollen, loszulassen. Kleiner Spoiler: Menschen, in deren System du gut hineingepasst hast, weil du dich angepasst hast, werden in dem Moment, in dem du dein eigenes Ding machst und deine wahre Persönlichkeit lebst, sagen: ‘Hey, du hast dich ja verändert.’ Und das wird am Anfang wehtun.
Du wirst vielleicht versuchen, wieder in dieses alte Raster zu passen, aber das wird dich langfristig unglücklich machen. Irgendwann wirst du erkennen, dass du in dieser ,Pferdeherde’ eigentlich ein Einhorn bist – und dann wirst du deine eigene Einhorn-Herde suchen. Das kann eine kurze, einsame Phase sein, und das ist auch okay. Viele wollen das nicht wahrhaben, aber jeder muss seine eigenen Erfahrungen machen. Ich wollte es auch nicht wahrhaben, aber ich habe gelernt, dass es gut ist, manche Menschen loszulassen, um neue Wege zu gehen.“
People Pleasing ist das eine. Aber müssen wir nicht gerade auch in der Gründungsphase am Anspruch an uns selbst arbeiten – an einem gewissen Perfektionismus?
„Ich glaube fest daran, dass Perfektionismus nur eine andere Form von People Pleasing ist – auch gegenüber sich selbst. Im Grunde ist Perfektionismus nichts anderes als der Wunsch, sich nicht zu schämen und alles richtig zu machen, um sicherzustellen, dass man von anderen gemocht wird. Für mich hat Perfektionismus keinen Platz in meinem Leben.
„Ich glaube fest daran, dass Perfektionismus nur eine andere Form von People Pleasing ist.“
Olivia Grimaud
Ich lebe nach dem Prinzip: ‘Fail faster.’ Scheitere schneller, um schneller herauszufinden, was funktioniert. Wenn ich Produkte entwickle, teste ich sie sofort. Wenn sie gut ankommen, prima, dann verfolge ich diese Richtung weiter. Wenn nicht, dann mache ich einfach das nächste Produkt – ohne mich darüber zu ärgern, dass es nicht sofort Millionen eingebracht hat. Nach zwei Jahren bin ich an dem Punkt angekommen, wo ich mir nicht mehr ständig den Kopf zerbreche, ob ich etwas posten soll oder nicht, oder ob ich den Mut habe, jemanden anzurufen.
Das ist ein Prozess, und es ist okay, dass es ein Prozess ist. So abgedroschen es klingt: Ohne den ersten Schritt gibt es keinen Hundertsten. Ohne den ersten Post gibt es keinen Tausendsten, und ohne den ersten Follower keinen zehntausendsten. All das hat viel mit Scham zu tun – der Angst davor, sich zu blamieren. Wie befreiend wäre es, sich von dieser Angst für immer zu lösen?“
Olivia Grimaud ist Speakerin auf dem FEMALE FUTURE FORCE DAY
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